Bessere Kundeninformationen durch Digitalisierung

 
Die Erleichterung bei allen Projektbeteiligten war groß, als die entscheidenden Schritte zur Digitalisierung der Kundeninformation Mitte Oktober erfolgreich umgesetzt werden konnten. Sieben Jahre nach dem Start und nach umfangreichen Vorarbeiten wurde die gesamte Systemlandschaft für die Kundenkommunikation mit allen Plattformen und dazugehörigen Geräten umgestellt auf einen vollständig digitalen Betrieb.
 
 
Bis alle Prozesse durchgeführt sind, wird es noch mehrere Wochen dauern, aber spätestens Ende 2025/ Anfang 2026 sollen alle Anfangsprobleme überwunden sein und alles laufen, was ans Laufen gebracht werden sollte.

Stefanie Haaks, Vorstandsvorsitzende der KVB, fasst das so zusammen: „Sämtliche für den Betrieb des ÖPNV relevanten Daten werden nun in einem komplexen digitalen System erhoben und so miteinander verknüpft, dass sie sowohl der Betriebssteuerung in der Leitstelle als auch den Kunden an den Haltestellen, in Bussen und Bahnen deutlich mehr und deutlich bessere Informationen liefern als bisher.“

Grafische Darstellung der neuen Systemarchitektur


Anja Höhn, Bereichsleiterin Absatz, ergänzt: „Den Fahrgästen werden nun überall die gleichen Echtzeitdaten zu ihrer Fahrt zur Verfügung gestellt – und zwar in allen verfügbaren Medien: im Internet in der Fahrpanauskunft ebenso wie in der KVB-App auf dem Handy, auf den Digitalen Fahrgastanzeigern an den Haltestellen (DFI) und den Multifunktionsanzeigern (MFA) in den Bahnen und Bussen. Dazu kommen viele weitere nützliche Informationen – unter anderem zu Störungen und Umleitungen, zur Ausstiegsrichtung, den Anschlussmöglichkeiten und – je nach Kundenmedium – zum Teil auch zu verfügbaren Carsharing-Fahrzeugen oder Leihrädern, der Auslastung von P&R-Parkplätzen und vielem mehr.“

Grafik Datendrehscheibe

Datendrehscheibe

Grafik Fahrplanauskunftssystem

Fahrplan-
auskunftssystem

Und so beschreibt es Dirk Ahle, Stabsstellenleiter Telematik: „In unserem Projekt geht es um die gesamte Digitalisierung unserer Fahrzeuge und der Kommunikationswege, um die Modernisierung des Betriebsleitsystems, der dynamischen Fahrgastinformationssysteme und der Haltestelleninfrastruktur, um den Ausbau einer Datendrehscheibe und eines Auskunftssystems. Das Projekt hat die Optimierung der Fahrgastinformation zum übergeordneten Ziel und unsere Fahrgäste sind diejenigen, die hiervon profitieren werden.“

Anzeiger Abgang

Das Ganze hört sich kompliziert an und ist es auch. Um die selbstgesteckten, ehrgeizigen Ziele zu erreichen, wurde ein Projekt aufgesetzt, das aus drei Teilprojekten besteht: Die „Digitalisierung Haltestellenausstattung“, die „Fahrzeugdigitalisierung“ und die „Systemarchitektur“. Im ersten Teilprojekt wurden rund 450 neue Fahrgastinformationsanzeiger an den Haltestellen im gesamten KVB-Netz installiert, zusätzlich weitere 103 an Treppenabgängen. Die neuen Anzeiger können deutlich mehr als die alten:

Sie zeigen längere Textinformationen an, farbige Darstellungen und sind zudem videofähig.

Im Teilprojekt „Fahrzeugdigitalisierung“ wurden zwischen April 2021 und Januar 2024 insgesamt 375 Stadtbahnen mit digitaler Netzwerktechnik und neuen ITCS-Bordrechnern ausgestattet. 169 davon (die Fahrzeuge mit der längsten Restlaufzeit) bekamen zudem digitale Multifunktionsanzeiger (MFA´s) und in alle Stadtbahnen wurden zusätzlich die Videoüberwachungsanlagen erneuert und modernisiert.

Anzeigerinnenleben


Die Stadtbahnen wurden nach und nach aus dem Betrieb genommen, um sie mit der entsprechenden Software auszustatten. Aufgrund der knappen Fahrzeugressourcen war das nicht immer möglich, so dass ein entsprechend langer Zeitraum für den Umbau benötigt wurde. Ältere Fahrzeuge, die perspektivisch ausgemustert werden sollen, wurden nicht in das Projekt integriert und nur soweit umgerüstet, dass sie weiterbetrieben werden können.
 
 
Anzeiger im Bus

Netzwerktechnik im Bus im Bus

Auch 166 Dieselbusse wurden von April 2021 bis August 2022 umgebaut, erhielten eine neue Netzwerktechnik, Bordrechner und Multifunktionsanzeiger. In den neuen E-Bussen der KVB ist die Ausstattung bereits vorhanden.

Im Teilprojekt „Systemarchitektur“ wurde parallel die Entwicklung und Installation der benötigten Systemgrundlagen vorangetrieben. Unter anderem wurde als zentrales Steuerelement eine Datendrehscheibe etabliert, über die alle Systeme und Datenbanken mit Echtzeitinformationen versorgt werden können.
 

Grafik ITCS Leitsystem

Eine weitere zentralen Anlage ist das ITCS-Leitsystem. ITCS ist die Abkürzung für „Intermodal Transport Control System“ – ein rechnergestütztes Betriebsleitsystem, das die Information und Kommunikation zwischen Leitstelle und Fahrzeugen steuert, einen rechnergestützten Fahrbetrieb und eine sogenannte dynamische Fahrgastinformation ermöglicht.

Ahle: „Hier sind unter anderem die Fahrplandaten hinterlegt. Die Anlage weiß also, wann die Bahn an einer bestimmten Haltestelle ankommen soll und erhält außerdem aus den Fahrzeugen eine Positionsmeldung über GPS – so wie bei einem Navigationsgerät in einem Auto. Über Funk werden diese Daten in das ITCS-Leitsystem eingespeist und mit dem Fahrplan abgeglichen.

Grafik Anzeiger an HaltestellenAnzeiger an Haltestellen
Grafik Anzeiger in FahrzeugenAnzeiger in Fahrzeugen
Grafik MobileAppMobileApp
Grafik WebAppWebApp

Zeitgleich errechnet das System die exakte Ankunftszeit und leitet diese an die Anzeiger im Fahrzeug und über die Datendrehscheibe auch an die Digitalen Fahrgastinformationsanzeiger (DFI) an den Haltestellen, an die mobile KVB-App und die Fahrplanauskunft im Internet.“ Auch aktuelle betriebliche Störungen, Umleitungen oder anders werden in die Prognoseberechnungen einbezogen.

Grafik Redaktionssystem

Redaktionssystem

Weitere Infos kommen über zwei andere Betriebsbereiche: Die Abteilung für das Fahrangebot speist Infos zu vorhersehbaren Fahrplanänderungen – zum Beispiel wegen einer Baumaßnahme – ein, während die Kundenkommunikation allgemeine Informationstexte beisteuert – etwa zu einer Großveranstaltung. Über das sogenannte Redaktionssystem geht auch diese Info in die Datendrehscheibe, das Zentrum des Gesamtsystems.
 
Dazu wird eine sogenannte „zentrale Datenhaltung“ betrieben:
Grafik zentrale Datenhaltung

Zentrale Datenhaltung

Hier gehen Statusmeldungen zum Betrieb von Fahrtreppen und Aufzügen ein, so dass Störungen hieran ebenfalls kommuniziert werden können. Außerdem Standorte von Leihrädern, Elektrorollern etc. sowie Daten aus anderen Verkehrsunternehmen des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg. „Das alles“, so Ahle, „funktioniert über ein EDV-gestütztes Netzwerksystem, in dem alle beteiligten Komponenten über genormte und vom VDV entwickelte Schnittstellen miteinander verbunden sind.
 
 
Diese Schnittstellen wurden systemweit bei der KVB eingeführt. Erst hierdurch wurde es möglich, die Systemlandschaft in ihrer jetzigen Form aufzubauen.“

„Alles das macht das Reisen mit der KVB letzten Endes komfortabler, einfacher und besser“, sagt Anja Höhn. „Das betrifft nicht nur den Umfang der Informationen, sondern vor allem auch deren Qualität. Da die Informationen nicht mehr aus verschiedenen Quellen kommen, weichen die Informationen nicht mehr voneinander ab. Die digitale Übermittlung der Daten führt zu Echtzeitinformationen. Und zu Verbesserungen auf allen Ebenen.“

Grafik Fahrplanauskunft

Im Internet beispielsweise finden die Kunden u.a. eine „Interaktive Verbindungsauskunft“ mit Soll- und Live-Daten. Die komplette Reisekette von zuhause bis zum jeweiligen Ziel inklusive Hinweisen zu etwaigen Störungen oder Baumaßnahmen, mit Gleis- oder Steigangaben, Fußwegen, optischer Darstellung der Fahrt und vielfältige Auswahlmöglichkeiten (z.B. Direktfahrten, Barrierefreiheit oder in Englisch).
 
 
Grafik App-Anzeige Leihfahrzeugangebot

Dazu werden unterschiedliche Kartendarstellungen angeboten, z.B. mit Haltestellen und Liniennetz, den aktuellen Standorten der Busse und Stadtbahnen), den Standorte von Leihfahrzeugen und der Auslastung der P&R-Parkplätze.

In der KVB-App gibt es ebenfalls die meisten dieser Angebote – dazu die Möglichkeit, direkt ein Ticket zu buchen. Neben diversen weiteren Informationen werden an den Haltestellen nun auch solche Fahrten angezeigt, die entfallen. Störinformationen werden in den unteren drei bis vier Zeilen als Wendetext angezeigt. Die Laufschrift wird künftig nur noch für Marketinginformationen verwendet. Noch in Planung sind bessere Hinweise zu Umleitungen. Auch an der Darstellung der Auslastung eines Fahrzeuges wird noch gearbeitet.

Die Anzeiger in den Fahrzeugen zeigen links auf dem die sogenannte „Perlschnur“. Diese zeigt die nächsten Haltestellen und die Endhaltestelle an sowie etwaige Umsteigemöglichkeiten und die Ausstiegsrichtung. Rechts werden die Anschlüsse an der nächsten Haltestelle sowie KVB-eigene Informationen angezeigt oder auch Störungen oder sonstige betriebliche Meldungen.

Perlschnur und Videoüberwachung

Die neu installierte Videoüberwachung dient nicht nur der Sicherheit der Fahrgäste, sondern auch dazu, der Leitstelle sowie den Fahrerinnen und Fahrern im Bedarfsfall einen besseren Überblick über die Situation im Fahrzeug zu verschaffen. Aufzeichnungen werden 48 Stunden gespeichert, um sie im Fall begangener Straftaten Polizei und Staatsanwaltschaft als Beweismittel zur Verfügung zu stellen.
Schon bald sollen die Aufnahmen auch genutzt werden, um den Auslastungsgrad in den Fahrzeugen zu ermitteln. Schon vor dem Einfahren der Bahn sehen die Fahrgäste dann, in welchem Zugbereich es voll ist und in welchem noch Platz für Zusteiger.

Anja Höhn: „Hierdurch wird eine gleichmäßigere Verteilung der Kunden auf dem Bahnsteig erreicht und die Zeiten für den Fahrgastwechsel werden minimiert. Das wirkt sich positiv auf die Einhaltung des Fahrplans aus.“

Die neue Stimme: Sandra Rosenthal

Und um das Ganze abzurunden, wurden auch die akustischen Informationen verbessert. In Bussen und Bahnen ist jetzt eine einheitliche Stimme zu hören, die von Sandra Rosenthal. Mehr dazu könnt ihr im Blogbeitrag „Sandra sagt, wo´s langgeht!“ lesen.

Die Umsetzung des Vorhabens hat 76 Millionen Euro gekosten und wurde vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) zu 50 Prozent gefördert. Stefanie Haaks: „Bei allem Stolz, dass wir es jetzt fast geschafft haben, müssen wir noch etwas Wasser in den Wein gießen, denn wir können die letzte Phase, die für unsere Kundinnen und Kunden am meisten sichtbar sein wird, nicht in einem Testsystem ausprobieren. Das gibt es nämlich nicht. Wir setzen also alles in unserem Live-Betrieb um, was sicherlich nicht reibungslos ablaufen wird. Störungen können also nicht ausgeschlossen werden.“

Kundinnen und Kunden denen Fehler auffallen, können diese gerne unter kundendialog@kvb.koeln melden.
 
Fotos: Christoph Seelbach, Christian Seiter, KVB
 
Wer Interesse an weiteren Beiträgen hat, findet sie hier:

„Sandra sagt, wo´s langgeht!“

Das Ziel ist mehr Stabilität

Signale und Zeichen der KVB – eine Einführung

Mehr Service, Ordnung und Sicherheit!

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