Vom Schweißen und Schleifen: die Technische Gleisbearbeitung der KVB
Was passiert eigentlich, wenn neue Schienen verlegt wurden? Kann man da gleich einen Stadtbahnwagen drauf fahren lassen? Nein, auf keinen Fall! Ich habe mir von Michael, dem Leiter der Technischen Gleisbearbeitung der KVB, erklären lassen, was alles noch passieren muss, damit auf unseren neuen Schienen Züge rollen können.
Weil ich mir aber unter dem Begriff „technische Gleisbearbeitung“ gar nichts vorstellen kann, muss Michael ganz vorne anfangen. Am besten mit der Frage, was die technische Gleisbearbeitung eigentlich ist. (KVB-Kunden haben es da einfacher, weil sie sich die Arbeit der Abteilung ja beim Tag der offenen Tür am 22. Mai anschauen können.)
- Schweißen und Schleifen
- Werkstatt
- Weichenschlosserei
Michael nennt seine Abteilung einen „kleinen Gemischtwarenladen“, bestehend aus 21 Schweißern und 26 Schlossern. Die Kollegen sind nicht nur für die Bearbeitung der Schienen da, sondern auch für alles, was an den Haltestellen an Metallverarbeitung notwendig ist – vom Drängelgitter bis zum Telefonkasten für den direkten Draht der Fahrer zur Leitstelle.
Schweißen: Qualität sorgt für Sicherheit
Aber fangen wir bei den Schweißern an: Wenn die Gleisbauer der KVB ihre Arbeit getan haben, und die neuen Schienen verlegt worden sind, müssen die „Schienenstöße“ miteinander verschweißt werden. Die Schienen müssen so miteinander verschweißt sein, dass die Bahn ohne Widerstand darüber rollen kann. Dabei steht immer die Qualität im Vordergrund, also werden die geschweißten Schienenstöße alle von der Qualitätssicherung überprüft.
Mittels Ultraschall wird geprüft und protokolliert, wie gut die Schienen verschweißt worden sind. „Wir legen die Messlatte hoch“, erzählt Michael. Einen Fehler finden die Prüfer nur bei etwa jeder 200. Schweißnaht. „Und das sind keine sicherheitsrelevanten Mängel“, erläutert Michael. Das ist ihm wichtig, denn so sein Wahlspruch: „Die Qualität sorgt für sicheren Verkehr“. Außer neu verlegten Schienen werden bei der KVB natürlich auch Reparaturschweißarbeiten durchgeführt, weil die Schienen und Weichen Verschleiß aufweisen.
Nach dem Schweißen werden die Schienen profilgerecht geschliffen. Das Schleifen sorgt für die beeindruckenden Bilder, die wir immer gern in der Kommunikation nutzen. So wie hier:
Verschiedene Verfahren werden eingesetzt
Wie das mit dem Schweißen eigentlich funktioniert möchte ich auch noch wissen. Und Michael bekommt leuchtende Augen, wenn er von den verschiedenen Schweißverfahren spricht, die bei der KVB zum Einsatz kommen: Lichtbogenhandschweißen, Thermitschweißen, Fülldrahtschweißen – das sind die gängigsten Verfahren. Alle haben Vor- und Nachteile, erklärt mir Michael. Thermitschweißen ist sicherlich im Gleisbau die üblichste Variante, kann aber nur in den Betriebspausen eingesetzt werden. Fülldraht-Schweißverfahren setzen die erfahrenen KVB-Schweißer auch „mal eben“ zwischen den Zugpausen tagsüber ein.
Schnitt durch zur Reparatur aufgeschweißte Schienen | Oben: Thermit, unten: Fülldraht |
In der Abteilung 27233 werden über die täglichen Aufgaben hinaus auch alle weiteren Schweißer der KVB und des Schwesterunternehmens Häfen- und Güterverkehr Köln AG – und manchmal auch Handwerker aus anderen Betrieben – ausgebildet und auf die IHK-Prüfung vorbereitet. „Wir legen großen Wert auf eine fundierte Ausbildung“, betont Michael. Sogar beim Wettbewerb „Jugend schweißt“ (gibt’s wirklich!) war ein KVBler schon erfolgreich und konnte einen zweiten Platz nach Köln holen.
Werkstatt und Weichenschlosserei
Und in der Werkstatt? In der Werkstatt der Abteilung erfolgt die Metallverarbeitung sämtlicher Ausstattungen der KVB-Haltestellen. Eine gewisse Berühmtheit erlangte die Werkstatt der Technischen Gleisbearbeitung damals, als die Linie 5 an den ehemaligen Kölner Flughafen Butzweilerhof erweitert worden ist. Die Sonderausstattung in Form eines Flügeldaches wurde auch von den Kollegen dieser Abteilung gebaut, und, wie dort heute noch zu lesen ist, ist diese Haltestelle in ihrer Gestaltung einmalig in Köln.
Bleiben die Weichenschlosser! Wozu braucht es denn noch Weichenschlosser, sind denn nicht alle Weichen der KVB längt elektrisch gesteuert und die Stellwerker (über die Stellwerker erzählen wir auch nochmal im Blog…) sind für die Weichen zuständig? Nein!
Es gibt im Netz der KVB tatsächlich 530 mechanische (im Vergleich: 315 elektrische) Weichen, für deren Wartung und Sicherheit das Team um Michael auch zuständig ist. Mechanische Weichen finden sich auch im ganz normalen Fahrgastnetz, nicht nur auf den Betriebshöfen oder sonstigen betrieblich genutzten Strecken.
Die Ausbildungshintergründe der Mitarbeiter in Michaels Team sind ganz unterschiedlich: Elektriker, Dreher oder Industriemechaniker sind die meisten der Kollegen. Schon seit einer Weile werden nur noch eigene Azubis übernommen. Für das Jahr 2016 sind alle Ausbildungsplätze schon vergeben, aber für 2017 sind schon Bewerbungen möglich: Ausbildung als Industriemechaniker.
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Der Text war sehr angenehm zu lesen… 🙂
Schön, das freut uns!
Guter Artikel. Mich würde mal Folgendes interessieren:
Wohne an der Bahn und an einer Weiche. Bis vor eiem jahr wurden die bestehenden schienen in Schrägstoß ausgeführt. Die neuen nun mit geradem stoß – mit der Folge ediner viel stärkeren Lärmbelastung.
Die DB hatte sich vertraglich verpflichtet, die Schrägstösse auszuführen.
Liegt das nur an dem Stoß oder auch an der Art der Schweißnaht.
Danke für eine fachlich präzise Antwort schon mal im Voraus (auch gerne mit Fachbegriffen).
Hallo Herr Krauter,
grundsätzlich gibt es so viele Unterschiede in der Art der Stöße und Verfahren, dass unser Fachbereich mehr Infos zur Beantwortung der Frage bräuchte. Es gibt auch Unterschiede zwischen KVB und DB, die Frage ist also nicht so einfach. 🙂
Kontaktieren Sie uns gern noch Mal per Mail mit Ihren Kontaktdaten. Unser Leiter der Schweißtechnik beantwortet Ihre Fragen gerne telefonisch.
Viele Grüße,
Susanne Zeidler
Sehr interessanter Artikel – Wie oft werden denn bei euch im Schnitt technische Gleisbearbeitungen durchgeführt? Das muss ja eine wahnsinns Arbeit sein. Ich kenne mich ebenfalls mit dem Gleitschleifen oder Trowalieren aus (bzw. dem Entgrat- und Polierverfahren)- daher bin ich wohl interessehalber hier gelandet, lg
Hallo Michael,
sorry für die verspätete Antwort. Technische Gleisbearbeitungen werden von uns täglich durchgeführt.
Hier werden Schweiß- bzw. Schleifarbeiten von unserer Abteilung durchgeführt.
Wenn wir z.B. Schienenstöße verschweißen, müssen diese schleiftechnisch bearbeitet werden, um so die alte Ausgangslage (Schienenform) zu gewährleisten.
Das ist nur ein Beispiel die Gleisanlagen schleiftechnisch zu bearbeiten.
Viele Grüße,
Carola Sodermanns