Von der Achterbahn bis zur Krawattenklammer – KVB-Schätze aus dem Internet

Sie haben sich doch bestimmt auch schon mal selbst gegoogelt, geben Sie es ruhig zu.
Früher wurde im Familienalbum gestöbert, heute wird durchs Netz gesurft. Wir haben den virtuellen Internet-Dschungel jetzt nach allerlei Devotionalien durchforstet, die im Zusammenhang mit den Kölner Verkehrs-Betrieben stehen. Zwei Suchwörter. Dutzende Treffer.
Es ist immer wieder erstaunlich, was im Netz alles zu finden ist. Neben Schadenfreude, Erotik und Sensationslust ist Nostalgie ein wichtiger Motor, der das Internet antreibt.

Wer ins Suchfenster der Auktionsplattform „ebay“ die Worte KVB und Köln eingibt, landet nach wenigen Klicks bei einem Herrn im dunklen Anzug, der einst an seinem Arbeitsplatz fotografiert wurde. Schütter ist sein Haar, klobig die Hornbrille. Mit der rechten Hand bedient er Knöpfe, am Bildrand lässt sich ein schwarzes Telefon erahnen, durch eine große Fensterfront blickt er auf die Ostseite des Neumarkts, wo sich gerade zwei Straßenbahnen begegnen. Die Aufnahme ist irgendwann in den 1950er Jahren in der damaligen Leitstelle der KVB entstanden, die sich im Gesundheitsamt befand. Und der Mann im Anzug stellt Weichen und Signale.
Die Aufnahme wird von einem Antiquitätenhandel in Berlin für 17 Euro angeboten, der Anbieter hat eine ganze Reihe historischer Schwarzweiß-Fotografien im Sortiment, viele davon zeigen alte Kölner Straßenbahnen. Da ist zum Beispiel die Linie 3 vor der Hauptwerkstatt in Weidenpesch – das Jahr der Entstehung dieser Aufnahme ist nicht angegeben. Ein Foto des Triebwagens mit der Nummer 1310 wird offeriert, ebenso die Aufnahme einer Bahn der Linie 21, die zuletzt in den Jahren 1964 bis 1967 nach Klettenberg fuhr. Für diese Aufnahmen werden 20 Euro pro Stück verlangt. Nostalgie hat ihren Preis.

Krawattenklammer eines alten DÜWAG-Modells

Ein modisches Accessoire aus vergangener Zeit: diese Krawattenklammer zeigt eine Stadtbahn der Linie 2 nach Frechen.

Ja, manche Stadtbahnen sind echte Schmuckstücke. Beispielsweise die Linie 2, die einst nach Frechen fuhr. Ein gewerblicher Händler preist eine Krawattenklammer an, auf der ein cremefarbener Achtachser des Modells „Düwag GT 8“ zu erkennen ist.

Zu seinem Sortiment gehört auch eine Krawattenklammer, die ein 4000er-Modell der Linie 1 schmückt, „Junkersdorf“ steht als Fahrtziel am Triebwagen. Für 13,90 Euro pro Stück ist der Anbieter bereit, sich von seinen Klammern zu trennen.
Dass sich Fahrscheine online kaufen lassen, ist im App-Zeitalter Normalität. Ticket kaufen, einsteigen, los geht’s.

Zugegeben: Einen Kinderfahrschein aus dem Jahr 1974 hat die KVB nicht mehr im Angebot – dieser findet sich jedoch mit dem Qualitätsmerkmal „unbenutzt“ bei „ebay“. Damals hat der Papierstreifen 50 Pfennig gekostet, jetzt wird er für zehn Euro zum Kauf angeboten.
Auch bei „Kleinanzeigen“ lassen sich gebrauchte Fahrscheine finden – eine Anbieterin aus Bickendorf verkauft sechs Kurzstreckentickets aus dem Jahr 2022, gezogen wurden diese zum Beispiel in der Lohsestraße, am Rochusplatz oder der Weißhausstraße, wie den Scheinen zu entnehmen ist. Für einen Euro würde sich die Dame von den Fahrscheinen trennen, „sie befinden sich in gutem bis sehr gutem Zustand. Vielleicht wären sie somit noch etwas für Sammler“, preist sie die Tickets an.

Angebotene historische Fahrscheine

Die Fahrscheine bitte: Gleich 100 Tickets lassen sich bei einem Anbieter für einen Euro kaufen. Nachgezählt haben wir nicht.

Sehr ordentlich hat sie die Fahrscheine auf schwarzem Untergrund drapiert. Es wirkt ein wenig so, als habe sie sich bestens vorbereitet, falls plötzlich ein Fahrausweisprüfer für eine nachträgliche Kontrolle in ihrem Wohnzimmer auftauchen sollte. Doch das ist nichts gegen die 100 Fahrscheine, die ein privater Nutzer ebenfalls für einen Euro bietet. Seltenheitswert hat das „Schülerwochenticket“ des Bieters „Sammler 1927“ von 1950 für 17 Euro.

Ein Herr aus Rethwisch in Schleswig-Holstein ist in Sachen Fahrkarten deutlich radikaler unterwegs.

Aufnäher mit dem Titel eine Kölsch-Rock-Songs

So geht es natürlich nicht: Die Zeile dieses Aufnähers stammt aus dem Lied „Müngersdorfer Stadion“ der Zeltinger-Band.

Er bietet einen Aufnäher an mit der halb empörten, halb frustrierten Behauptung: „Mir reicht’s. Ich fahr schwarz mit der KVB“. Der Satz entstammt der rockigen Nummer „Müngersdorfer Stadion“ – eines der bekannteren Stücke der Band von Rockmusiker Jürgen Zeltinger. Im kölschen Original heißt es übrigens: „Ich fahr schwatz met der KVB, die Markfufzisch dät denne och nit wieh“ – wir lassen diese Behauptung mal unkommentiert als künstlerische Freiheit durchgehen. Der Song ist übrigens Anfang der 1990er Jahre entstanden.

Wer im Internet stöbert, findet natürlich Modelle von Bahnen und Bussen, alte Fotografien wie etwa ein Foto der Flughafen-Buslinie 154 aus den 1970er oder 1980er Jahren, „gebraucht, aus privater Sammlung“ ist zu erfahren, fünf Euro soll das Bild kosten.

Literatur ist ebenfalls reichlich vorhanden, etwa das Werk „Kölner Mobilität – 125 Jahre Bahnen und Busse“, das die KVB anlässlich ihres 125-jährigen Bestehens herausgebracht hatte.
Zur Geschichte der Mobilität in Köln gehört ebenso die Werbung für Angebote der KVB – bunte Zeitzeugnisse aus den Kreativschmieden der Welt der Reklame. „Morgens Karin, abends Klaus“ – so klang in den 1990er Jahren die Werbung für das 9 Uhr-Umweltticket. Die schicke Karin, roter Minirock, roter Blazer, adrette Kurzhaarfrisur überreicht das Ticket wie bei einer Staffelübergabe an Klaus, der in Ballonseide mit Tennisschläger auf dem Weg zum Sport zu sein scheint. Für 1,29 Euro wird die einstige „Gratispostkarte“ von einer Privatperson gehandelt.

Eines der KVB-Kultplakate

Das Wahrzeichen von Köln: Mit der Fahrt von Lindenthal zur Gotik warb die KVB damals für die Kurzstrecke.

Wer ein Faible für ältere Werbeposter hat, muss sich jedoch nicht mit Postkarten oder Plakaten begnügen. Unter dem Stichwort „Kultplakate“ sind viele trendige und zum Teil denkwürdige Werbebotschaften auf der Internetseite der KVB zu finden. Erinnert sich noch jemand an die zwei Kölschstangen auf blauem Hintergrund? „Mal eben zu Heinz“ lautet der Slogan, der Zusatz: „Die Kurzstrecke – schnell und preiswert.“ Auch die Ansicht des Mittelschiffs des Kölner Doms ist dort zu finden, „Von Lindenthal zur Gotik“ lautete der Werbespruch. Und dann sind da noch Kamele, die um den Dom spazieren, der bis zu den Spitzen im Wüstensand steckt. „Ihr Beitrag zum Klima?“, lautet die provokative Frage. Einfach runterladen und in gewünschter Größe drucken. Und das sogar kostenlos.
Kamele am Dom sind längst noch nicht alles. Bei „Kleinanzeigen“ bietet ein Nutzer aus Rodenkirchen ein Foto der Haltestelle Dom/Hauptbahnhof an. Klingt erstmal unspektakulär, doch aus der Bahn der Linie 18 steigt gerade eine Giraffe, ein ausgewachsener Pandabär hat sich einen Fensterplatz gesichert.

Waschbärenband

Unter dem Label „Stadtecken“ bietet die Düsseldorfer Firma Qnootsch allerlei Fotomontagen aus Köln und anderen Städten an. Auch die tierischen Automatendiebe.

Die Fotomontage stammt aus dem Hause der Düsseldorfer Firma „Qnootsch“, die viele lustige Bilder über ihren Online-Ableger „Stadtecken“ vermarktet. Die Haltestelle am Dom gibt es wahlweise auch mit einfahrender Achterbahn. Unter dem Titel „King Kong“ findet sich ein Gorilla, der den Pylon der Kölner Seilbahn als Kletterstange missbraucht. Forsch unterwegs ist auch eine Waschbären-Bande, die an einer U-Bahn-Haltestelle einen Fahrkartenautomaten ausräumt. Der Titel: „Automatendiebe“. Die Bilder im Acrylrahmen werden für 6,50 Euro angeboten. Natürlich sind die Angebots- und Auktionsseiten im Netz auch ein Sammelbecken für Devotionalien aller Art, die einst im offiziellen KVB-Shop angeboten wurden oder dort noch immer zum Sortiment gehören.

Auf „ebay“ wird ein MAN-Gelenkbus, Maßstab 1:87 für stolze 84,99 Euro angeboten. Zum Vergleich: den aktuellen Elektrobus in gleicher Größe gibt es im KVB-Shop für 19,95 Euro. Händler bieten das identische Modell übrigens für 39,95 Euro an. Dann wäre da noch ein zwölfteiliges Postkarten-Set „Kölns bunte Bahnen“, die im Netz für 9,90 Euro offeriert werden. Viele Fotografien dieser Bahnen, die in kompletter Größe als Werbefläche dienten und ein entsprechend farbenfrohes Bild abgaben, sind auch auf der Internetseite „bahnbilder.de“ zu finden – allerdings zum Teil in dürftiger Auflösung.
Die Eingabe des Wörtchens „Köln“ in jedwede Internet-Suchmaske garantiert eher früher als später einen Abstecher zum Karneval. Da sich schon 1956 die „Pänz vun der Päädsbahn“ als karnevaleske Interessengemeinschaft der KVB gegründet hatten, sind allerlei historische Orden zu finden, die je nach Zustand und Anbieter für fünf bis 25 Euro angeboten werden. Seit dem Jahr 2000 ist aus der Interessengemeinschaft dann ein Verein geworden, die jährlichen Sitzungen – samt Ordensverkauf – gibt es noch immer.
Vom Brauchtum zurück zur Nostalgie. Auf den unterschiedlichen Plattformen im Internet finden sich immer wieder DVD’s von Mitfahrten in Stadtbahnen – beispielsweise von Thielenbruch nach Bonn (15 Euro). Erstellt wurden die Aufnahmen von Straßenbahn-Liebhabern, die ihre Mitschnitte und Dokumentationen professionell aufgearbeitet unter dem Label „tram-tv“ vermarkten – Hauptsitz des Unternehmens ist Köln. Einige Zusammenschnitte sind auf „Youtube“ zu finden, aus dem umfangreichen Filmmaterial ist jedoch beispielsweise auch eine filmische „Nahverkehrszeitreise“ mit dem Titel „Köln in den 60er Jahren“ entstanden.
Der Film beinhaltet auch folgende Szene: Ein Busfahrer fährt schwungvoll von einer Haltestelle los, bevor sich ein Fahrgast gesetzt hat. Daraufhin wendet sich dieser dem Fahrer zu und raunzt im tiefsten Kölsch: „Sie däte besser Stein oder Klütte fahre als Fahrgäss.“ Dann meldet sich aus dem Off der Sprecher zu Wort: „Ihre Kurventechnik, mein Herr, ist zwar ausgefeilt, aber leider im Personenverkehr nicht gefragt. Die Fahrgäste schätzen es nicht, wenn sie in einer Kurve wie Fliegen an der Wand hängen.“ Ach ja, das waren Zeiten.

www.kvb-shop.de

Fotos: Ebay und Kleinanzeigen.de

Wer Interesse an weiteren Beiträgen hat, findet sie hier:

Wo ist die Linie 11 geblieben?

Nichts für schwache Nerven – Busfahrer bei der KVB

Sputnik soll wieder fahren

Schreibe einen Kommentar

Mit der Freigabe Ihres Kommentares von Seiten der KVB wird der von Ihnen angegebene Name/das Pseudonym zusammen mit dem Kommentar veröffentlicht. Alle Informationen zu den geltenden Datenschutzbedingungen finden Sie hier: www.kvb.koeln/datenschutz (Stichwort: KVB-Blog: Kommentieren eines Blog-Beitrags)*