Rolltreppen – die Fahrt vor der Fahrt
Mit umfangreichen Programmen tauscht die KVB alte Rolltreppen durch neue aus.
Hiermit wird die Anzahl von Störungen reduziert und der Fortschritt der Technik genutzt.
Ein Element der Barrierefreiheit und des Komforts im Kölner ÖPNV werden hierdurch noch besser. Schauen wir einmal auf dieses Thema, dass für viele Kölnerinnen und Kölner immer wieder Grund zur Meinungsäußerung ist.
Eine psychologische Täuschung
Die KVB betreibt 263 Rolltreppen in ihrem Netz. Hiermit werden Stadtbahn und Bus für viele erst erreichbar, für andere ist es einfach Komfort. Doch zu häufig heißt es: „Immer kaputt, die KVB kann keine Rolltreppen.“
Doch der Eindruck trügt!
Nutzen wir eine „Fahrtreppe“, wie Rolltreppen in der Fachsprache heißen, dann haben wir das schnell vergessen. Wir merken uns dies nicht, weil funktionierende Rolltreppen ein kleines Element in der Wegekette sind, sie sind Mittel zum Zweck und unsere Gedanken sind häufig ganz wo anders.
Laufen wir aber auf eine stehende Rolltreppe zu, dann stoppt dies unser Vorankommen abrupt, wir müssen umdisponieren – die meist steilere Rolltreppe steigen oder die Treppe nebenan nutzen. Mit schwerem Gepäck oder „älteren Knochen“ wird das gleich unangenehm. Das merken wir uns.
Doch die KVB kann Rolltreppen. Und dabei wird sie immer besser, was die folgenden Zahlen zeigen.
Umfangreiche Erneuerung führt zu weniger Störungen
Die KVB investiert kontinuierlich in die Qualität ihrer Mobilitätsangebote. Allein in diesem Jahr wurden 14 Rolltreppen ausgetauscht, im vergangenen Jahr waren es acht Anlagen. Allein der Neumarkt hat bereits acht neue Rolltreppen erhalten, zwei weitere folgen im nächsten Jahr. Für alle, die nicht dabei sein konnten, haben wir ein- und ausschwebende Rolltreppen hier in einem Video festgehalten.
Die Rolltreppe – ein technisches Wunderwerk?Von den insgesamt 263 Rolltreppen im KVB-Netz verbinden 179 die Verteilerebenen mit den Bahnsteigebenen. Die weiteren 84 Anlagen verbinden die Straßenebene mit Verteilerebenen.
Rolltreppen sind kleine technische Meisterwerke. Sie bestehen aus mehreren hundert Bauteilen und können weit mehr als stupide in eine Richtung fahren. Moderne Anlagen melden ihren Zustand dank digitaler Technik an Leitstellen und über Daten-Managementsysteme in die Kundenmedien.
Sie können ihre Fahrtrichtung wechseln, sobald Kontaktsensoren den Bedarf in die andere Richtung erkennen und zugleich keine Passanten mehr in die eigentliche Richtung unterwegs sind.
Dabei können sie unterschiedlich lang und schwer sein. Die zwei längsten Rolltreppen im KVB-Netz befinden sich in der Haltestelle „Severinstraße“ und überbrücken jeweils eine Höhendifferenz von 18,88 Metern. Die kürzeste steht an der Haltestelle „Mülheim Wiener Platz“ und muss nur einen Höhenunterschied im Gelände von 2,8 Metern überwindbar machen.
Die neuen Rolltreppen am Neumarkt vor der Mayerschen Buchhandlung sind zum Beispiel 10,4 Tonnen schwer. Auch im Gewicht gibt es Unterschiede, abhängig von der Länge einer Anlage.
Umfangreiche Erneuerung führt zu weniger Störungen
Die KVB investiert kontinuierlich in die Qualität ihrer Mobilitätsangebote. Allein in diesem Jahr wurden 14 Rolltreppen ausgetauscht, im vergangenen Jahr waren es acht Anlagen. Allein der Neumarkt hat bereits acht neue Rolltreppen erhalten, zwei weitere folgen im nächsten Jahr. Für alle, die nicht dabei sein konnten, haben wir ein- und ausschwebende Rolltreppen hier in einem Video festgehalten.
Der Altersdurchschnitt der 263 Rolltreppen im Netz der KVB liegt inzwischen bei nur noch 15 Jahren.
Die Älteste ist 52 Jahre alt. Mit mehreren Erneuerungsprogrammen – 2024 bis 2027 mit 34 Anlagen und 2020 bis 2026 mit 42 Anlagen – wird die Anzahl von Störungen deutlich reduziert und der Komfort für die Fahrgäste deutlich gefördert.
Im Jahr 2021 verzeichnete die KVB noch 13.871 Störungen, in 2024 mit 10.963 bereits deutlich weniger. In diesem Jahr (bis Ende Oktober) sind es „nur“ noch 7.414, der positive Trend setzt sich also fort.
Noch muss die KVB rund drei Millionen Euro jährlich für die Wartung und Reparatur ihrer Anlagen aufbringen. Auch dieser Wert wird mit der kontinuierlichen Erneuerung sinken.
Technische Neuerungen verbessern den Service
Am praktischsten ist die Fähigkeit der Rolltreppen, ihre Fahrtrichtung zu wechseln. Das wird zum Vorteil, wenn die bauliche Situation Platz nur für eine Anlage an einem Abgang bietet. So können der Hin- und Rückweg komfortabel zurückgelegt werden, auch wenn ggf. etwas gewartet werden muss.
Befinden sich zwei Rolltreppen neben einander, so kann die eine den Dienst der anderen mit übernehmen, falls diese durch eine Störung zum Stillstand gekommen ist. Die Verfügbarkeit des Services vergrößert sich somit, der Stillstand müsste eigentlich in der Statistik relativiert werden.
Für die Nachhaltigkeit ist die verbesserte Energieeffizienz von Bedeutung. Die neuen Anlagen benötigen weniger Strom, was bei deren Dauereinsatz nicht zu verachten ist. Genauso bedeutend ist die hohe Qualität der Anlagen, die ein „langes Leben“ ermöglicht und wirtschaftlich nachhaltig ist. Im jüngsten Austauschprogramm liefert zum Beispiel der Hersteller TKE 23 Rolltreppen. Die Qualität dessen Produktes wurde kürzlich bei der Abnahme einer Anlage durch den TÜV hervorgehoben.
Verbessert wurden auch verschiedene Aspekte der Sicherheit. Im Laufe der Jahre haben die technischen Gutachter von TÜV und Co immer mehr Erkenntnisse aus geschehenen Unfällen gewonnen – so werden im Bediengebiet des TÜV Rheinland zum Beispiel rund 30 Unfälle je Jahr „abgearbeitet“, heißt analysiert und ggf. mit Handlungsempfehlungen versehen. Solche Erkenntnisse gehen in die Konstruktion neuer Anlagen ein und nutzen damit den vielen Nutzerinnen und Nutzern, die häufig gar nicht ahnen, welche Gefahren falsches Verhalten bedeutet. So werden sehbehinderte Menschen durch eine kontrastreiche Farbgebung an den Hinter- und Seitenkanten der Trittstufen besser geschützt. Auch ist der Einklemmschutz durch Sockelbürsten an den Treppenenden verbessert worden.
Für den Betreiber KVB hat aber auch eine weitere Erneuerung große Bedeutung. Inzwischen können etwa 95 Prozent der Rolltreppen ihren Zustand „fahre“ oder „fahre nicht“ direkt an die Leitstelle des Unternehmens und die sogenannte Datendrehscheibe des ITCS (Intermodal Transport Control System) melden. Bei einer Störung können die Fachleute dann gezielt rausfahren und für schnelle Hilfe sorgen. Und die Fahrgäste können bereits auf dem Weg zur Haltestelle auf dem Handy erkennen, ob eine Rolltreppe fährt oder leider doch eine Barriere darstellt. Sie müssen nicht mehr „stranden“ und dann vor Ort umdisponieren.
Die neuen Rollteppen-Typen sind zudem mit Sensoren ausgestattet, die Teilsysteme und Bauteile überwachen und einen sich anbahnenden Defekt, z. B. durch Verschleiß, proaktiv melden.
Ein Austausch alt gegen neu ist deshalb nicht nur ein Tausch. Hiermit wird jedes Mal ein Schritt nach vorne gemacht.
Verschleiß und andere Störungsgründe fordern die KVB heraus
Die Ursachen für Störungen sind vielfältig. Im Laufe der Zeit findet Verschleiß an zahlreichen Bauteilen statt, so dass zum Beispiel eine Förderkette reißen kann oder Materialbruch an einer Trittstufe attestiert wird. Häufig erhalten auch die Handläufe aus Gummi mit zunehmenden Jahren des kontinuierlichen Einsatzes Risse. An beiden Enden der Treppen befindet sich ein Schutzkamm, der das Einklemmen von Gliedmaßen verhindern soll. Verliert jedoch ein Passant einen Gegenstand – etwa eine Münze – dann verbiegen oder brechen Streben dieser Kämme. Schäden an einer Welle, verbogene Führungsschienen und „schlagende“ Trittstufen kommen hinzu.
Auch die Elektrik, Sensorik, Steuerung und der Motor der Anlagen können Defekte aufweisen. Rolltreppen sind zudem nicht vollständig abgedichtet, Staub und Schmutz dringen ein und können zusammen mit der Umgebungsfeuchtigkeit zu Verklumpungen führen. Insbesondere der Eintrag von Regenwasser, im Winter angereichert mit Streugranulat oder Salz, führt zum Verschleiß.
Vandalismus beeinträchtigt viele Passanten
Besonders ärgerlich ist aber Vandalismus. Wenn etwa bewusst Gegenstände eingebracht werden, die sich dann verkannten, ist die Wirkung die gleiche wie bei einem unbeabsichtigt verlorenen Gegenstand. Die Fahrgäste können die Rolltreppe nicht nutzen und ärgern sich –
„Schon wieder!“
Auch die Betätigung des Notstopps, etwa um Passanten zu erschrecken, ist nichts anderes als ärgerlich. Die Anlage kann dann erst wieder eingeschaltet werden, wenn Klarheit darüber besteht, dass keine Person auf ihr gestürzt ist und Hilfe benötigt.
Etwa ein Viertel der Störungen von Rolltreppen gehen auf Vandalismus zurück!
Die KVB ist schnell…
Die KVB setzt alle Hebel in Bewegung, um Störungen möglichst schnell zu beenden. Für das Monitoring wurden drei Zeitkategorien gebildet: Störungen, die innerhalb von vier Stunden erfolgreich beendet werden konnten, Störungen, die zwischen vier Stunden und vier Tagen andauerten und Störungen, die länger als vier Tage bestanden.
Wer auf das bisherige Jahr 2025 (Januar bis Oktober) schaut, kann einen sehr guten Leistungsstand erkennen:
Von den 7.414 Störungen der ersten zehn Monate konnten 87,2 Prozent der ersten Kategorie zugeordnet werden. Im Durchschnitt wurden diese innerhalb von 1,5 Stunden beendet.
Weitere 10,9 Prozent der Störungen sind der Kategorie 2 zugeordnet und dauerten im Durchschnitt 18,5 Stunden an.
Lediglich 1,89 Prozent der Störungen mussten der Kategorie 3 zugeordnet werden und bestanden im Durchschnitt (bzw. bestehen bereits) 23,9 Tage.
Gemessen an der Größe des Stadtgebietes und der begrenzten Teamstärke ist diese Leistung beachtlich. Dies zumal Störungen sehr unterschiedlich sein können und nicht jede Fehlersuche bzw. Behebung reine Routine darstellt.
…und kreativ
Was tun, wenn ein Lieferant Ersatzteile nicht mehr liefern kann? Sollen dann Anlagen dauerhaft stillgelegt werden? Bitte nicht!
Doch solche Herausforderungen bestehen. Technische Anlagen die einige Jahrzehnte alt sind, führen ein solches Risiko immer mit sich – „abgemeldet“ heißt es, wenn Ersatzteile nicht mehr verfügbar sind.
Doch die KVB legt in solchen Fällen die Hände nicht in den Schoß und sagt „Sorry, was sollen wir machen?“ Zunächst einmal bedeutet die Abmeldung von Ersatzteilen meist, dass dies durch den Lieferanten aktiv bekanntgegeben wird. Jetzt besteht die Chance, Restbestände aufzukaufen. Für manche Ersatzteile können auch Produkte anderer Hersteller genutzt werden. Und wenn das alles nicht hilft, dann arbeiten die Facharbeiter/innen der KVB Bauteile auf, damit diese wieder funktionieren. In manchen Fällen stellen sie Ersatzteile auch selbst her. Um schnell agieren zu können, betreibt die KVB in ihrem Verkehrsnetz verschiedene kleine Lager, in denen alltäglich benötigte Ersatzteile vorgehalten werden.
Natürlich kostet das etwas Zeit, im Markt zu suchen, aufzuarbeiten oder selbst anzufertigen. Aber Stillstand heißt nicht Stillstand. Hier ist etwas Geduld erforderlich.
Die KVB fühlt sich für die Qualität des Services auf dem Weg zu Bus und Bahn verantwortlich. Deshalb hat das Unternehmen seit 2015 einen Großteil der Instandhaltung wieder übernommen, anstelle nur auf externe Dienstleister zu setzen. Doch ohne gut qualifizierte Ingenieur/innen und Facharbeiter/innen geht das nicht.
Aktuell sind 27 Personen mit der Instandhaltung und Erneuerung von Rolltreppen beschäftigt. Das Team freut sich immer über neue Kolleginnen und Kollegen. Diese sollten technische Begeisterungsfähigkeit mitbringen, offen für Neues sein, Freude am Arbeiten im Team haben, Motivation für die Arbeit im Schichtdienst bzw. in der Rufbereitschaft besitzen sowie sich durch eine eigenständige und lösungsorientierte Arbeitsweise auszeichnen.
Wünsche für eine gute Fahrt vor der Fahrt
Die Facharbeiter/innen der KVB kümmern sich mit großem Engagement um die Rolltreppen im Kölner Stadtbahnnetz. Sonst wäre die hohe Verfügbarkeit von 90 bis 95 Prozent nicht möglich.Eine Voraussetzung hierfür ist, dass sie schnell an stehende Anlagen herankommen. Die digitale Technik hilft ihnen dabei, wenn eine Störung direkt an die Leitstelle gemeldet wird. Sie können dann gezielt rausfahren. Der Zeitvorteil geht jedoch verloren, wenn Rolltreppen mutwillig zum Stillstand gebracht werden – etwa durch die missbräuchliche Betätigung des Notstopps oder durch bewusst eingesteckte Gegenstände.
Deshalb haben wir alle den Wunsch, solche Handlungen einfach sein zu lassen. Es ist nicht lustig, wenn an anderer Stelle eine Rolltreppe nicht flott gemacht werden kann, weil die Fachleute unnötig gebunden sind. Anderswo stehen dann Menschen an einer Treppe und kommen nicht oder nur mit großen Mühen weiter. Vandalismus ist kein „Dumme-Jungen-Streich“!
Und ein weiterer Wunsch: Die Menschen, die vor Ort arbeiten, machen dies im Schichtdienst und auch an Wochenenden. Sie wünschen sich den Respekt, mit dem ihre Arbeit wertgeschätzt wird. Dies ist nicht der Fall, wenn etwa geschimpft wird oder der Kaffeebecher in die Baustelle fliegt. Ein Lächeln, ein „Danke!“ hilft aber in jedem Fall.
Gute Fahrt auf dem Weg zu Bus und Bahn!
Fotos: Stephan Anemüller, Costa Belibasakis
Wer Interesse an weiteren Beiträgen hat, findet sie hier:
Ein Bakteriencocktail für mehr Sauberkeit
Barrierefreie KVB – aktueller Stand 2022




