Linie 4: Direktverbindung der beiden größten Stadtteile Kölns
Wenn ich an die Linie 4 denke, erinnere ich mich unwillkürlich an meine Schulzeit. Während ich meinen Heimweg Richtung Linie 5 nach Ossendorf antrat, liefen die meisten meiner Mitschüler zur „Äußeren“, um mit den Linien 3 oder 4 zu fahren. Die Haltestelle Äußere Kanalstraße gibt es noch. Sie heißt jetzt nur anders. Warum die Äußere Kanalstraße Ende 2019 zum Rochusplatz wurde, erklärt mir der Kollege Ulf vom Nahverkehrsmanagement, der einen engen Kontakt zur Stadtverwaltung hat: „Die Stadt Köln hat den Platz, der von den Bickendorfern schon lange Rochusplatz genannt wird, endlich wirklich so benannt.“ Zuvor hatte der Platz, auf dem früher das Bickendorfer Schwimmbad stand und jetzt neue Wohnungen der GAG stehen, keinen wirklichen Namen. Die jetzige Namensgebung kommt durch die kleine Rochuskapelle, die man direkt sieht, wenn man aus der U-Bahn auf die Straße hochkommt; aber auch durch die an den Platz grenzende Rochusstraße, auf der die Rochuskirche steht. Also durchaus ein berechtigter Name, wie ich finde.
Auch wenn bei der Umbenennung einige Beschwerden bei uns im Social Media Team auftauchten, deren Urheber überhaupt nicht begeistert davon waren, dass man nun nicht mehr sagen kann: „Ey Brudi, lass mal Äußere treffen.“ Eigentlich sollte die Haltestelle schon Anfang der 1990er beim Bau des U-Bahn-Tunnels „Rochusplatz“ genannt werden. Da die KVB aber keine Haltestelle nach einem nicht existenten Platz benennen wollte, wählte man damals den Namen „Äußere Kanalstraße“, die dort lang führt. Fun Fact: Bevor sie nach dem U-Bahn-Bau in „Äußere Kanalstraße“ umbenannt wurde, hieß die Haltestelle übrigens schon mal „Rochusstraße“.
Aber fangen wir von vorn an: Die Linie 4 fährt von Bocklemünd bis Leverkusen Schlebusch – und zwar schon seit fast 60 Jahren. Das sind knapp 22 km mitten durch Köln, die 49 Minuten Fahrtzeit benötigen. Dabei steigen wochentäglich 79.000 Fahrgäste in die Bahn ein und wieder aus. Eins der besonderen Merkmale der Linie 4 ist, dass sie sich etwa 2/3 des Linienwegs mit der Linie 3 teilt. Dadurch entsteht auf dem linksrheinischen Ast ein 5-Minuten-Takt, der dort auch benötigt wird.
Die Verbundenheit des Linienwegs teilen sich die beiden übrigens schon seit Kindesbeinen an. Die Linie 4 trat Anfang des 20. Jahrhundert die Nachfolge der „Mülheimer Bahn“ an, während die Linie 3 Ende des 19. Jahrhunderts schon lange als „Kalker Bahn“ bekannt war und 1903 zur „Ehrenfeld-Kalker Bahn“ wurde. Beide Linien starteten lange Zeit in Ehrenfeld auf dem Werksgelände der Helios AG, das einst Produktionsstandort für Elektrotechnik war. Die Firma Helios fertigte u.a. die elektrische Ausrüstung für Leuchttürme auf Borkum oder Wangerooge an. Das ehemalige Industriegelände mit dem markanten Leuchturm, der als Andenken geblieben ist, wird heute eher für Partys, Food-Festivals und Elektromusik genutzt.
Die erste barrierefrei geplante U-Bahn Kölns
Die Linie 4 hat 29 Haltestellen, von denen 27 barrierefrei zugänglich sind. Damit sind 93 Prozent ihrer Haltestellen barrierefrei. Dieser Wert wird im KVB-Netz lediglich von der Linie 3 (zu 97 % barrierefrei) und der Linie 17 (zu 100 % barrierefrei) getoppt. Warum ist das so?
Einen großen Teil zu diesem hohen Wert an Barrierefreiheit trägt der Tunnel unter der Venloer Straße bei. Mehr als ein Drittel ihrer Strecke fährt die Linie 4 unterirdisch. Der Ehrenfelder Tunnel, der von 1987 bis 1992 gebaut wurde, unterscheidet sich von den bis dahin gebauten U-Bahn-Tunneln in Köln. Beim Bau wurde die gesamte Tunnelstrecke von vornherein mit 90 cm-Hochbahnsteigen ausgestattet. Zudem bekamen die U-Bahn-Haltestellen keine Seiten-, sondern Mittelbahnsteige. Aufgrund der Erfahrungen mit dem Tunnelbau Anfang der 1970er Jahre unter der Neusser Straße, wurden die Haltestellenabstände unter der Venloer Straße kürzer gewählt als ursprünglich geplant, um Bickendorf und Ehrenfeld besser zu erschließen.
Barrierefreiheit war bei den Anfängen des U-Bahn-Baus in Köln Ende der 1960er Jahre – und auch später in den 70ern – noch überhaupt kein Thema. Für meine Mutter war es damals also ganz normal, den Kinderwagen in die Bahn zu hieven. Erst seit Mitte der 1980er Jahre müssen neue Stadtbahnanlagen mit barrierefreien Zugängen in Form von Rampen (oberirdisch) oder Aufzügen (unterirdisch) ausgestattet sein. Die U-Bahn unter der Venloer Straße für die Linien 3 und 4 war also einer der ersten wirklich barrierefreien Abschnitte in Köln, der auch von Anfang an so geplant wurde. Alle älteren U-Bahn-Bauten mussten und müssen heute aufwändig nachgerüstet bzw. umgebaut werden.
Aber auch die rechtsrheinische Strecke der Linie 4 haben die KVB nachträglich aufwändig modernisiert. Zwischen 2002 und 2003 wurde die alte Trasse zwischen Mülheim und Schlebusch komplett erneuert. Auf sieben Kilometern wurde aus den Gleisen einer ehemaligen Vorortbahn eine moderne Stadtbahnstrecke mit weitestgehend barrierefreiem Zugang. Einzige Ausnahme ist die Haltestelle „Am Emberg“, bei der zwar der Einstieg barrierefrei möglich ist, aber die Haltestelle selbst nur durch eine recht lange Rampe zu erreichen ist. Während der Modernisierungsarbeiten wurde die Haltestelle „Fixheider Weg“ stillgelegt und mit der Haltestelle „Neurather Weg“ zusammengelegt und durch die neue Haltestelle „Im Weidenbruch“ ersetzt, weil die Barrierefreiheit mit dem Neubau leichter umzusetzen war. Die Haltestelle Rixdorfer Str. konnte aufgrund ihrer Lage in engen S-Bögen nicht barrierefrei ausgebaut werden. Hier erhielt die Stadtbahn eine neue Trasse mit dem Verknüpfungspunkt „Berliner Straße“. Apropos Vorortbahn: Werfen wir mal einen Blick in die Vergangenheit.
Die Geschichte der Linie 4
Wie bereits erwähnt, trat die Linie 4 die Nachfolge der „Mülheimer Bahn“ an, die von Deutz nach Mülheim als Pferdebahn fuhr. Seit 1902 ist die Strecke elektrifiziert, zunächst jedoch nur bis Deutz-Mülheimer-Straße. Mülheim lag damals an der Stadtgrenze zu Köln und war eine eigenständige Stadt: Mülheim am Rhein. Nicht verwunderlich bei seinen heute knapp 43.000 Einwohnern. Damals waren es sogar mehr als 50.000. Da die Elektrische dort noch keine Konzession erhielt, mussten die Fahrgäste also in die Mülheimer Kleinbahnen umsteigen. Mülheim wurde übrigens erst 1914 eingemeindet und bleibt bis heute Kölns bevölkerungsreichster Stadtteil. 1903 wurde die Mülheimer Bahn von Deutz bis nach Ehrenfeld verlängert und ersetzte damit den westlichen Ast der „Stadtgartenbahn“ (Ehrenfeld – Dom – Bayenthal).
Eine erste Kleinbahnverbindung nach Schlebusch gab es ab 1903 vom Bahnhof Schlebusch bis zur Odenthaler Straße in Schlebusch. Erst 1928 wurde die Strecke über Dünnwald hinaus Richtung Schlebusch verlängert. Die Vorortstrecke wurde zunächst durch die Mülheimer Kleinbahnen betrieben. Nachdem diese 1933 von der Stadt Köln übernommen worden waren, bekamen alle Vorortbahnen eine Bezeichnung ihrem Zielort entsprechend, also z.B. B für Bensberg, O für Opladen, oder eben S für Schlebusch.
Im Kölner Westen fuhr die Linie 4 schon Anfang des 20. Jahrhunderts über die Venloer Straße, den Friesenplatz und die Zeughausstraße. Im weiteren Verlauf fuhr sie jedoch über die Altstadt, die Hohenzollernbrücke und die damalige Elberfelder Straße bis Mülheim. Bis 1910 hatte die Linie 4 in Mülheim immer wieder unterschiedliche Endhaltestellen, bis sie schließlich an der Wichheimer Str. endete. In den 1920ern fuhr sie in Mülheim erstmals die Keupstraße sowie den ehemaligen Schlachthof an der Berliner Straße an. 1929 wurde der linksrheinische Weg von Ehrenfeld über die Venloer Straße bis nach Bickendorf verlängert, ab 1932 bis Bocklemünd. Seither fuhr die Linie 4 nicht mehr über den Dom und die Hohenzollernbrücke, sondern über den Neumarkt und die damalige Deutzer Hängebrücke (später Hindenburgbrücke), den Vorgänger der heutigen Deutzer Brücke.
Zwischen 1940 und 1942 wurde die Linie 4 kriegsbedingt eingestellt und der Takt der Linien 3 und 22 verdichtet. Während des Kriegs wurde der Betrieb kurzzeitig nur linksrheinisch wiederaufgenommen, nach kurzer Zeit aber aufgrund von Personalmangel wieder eingestellt. Erst 1948 konnte der Betrieb wieder einigermaßen stabil gewährleistet werden – zunächst aber auch nur linksrheinisch bis zum Friesenplatz, weil die Hohenzollernbrücke im Krieg zerstört wurde und die Deutzer Hängebrücke kurz nach dem Krieg auf tragische Weise einstürzte.
Ende der 1940er wurden die Linien in Köln neu geordnet und die Linie 4 erhielt kurzeitig einen völlig anderen Linienweg. Sie verkehrte Anfang der 1950er Jahre ab der Escher Str. in Nippes bis zum Dom. 1956 kehrte sie langsam zu ihrem alten Linienweg zurück und fuhr ab Rudolfplatz/Neumarkt über die neue Deutzer Brücke wieder bis Höhenhaus.
Seit 1959 fährt die Linie 4 übrigens nicht mehr über die Deutzer Brücke, sondern so wie wir es heute von ihr gewohnt sind über die Severinsbrücke, die im selben Jahr eröffnet wurde. Anfang der 1960er Jahre fuhr sie dann auch erstmals bis zur Schleife am Nittumer Weg in Schlebusch, da die Vorortbahnbahnen ab Mitte der 1950er Jahre sukzessive eingestellt wurden. Die Wendeschleife ist heute noch vorhanden, auch wenn sie von den zweiköpfigen Stadtbahnwagen nicht mehr genutzt wird. Ab 1970 befuhr die Linie 4 zum ersten Mal die neue U-Bahnstrecke zwischen Friesenplatz und Neumarkt, Poststraße und Severinstraße. Seither hat sich ihr Linienweg kaum verändert. Sie verbindet den Nord-Westen mit dem Nord-Osten Kölns.
Eine Ausnahme gab es jedoch: Von 1985 bis 1992 fuhr die Linie 4 ab Hans-Böckler-Platz über die Subbelrather Straße bis zur Äußeren Kanalstraße. Grund dafür war der bereits erwähnte U-Bahn-Bau unter der Venloer Straße zwischen 1987 und 1992. Bis zum Gürtel fuhren die Linien 3 und 4 denselben Linienweg wie die Linie 5. Auf dem westlichen Teil der Subbelrather Straße wurde bereits 1984 eine Umleitungsstrecke bis zur Äußeren Kanalstraße gebaut, die dann während des U-Bahn-Baus von den Linien 3 und 4 genutzt und später wieder stillgelegt wurde.
80er-Kunst, Industriecharme und jede Menge Clubs
Die Strecke der Linie 4 zwischen Bocklemünd und Leverkusen beginnt am Stadtrand von Köln mitten im Grünen, wo es in unmittelbarer Umgebung viele Wälder und Seen gibt. Wer, wie ich, gerne schwimmt, hat hier im Sommer die Qual der Wahl: Escher See, Pescher See, Pulheimer See. Hinter Bocklemünd / Mengenich kommt noch der Stadtteil Esch, der bereits sehr ländlich ist, danach beginnt schon die Stadt Pulheim. Noch ein Fun Fact: Geografisch gesehen liegt die Endhaltestelle gar nicht in Bocklemünd, sondern in Vogelsang. In Bocklemünd fährt nicht nur die Linie 4, sondern auch die Linie 3, die vom Görlinger Zentrum kommt. Auf dem gemeinsamen Weg Richtung Innenstadt passieren die Fahrgäste z.B. den Westfriedhof, der Anfang des 20. Jahrhunderts von der Stadt Köln als einer von mehreren Entlastungsfriedhöfen gebaut wurde, um die Platzprobleme auf Melaten zu lösen. Im Gegensatz zu Melaten liegen hier kaum Prominente begraben, dafür aber zwei für mich sehr prominente Menschen: meine Großeltern.
An der Tunnelrampe hinter der Wolffsohnstraße beginnt die etwa sechs km lange U-Bahn-Strecke, die größtenteils unter der Venloer Straße verläuft. Erst an der Haltestelle Severinstraße, kurz vor der Rheinüberquerung, tauchen die Linien 3 und 4 wieder aus dem Tunnel auf. Technisch gesehen zählt übrigens auch der unabhängige Bahnkörper auf der Severinsbrücke bis Suevenstraße zur U-Bahn. Das Zugsicherungssystem funktioniert dort genauso wie auf U-Bahn-Strecken. Die sechs Stationen durch Bickendorf und Ehrenfeld sind nicht nur hinsichtlich ihrer damaligen Planung besonders für Köln. Auch ihre Gestaltung war Ende der 1980er eine Neuheit. Damals arbeiteten Architekten in Köln erstmals mit Künstlern zusammen. Die Haltestellen erhielten Kunstwerke beispielsweise in Form von Gemälden, Lichtinstallationen, Siebdrucken, Glasverkleidungen oder Rohren. Der Zeitgeist der 80er Jahre in jeder Haltestelle klar erkennbar.
In Ehrenfeld an der Venloer Straße / Gürtel trifft die Linie 4 auf die Linie 13, zahlreiche Buslinien sowie die DB. Am Bahnhof Ehrenfeld haben Umsteiger Anschluss an Regional- und S-Bahnen Richtung Aachen, Koblenz, Mönchengladbach, Siegen oder Hamm. Rund um die Haltestelle Venloer Straße / Gürtel floriert das Ehrenfelder Leben. Ehrenfeld ist bekannt für seine lebendige Kulturszene, seine Kneipen und Clubs. Außerdem wird es als Wohnviertel immer beliebter, was sich in den steigenden Mieten niederschlägt. Der Stadtteil kommt übrigens mit seinen rund 38.000 Einwohnern in Sachen Bevölkerungsdichte direkt hinter Mülheim auf Platz 2. In Ehrenfeld, wie auch Mülheim, leben Menschen verschiedenster Nationen und Couleur. Ehrenfeld ist bunt. Da passen die quietschend bunten 80er Jahre U-Bahn-Haltestellen perfekt rein.
Ehrenfeld wurde allerdings schon 1888 eingemeindet, als es im gesamten Stadtteil mehr als 50 Fabriken gab. Im 21. Jahrhundert zeichnet sich Ehrenfeld vermutlich eher durch seine Clubs, Bars und Kneipen in ähnlicher Zahl aus. Während der Industrialisierung gab es in Ehrenfeld neben der Elektrotechnik auch Metallverarbeitung, Chemie und Glasherstellung. Darunter waren Firmen, die heute noch im Stadtviertel präsent sind; z.B. stellte die Firma Leyendecker Bleiprodukte her oder die Firma Herbrand baute in ihrer Fabrik Waggons.
Ein City-Tunnel für alle
Fährt man mit der Linie 4 weiter Richtung City, ist die Piusstraße die letzte der durch Künstler gestalteten Haltestellen. Dahinter fahren die Bahnen der 3 und 4 in den alten Teil des Kölner U-Bahn-Tunnels, der schon knapp 50 Jahre alt ist. Am Hans-Böckler-Platz können Fahrgäste die Regionallinien des Westbahnhofs nutzen und in die Linie 5 umsteigen, die im Tunnel von der Gutenbergstraße dazukommt. Mit ihr teilen sie sich den Weg bis zum Friesenplatz. Dort kreuzen die 3, 4 und 5 die Ringlinien 12 und 15. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich in meiner Jugend oft nachts am Wochenende am Friesenplatz saß, weil ich beim Umsteigen gerade die Linie 5 verpasst hatte. Um die Jahrtausendwende fuhren die Bahnen nachts nämlich noch nicht so häufig wie heute. Hatte man eine verpasst, konnte man eine ganze Stunde warten. Und es gab kein Smartphone, mit dem man sich die Zeit hätte vertreiben können! Seither hat sich am Takt aller Stadtbahnlinien einiges getan.
Ab Appellhofplatz wird es dann voll im Tunnel, da die 3 und 4 sich bis Poststraße denselben Tunnel mit den Linien 16 und 18 teilen. Aufgrund des 5-Minuten-Takts der 18 fährt also in der Rush Hour alle zwei Minuten eine Bahn durch diesen Tunnelabschnitt. Von der Innenstadt geht’s in die Südstadt. An der Severinstraße treffen die 3 und 4 auf die Nord-Süd-Stadtbahn: Hier ist im Moment noch ausschließlich ein Umstieg in die Linie 17 bis Sürth möglich. Die KVB plant jedoch, dass hier in Zukunft die Linien 5 und 16 fahren werden, um die enge Zugabfolge im Neumarktunnel zu entzerren und die Südstadt noch besser mit der Innenstadt zu verbinden. Von der Severinstraße kommt man dann nicht mehr nur mit Bussen zum Heumarkt und zum Hauptbahnhof, sondern mit der U-Bahn.
Op de schäl Sick
Von der Severinstraße, einer der ältesten und bekanntesten Straßen Kölns, geht’s weiter über den Rheinauhafen mit seinen Kranhäusern, dem Open Air Kino im Sommer und dem Schokoladenmuseum, wo man in meiner Kindheit die Waffel noch selber in den riesigen Schokoladenbottich „zoppen“ durfte. Über die Severinsbrücke fährt man auf die „schäl Sick“, wo sich die Poller Wiesen und die Deutzer Werft befinden, wo ein paar Mal im Jahr die Kirmes stattfindet. Die Linie 4 fährt weiter bis zum Bahnhof Deutz, wo sie entlang ihres Linienwegs zum dritten Mal auf die DB trifft und die Fahrgäste Anschluss an den nationalen und internationalen Fernverkehr bekommen. An der Haltestelle Lanxessarena / Bf Deutz steht seit 1998 die gleichnamige Arena, die bei ihrer Eröffnung allerdings noch Kölnarena hieß. Der neue, größere Veranstaltungsort nahm den Platz der ehemaligen Sporthalle ein, in der mein Großvater viele Jahre als Präsident von Schnüsse Tring den Karneval zelebrierte.
Weiter geht’s zum Messegelände, dessen erste Gebäude dort übrigens schon seit 1924 stehen. Hier finden jährlich internationale Messen wie z.B. Photokina, Gamescom oder Anuga statt. Die Koelnmesse ist für die Wirtschaft und den Tourismus in der Stadt enorm wichtig.
Die Hälfte aller Übernachtungsgäste in Köln sind Kongress- oder Messeteilnehmer. Auch hier wird der dichte 5-Minuten-Takt beider Linien (3 und 4) daher noch immer benötigt, was hinter der Stegerwaldsiedlung schon anders aussieht. Hier trennt sich der gemeinsame Weg. Die 4 fährt weiter Richtung Mülheim, Höhenhaus, Dünnwald, die 3 Richtung Buchheim, Holweide, Dellbrück. Während die 3 sich ihre Strecke im weiteren Verlauf wieder mit anderen Linien (13 und 18) teilt, tritt die 4 ihren letzten Streckenabschnitt nun ganz allein an. Auch wenn Mülheim die meisten Einwohner Kölns hat, so verteilen sich diese auf wesentlich mehr Quadratkilometer als in Ehrenfeld. In Mülheim bilden zudem die vielen Buslinien einen dichten Takt, sodass der 10-Minuten-Takt der Linie 4 hier ausreicht. Auch die Stadtteile Höhenhaus und Dünnwald haben nicht so viele Einwohner, dass hier ein dichterer Takt nötig wäre.
Von den Haltestellen Grünstraße bis Berliner Straße durchquert die Linie 4 Mülheim, am Wiener Platz trifft sie erneut auf die Linien 13 und 18. Ehrenfeld und Mülheim haben einige Parallelen. Neben ihrer hohen Bevölkerungsdichte haben beide Stadtteile nach wie vor ihren gewissen Industrie-Charme. Während auf dem bereits erwähnten Heliosgelände in Ehrenfeld früher Generatoren und Glühlampen hergestellt wurden, kamen diese im E-Werk in Mülheim zum Einsatz. Aber auch in Mülheim wurde reichlich produziert, z.B. wurde im Carlswerk 1904 das erste transatlantische Telefonkabel hergestellt. Heute residieren dort Verlage, Produktionsfirmen und Agenturen in schicken Büros. Das Schanzenviertel ist ebenfalls beliebt für Konzerte, Theater und Clubbing. Die ehemaligen Industriestätten wurden also auch in Mülheim nicht abgerissen, sondern dienen heute einem neuen Zweck.
Ab Dünnwald wird es auf der Strecke der Linie 4 wieder sehr grün. Die Bahnen passieren auf ihrem Weg entlang der Berliner Straße den Wildpark mit seinen Rehen und Wildschweinen, den Höhenfelder See und den Dünnwalder Friedhof. Ab der Odenthaler Straße geht es dann noch zwei Kilometer durch den Wald bis zur Endhaltestelle Leverkusen Schlebusch. Geografisch gesehen entspricht auch diese Endhaltestelle nicht ganz ihrem Namen. Denn sie liegt nicht in Leverkusen, sondern Köln.
Ein Blick in die Glaskugel
Wie eingangs erwähnt, hat sich am Linienweg der 4 seit 60 Jahren nichts Wesentliches getan. Das könnte sich jedoch in naher Zukunft ändern. So diskutieren die Stadt Leverkusen und der Rheinisch Bergische Kreis derzeit, ob eine Verlängerung bis zum städtischen Klinikum in Schlebusch oder sogar bis in die Nachbarstadt Odenthal in Frage kommt. Dazu müsste dann allerdings die Eingleisigkeit auf dem Waldstück zwischen Odenthaler Straße und Schlebusch aufgehoben werden, die dort noch besteht.
Am anderen Linienende könnte es in absehbarer Zukunft ebenfalls eine Verlängerung geben: und zwar über Widdersdorf und Brauweiler bis nach Niederaußem. Das wäre im Interesse vieler Widdersdorfer und Bergheimer. Ebenfalls im Rennen für diese Verlängerung ist aber auch noch die Linie 1, da auch sie sich dafür eignen würde. Für beide potenziellen Stadtbahnerweiterungen laufen bereits sogenannte Machbarkeitsstudien, in denen geprüft wird, welche Kosten und welcher Nutzen entstehen, wie viele Einwohner erschlossen werden könnten und wie viele Fahrgäste daraus letztendlich zu erwarten sind. Ebenfalls wird geprüft, wo freie Trassen zur Verfügung stehen. Vielleicht fährt die Linie 4 zukünftig dann ja doch noch tatsächlich über eine der Kölner Stadtgrenzen hinaus.
Lektorat: Raimund Jünger
Bilder: KVB-Archiv, Wolfram Klaes, Christoph Seelbach, Regina Weiß
Ein besonderer Dank geht an Wolfram Klaes, der uns viele alte Bilder der Linie 4 zur Verfügung gestellt hat.
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Würde gerne die Strecken ! der Linie 4 auf Karten sehen
Wir haben noch einen Ausschnitt von der Zeit, in der die Linien 3 und 4 wegen des U-Bahn-Baus über die Subbelrather Straße gefahren sind. Mehr leider nicht. VG, Regina
Ach sorry, der Bild-Upload hat wohl nicht geklappt. Schreib uns doch eine Email an facebook@kvb.koeln und wir senden es Dir gerne zu. LG, Regina
Vielen lieben Dank für den ausführlichen Bericht über die Linie 3 und 4. Habe einige Sachen erfahren die ich noch nicht wusste. Obwohl ich beide Linien schon seit 6o Jahren nutze, mal mehr und mal weniger
Das freut uns sehr 😀
Hallo,
interessanter Bericht über die „4“. Als mittlerweile 73 jähriger kann ich noch einige Ergänzungen dazu beisteuern.
Mein Vater war Straßenbahnfahrer und als ich noch Kind war, fuhr, wie erwähnt, eine Linie 4 vom Dom/Hbf zum Schlachthof/Escher Str. Damals noch mit den alten 2achsern. Am Schlachthof war keine Wendeschleife. Es fuhr aber nur ein Triebwagen ohne Anhänger, der am Schlachthof eben nur die Richtung ändern musste. Mein Vater hat diese Linie 4 gehasst, weil die Fahrt nur 10 Minuten dauerte und dann ging es wieder zurück. Das war für das Personal sehr eintönig und der Dienst zog sich wie Kaugummi in die Länge.
Die spätere Linie 4 nach Schlebusch war ab Höhenhaus/Im Weidenbruch bis Schlebusch nur eingleisig. Es gab eine Ausweiche am Emberg und eine auf der Berliner Straße Ecke Odenthaler Straße. Einige Züge fuhren nur bis Emberg, rangierten den Triebwagen um und fuhren zurück. Von Emberg bis bis zum Dünnwalder Mauspfad fuhr die Bahn über die Berliner Straße in Seitenlage rechts Richtung Schlebusch. Ab 1958 fährt sie über die jetzige Strecke ab der DB-Unterführung bis Mauspfad zwischen der Berliner Str. und der Amselstraße, fast an meinem Wohnzimmerfenster vorbei.
Übrigens stand die Sporthalle in Deutz nicht auf dem Platz der Jetzigen Lanxess-Arena, sondern weiter nördlich, wo heute die Messehallen sind, in Höhe des Messekreisels.
Schöne Grüße
Dieter aus Dünnwald
Sehr interessant! Danke für deinen Input! 😍 👍
Die Chronik der Linie 4 enthält doch einige Fehler. Die wichtigsten möchte ich nachfolgend richtigstellen. Auf dem westlichen Ast bis zum Westfriedhof fuhr die Linie 4 erstmals zwischen 1932 und 1940, dann kurzzeitig 1967 und 1968 und fortan ab dem 07.01.1975 nach Stilllegung der Schleife Erlenweg in Bickendorf. Von 1948 – 1970 verkehrte mit Unterbrechungen die Linie 1 nach Bocklemünd, daneben zeitweise auch die Linien 2 und 3.
Auf dem rechtsrheinischen Ast nach Schlebusch (Waldsiedlung) verkehrt die Linie 4 erst seit dem 19.10.1970. Vorher wurde die Strecke nach Schlebusch seit 1959 von der Linie 14 und davor von der Linie S bedient.
Der Tunnel der östlich an den Tunnel unter der Venloer Str. anschließt ist auch keine knapp 50 Jahre alt, denn er wurde mit den Haltestellen Hans-Böckler Platz und Friesenplatz im Jahr 1985 eröffnet. Erst der daran anschließende Tunnel, der an der Magnusstr. beginnt ist aus dem Eröffnungsjahr 1968.
Vielen Dank für Ihre weiteren Ausführungen. Aufgrund der Lesbarkeit haben wir einige Ereignisse auf der Zeitachse einfach zusammen gefasst. Der Tunnel am Hans-Böckler-Platz wurde 1985 eröffnet, das ist richtig. Den Tunnel am Friesenplatz gibt es jedoch schon wesentlich länger. VG, Regina
Nein, Herr Elgert hat Recht:
Die Haltestellen Friesenplatz (oben) und Hans-Böckler-Platz wurden beide 1985 eröffnet – daher hatten sie auch eine gewisses Ähnlichkeit (die eine blau, die andere gelb/rot) wie bespielsweise die Aufteilung mit 30 m Hochbahnsteig (Anfang abgesperrt, obwohl die mit 30mm-Stadtbahnwagen bedient wurde) und 60 m niedrigen Bahnsteig. Wäre die Haltestelle älter gewesen, hätte sie keinen Hochbahnsteigteil gehabt.
Der ältere Tunnel schließt sich erst weiter östlich an, die Haltestelle Friesenplatz war bis 1985 jedoch oberirdisch.
VG
Marcus
Schön! Ich denke ich habe auch etwas dazu beigetragen, denn ich habe ja die Anregung gegeben noch Artikel zu den Linien 3, 4 und 15 zu schreiben.
Jetzt fehlen nur noch zwei 🙂
Noch eine Frage hierzu: Die Wendeschleife am Erlenweg / Grüner Brunnenweg wurde gar nicht erwähnt. -Die guten alten Zeiten. Gibt es noch Bilder davon?
Das war doch das Ende bevor es weiter nach Bocklemünd zur Wendeschleife am Parkhaus ging, oder? Die war auch schön …
Ich hätte die alte Zeit gerne miterlebt oder gesehen. Ich wuchs schon ohne Achtachser auf. Leider 🙁
Hallo Lars, ein paar Buslinien hätten wir ja auch noch, die wir vorstellen könnten. 😉
Leider haben wir von der Wendeschleife am Erlenweg / Grüner Brunnenweg keine Fotos. Tut mir leid. Vielleicht versuchst du es mal im Museum Thielenbruch ?
LG, Regina
Abends ab etwa 21:00 Uhr endet die Linie 4 am Rochusplatz – damit wird der ganze restliche Westteil Kölns abgehängt. Wie auf einen Dorf ist es dann…
Stimmt nicht. Es fährt ja noch die Linie 3. 😉
Exakt richtig – mit einer Ausdünnung des Taktes, passend zu ländlichen Gegenden. Das hat mit einer Metropole dann leider nur noch wenig zu tun.
Was soll das denn heißen?!
Nachts reicht die Linie 3 alleine völlig aus.
Hallo KVB.
Ich hatte noch ein paar Fragen:
1: Sind für die K2200er oder K2300 auch Neugestaltungen geplant? Ich meine so ein Umbau wie es bei den K2100ern gemacht wurde.
2: Eine große Frage, die sich auch viele andere stellen: Warum hat man ab 1994 eigentlich angefangen die Linien 1, 2 und 7 umzustellen? Klar, die 9 kam aus Chorweiler dazu und dann hatte man eine zu viel. Der Weg der Linie 2 wurde nach Zündorf geändert, bis dann 1999 die 7 sie übernommen hat …
Ok, man hat aus der 1, 2 und 7 die 1, 7 und 9 gemacht. Aber was ich nicht verstehe, ist warum man die Strecken geändert hat. Vorher war es Frechen bis Ostheim und Sülz bis Zündorf. Daraus ist geworden: Frechen bis Zündorf und Sülz bis Ostheim (Königsforst) . Ich meine weshalb hat man das klare alte System mit der oberen, mittleren und unteren Ost-West-Strecke nicht beibehalten?
Als Ersatz für die alte 7 wurde 1999 ja dann die 8 eingeführt, die wenigsten noch einen Teil der Strecke fuhr (Universität – Porz) . Doch auch diese wurde 2007 abgeschafft. Wenn man heute also z. B. von Sülz nach Zündorf will, muss man umsteigen. Schade eigentlich!
3: Ich habe gehört das die Haltestellen Nußbaumerstraße und Subbelratherstraße zusammengelegt werden. Ist das so?
4: Wieso wurde die Haltestelle Kalscheurerweg beim Umbau der Haltestellen Richtung Zollstock aufgegeben?
5: 2004 wurde die Linie 16 mit den Linien 17 und 19 getauscht, sodass sie nach Niehl Sebastianstraße fährt und nicht mehr nach Buchheim. Warum eigentlich?
Ich bin gespannt auf eure Antwort!
Viele Grüße aus Köln
Fragen über Fragen 😉 Ich mache mich mal bei den Kollegen schlau! VG Carola
Hallo. Gibt es denn Ergebnisse?
Hallo Leon,
ich habe leider noch keine Rückmeldung aus dem Fachbereich. Manchmal dauert es ein wenig – insbesondere, wenn die Fragen etwas erklärungsbedürftiger sind.
VG Carola
Hallo,
damals habe ich noch mit meinen Eltern in Vogelsang gewohnt. Bis ca. 1968. Ich erinnere mich, daß die Strecke vom Akazienweg nach Bocklemünd hinter der Unterführung der damaligen Köln-Frechen-Benzelrather-Eisenbahn, heute HGK, eingleisig wurde. An der heutigen Endstation der Linie 4 war rechts eine große Wendeschleife, wo heute der Parkplatz ist. Auf dem eingleisigen Stück gab es nur die Haltestelle „Westfriedhof“.
Grüße vom Straßenbahnfahrersohn Dieter (früher Vogelsang, heute Dünnwald)
Ich kann mich erinnern, dass ich Ende der 60ziger und Anfang der 70ziger nur mit der Linie 3 nach Bocklemünd fahren konnte. Die Linie 4 hatte damals ihre Wendeschleife noch im Akazienweg in Bickendorf. Ich kann mich allerdings nicht mehr erinnern seit wann die 4 bis Bocklemünd weiter fuhr. Ich vermute, daß die Umstellung mit der Einweihung der U-Bahnstrecke Venloerstrasse einher ging. Richtig?
Hallo Thomas, ich erkundige mich mal und versuche es herauszufinden. VG Alex
Hallo Thomas,
es gab bereits in den 60er Jahren vermehrt Endstellenwechsel bei der Linie 4, auch schon zwischen Bickendorf und Bocklemünd. Somit ergibt sich beispielsweise ab 19.10.1970 der Linienweg von Stadtgrenze Schlebusch nach Bickendorf Erlenweg, ab dem 07.01.1975 verlängert nach Bocklemünd. Abends jedoch weiterhin Kurzfahrten von Schlebusch nur bis Friesenplatz. Dieser Zustand blieb bis Inbetriebnahme der Ehrenfelder Straßenbahn-Umleitungsstrecke über Subbelrather Str. bestehen. Bocklemünd blieb als äußere Endstelle bis zur Streckeneinstellung ab Bickendorf Äussere Kanalstr. (damals Haltestelle Rochusstr., heute Rochusplatz) am 23.06.1989 bestehen und wurde nach dem Umbau auf Stadtbahnbetrieb am 30.05.1992 wieder eröffnet. Viele Grüße, Alex