Der nächste Schritt im Klimaschutz:
Die Linie 133 wird e-mobil

Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) setzen ihr Engagement im Klimaschutz fort. Seit dem 3. Dezember 2016 ist die Bus-Linie 133 e-mobil. Bis zu acht elektrisch angetriebene Gelenkbusse befinden sich täglich im Liniendienst auf der rund sieben Kilometer langen Strecke zwischen dem Breslauer Platz in der City und dem Südfriedhof in Zollstock. Künftig wird der Ausstoß von 520 Tonnen Kohlendioxid (CO2) jährlich vermieden, die bisher durch den Einsatz von Dieselbussen auf der Linie 133 emittiert wurden. Die E-Busse fahren mit Strom aus regenerativen Quellen. Auch weitere Schadstoffe wie Schwefelwasserstoff und Stickstoffoxide werden durch den Einsatz von E-Bussen und die Verwendung von Strom aus regenerativen Energiequellen nicht mehr ausgestoßen.

Bereits seit vielen Jahren ist das viertgrößte kommunale Verkehrsunternehmen im Aufgabengebiet Klimaschutz unterwegs – und die große gesellschaftliche Herausforderung wird immer dringlicher. Erst kürzlich hat die UN-Klimakonferenz in Marakesch gezeigt, dass der Verkehrssektor seinen Beitrag zur Minderung des Klimawandels noch bringen muss. In Deutschland zum Beispiel ist der Ausstoß des klimaschädlichen Gases CO2 seit der Wiedervereinigung nicht gesunken. CO2 trägt aber zum Treibhauseffekt und somit zur Erderwärmung massiv bei. Ausgeprägte Hitzeperioden, häufigere Starkregenereignisse, größere Schneekatastrophen sind die Folgen.

E-Mobil ist die KVB in der Stadtbahn schon seit 115 Jahren mobil.

Die KVB ist mit der Stadtbahn schon seit 115 Jahren e-mobil.

Die KVB fährt seit 1901 elektrische Straßen- bzw. Stadtbahnen. Seinerzeit wurde die Pferdebahn ersetzt. Seit einigen Jahren sind die Stadtbahnen in der Lage, die beim Bremsen freigesetzte Energie als Strom in das Netz zurück zu speisen und somit den Strombedarf zu senken. Klassische Leuchtstoffröhren in Haltestellen, auf Betriebshöfen und in Werkstätten werden durch LED ersetzt; auch hierdurch sinkt der Stromverbrauch deutlich. In 2011 nahm die KVB mit zwei Hybridbussen den Einstieg in die Elektromobilität des Busverkehrs. Auch hier wird die Energie aus Bremsvorgängen in Strom umgewandelt und dient dann mittels Elektromotor zum Anfahren. Nicht zu vergessen die Oberleitungsbusse, die in den 1950er Jahren unterwegs waren. Hinzu kommen verschiedene Fahrzeuge im Servicebereich die ganz oder teilweise elektrisch fahren.

Dabei wurde bisher ein sehr nennenswerter Status erreicht. Die KVB kommt insgesamt auf einen CO2-Ausstoß von rund 26 Gramm je Fahrgast-Kilometer. Laut DEKRA stößt ein Kleinwagen mit einem Verbrauch von 5,9 Litern Benzin auf 100 Kilometer dagegen bereits rund 117 Gramm CO2 je Personen-Kilometer aus. Im Kern steckt hierin eine sehr starke Botschaft: Wer die Busse und Stadtbahnen der KVB nutzt, leistet einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz (und auch Umweltschutz). Denn auch die klassischen Diesel-Busse sind aufgrund des Verhältnisses von Fahrgastzahl und Dieselverbrauch sehr klimafreundlich. An den sehr leistungsstarken Diesel-Motoren, dem immer besser gewordenen Kraftstoff und den verschiedenen – stets gesetzlich vorgeschriebenen – Stufen der Abgasnachbehandlung haben die Experten einige Jahrzehnte intensiv gearbeitet. Inzwischen, vorgeschrieben ist bei Bussen der Abgas-Standard EURO VI, spricht man davon, dass die Luft, die vorne hineinkomme, dreckiger sei als diejenige, die hinten wieder herauskomme.

Linie 133 umgestellt

Am Samstag, 3. Dezember, war es dann endlich soweit. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde wurde die Bus-Linie 133 vom Betrieb mit Diesel-Bussen auf E-Busse umgestellt. Für die KVB war das das bedeutendste Ereignis im Jahr 2016. Jürgen Fenske, Vorstandsvorsitzender der KVB: „Mit dem heutigen Tag betritt die KVB technologisch Neuland. Zwar sind wir schon seit 1901 mit unseren Stadtbahnen elektromobil unterwegs, aber mit batteriebetriebenen Bussen gehen wir einen völlig neuen Weg.“

Michael Groschek, Verkehrsminister NRW während seiner Rede.

Michael Groschek, Verkehrsminister NRW während seiner Rede.

zusehen von links: KVB-Chef Jürgen Fenske, NRW-Minister Michael Groschek und Kölns Bürgermeister Andreas Wolter an der Ladesäule in der Goldgasse (Breslauer Platz)

zu sehen von links: KVB-Chef Jürgen Fenske, NRW-Minister Michael Groschek und Kölns Bürgermeister Andreas Wolter an der Ladesäule in der Goldgasse (Breslauer Platz)

Michael Groschek, NRW-Verkehrsminister, wies in der Veranstaltung im Hotel Maritim darauf hin, dass die Innenstädte „entdieselt“ werden müssten. Die Diskussionen um die Herausforderung Klimaschutz, um die Belastung mit Stickoxiden, Schwefel und Feinstaub, führten dazu, dass neue Wege beschritten werden müssten. Dies sei vor allem bei den gewerblich genutzten Fahrzeugen geboten, denn Busse, Taxen, Lieferwagen, Müllfahrzeuge etc. würden den ganzen Tag über bewegt.

Für das E-Bus-Projekt der KVB hat sich das Land NRW sehr stark engagiert. Da E-Busse derzeit noch ungleich mehr kosten als gleich große Dieselbusse, hätte sich die KVB sonst nicht mit dem Projekt beschäftigen können. Der Erwerb der acht E-Busse kostet 5,6 Millionen Euro, ein E-Bus kostet 698.000 Euro. Ein konventioneller Gelenkbus mit Dieselmotor kostet hingegen „nur“ etwa 300.000 Euro.

Die Förderung durch das Land Nordrhein-Westfalen in Höhe von 1,92 Millionen Euro hat den Weg frei gemacht, so dass inklusive der ersten Gespräche in den vergangenen vier Jahren an dem Projekt gearbeitet werden konnte. Vor eineinhalb Jahren wurde dann beim niederländischen Fahrzeughersteller VDL Bus & Coach bestellt. Es begann die konkrete Konstruktion und Entwicklung, gefolgt von der Herstellung der sogenannten „Serie 0“ mit acht Fahrzeugen für die KVB. Der Auslieferung des ersten Fahrzeuges im Oktober 2015 folgten die weiteren sieben E-Busse, der zehnmonatige Testbetrieb und nun die Umstellung der Linie 133.

Michael Groschek: „Das in dieses Projekt investierte Geld ist gut angelegt. Durch die Innovationsfreude der KVB werden die Bürgerinnen und Bürger von der Alltagstauglichkeit elektrischer Antriebe überzeugt und andere Verkehrsunternehmen motiviert, ebenfalls in diese Technologie zu investieren“.

Erfolgreiches Testprogramm in den vergangenen zehn Monaten

Vor der Umstellung der Linie 133 wurden die E-Busse und ihr Einsatz auf dem konkreten Linienweg ausgiebig getestet. Im mehrstufigen, rund zehn Monate andauernden Testprogramm stand zunächst die fehlerfreie Herstellung und Zuverlässigkeit der Fahrzeuge auf dem Prüfstand. Im Anschluss wurden die E-Busse auf dem Linienweg eingesetzt, wobei in den vergangenen Monaten bereits Fahrgäste mitfahren konnten.

Jörn Schwarze, Vorstand Technik der KVB: „Entwicklungspartnerschaften wie die unseres E-Bus-Projektes sind immer spannend. Am Anfang sind die Herausforderungen immer nur zu erahnen und das Detail entscheidet über den Erfolg. Nach Abschluss unseres Testprogramms können wir feststellen, dass alles sehr erfolgreich verlaufen ist.“

Kölns Bürgermeister Andreas Wolter kommt zu dem Schluss: „Ich bin überzeugt, dass wir mit der Inbetriebnahme der E-Bus-Linie einen wichtigen und bedeutenden Schritt in Richtung Zukunft machen. Der E-Bus passt nahtlos in das Klimaschutzprogramm der Stadt.“

zu sehen: KVB-Vorstand Jörn Schwarze (rechts) neben Bürgermeister Andreas Wolter

zu sehen: KVB-Vorstand Jörn Schwarze (rechts) neben Bürgermeister Andreas Wolter

In der Testphase haben über 1.200 Fahrten stattgefunden. Die E-Bus-Flotte legte hierbei über 35.000 Kilometer zurück. Lediglich bei 15 Fahrten, vor allem am Anfang der Tests, konnte ein E-Bus nicht mehr weiterfahren. Die Herausforderungen lagen hierbei insbesondere in der optimalen Einstellung der Software und verschiedener klassischer Fahrzeugfunktionen.

Die Reichweite der E-Busse hat sich in den Tests als größer herausgestellt als ursprünglich kalkuliert. Theoretisch können die E-Busse 90 Kilometer weit fahren. Praktisch werden sie jedoch maximal nur 45 Kilometer ohne Nachladung eingesetzt, um das Ladevolumen der Batterien nicht unter 30 Prozent abzusenken. Im Normalfall werden die E-Busse jeweils an den beiden Endhaltestellen der Linie 133 nachgeladen, also stets nach rund sieben Kilometern. Auf dem Betriebshof Nord der KVB erfolgt nachts die vollständige Nachladung.

Die RheinEnergie ist ein wesentlicher Partner im E-Bus-Projekt. Die Konzernschwester der KVB hat den Aufbau und den Betrieb der Ladeinfrastruktur zur Versorgung der E-Busse mit elektrischer Energie übernommen. Das Projekt ist der Einstieg der Rhein-Energie in die DC-Schnellladetechnik mit Leistungen von 50 bis 240 Kilo-Watt (kW). Auch die Ladeinfrastruktur der RheinEnergie hatte alle Tests erfolgreich bestanden.

KVB und RheinEnergie arbeiten erfolgreich zusammen: Nachts werden die E-Busse auf dem Betriebshof vollgeladen (links), tagsüber an den Endhaltestellen im Schnellverfahren nachgeladen (rechts)

KVB und RheinEnergie arbeiten erfolgreich zusammen: Nachts werden die E-Busse auf dem Betriebshof vollgeladen (rechts), tagsüber an den Endhaltestellen im Schnellverfahren nachgeladen (links)

KVB und RheinEnergie arbeiten erfolgreich zusammen: Nachts werden die E-Busse auf dem Betriebshof vollgeladen (links), tagsüber an den Endhaltestellen im Schnellverfahren nachgeladen (rechts)
Dr. Dieter Steinkamp, Vorstandsvorsitzender der RheinEnergie, denkt bereits einen Schritt weiter: „Der Ausbau der Bus-Linie war für uns eine hervorragende Gelegenheit, diese Technik in Köln zu probieren und zu etablieren. Den Fahrern von Elektroautos werden wir die neue Technik ebenfalls schnellstmöglich zugänglich machen. Eine erste 50 kW-Schnellladestation wird noch in diesem Monat auf unserem Besucherparkplatz am Parkgürtel installiert, weitere fünf wollen wir im kommenden Jahr an Standorten in Köln errichten.“

Herausragendes Projekt in Deutschland

Das E-Bus-Projekt der KVB ragt derzeit in Deutschland heraus. Es handelt sich um die erste reale Innenstadtlinie, die vollständig auf den Betrieb mit elektrischen Gelenkbussen (18 m) umgestellt wurde. In vielen Projekten werden die kleineren Solobusse (12 m) getestet und der Linienbetrieb nur teilweise mit ihnen bestückt. Meist wird auch nur die Fahrzeugtechnik ausprobiert, nicht aber wie in Köln auch die betrieblichen Bedingungen – also der Umgang mit Stau, Falschparkern unter den Lademasten, Umgang der Leitstelle mit E-Bussen und deren Nachladenotwendigkeit etc. Auch ragt das Kölner Projekt deshalb heraus, weil alle elektrischen Funktionen aus der Batterie heraus gespeist werden, also auch die Heizung und Klimaanlage etc. Gerade diese „Nebenverbraucher“ benötigen eine nicht unerhebliche Menge Strom.

Auf dem UITP-Weltkongress in Mailand, Juni 2015, wurde der E-Bus der KVB erstmals vorgestellt.

Auf dem UITP-Weltkongress in Mailand, Juni 2015, wurde der E-Bus der KVB erstmals vorgestellt.

Dennoch wird es bereits bald größere Projekte geben. So hat die niederländische Region Brabant bei VDL insgesamt 40 elektrische Gelenkbusse bestellt, die bald in der Region um Enschede eingesetzt werden sollen. Auch in Osnabrück geht man bald in ein größeres Projekt; 13 E-Gelenkbusse wurden bestellt. Die Metropolen Berlin und Hamburg engagieren sich gemeinsam und kaufen zukünftig sehr große Stückzahlen.

In der Praxis lernen die Projekte von vorangegangenen Projekten, so dass die Verkehrsunternehmen, Hersteller, Komponentenlieferanten und Berater in der Branche gemeinsam die E-Mobilität voranbringen. Allein auf die e-mobile Entwicklung des Busverkehrs kann deshalb auch gesagt werden: Ein Schritt im Klimaschutz folgt dem vorangegangenen Schritt – lokal handeln, global denken!

 

Weitere Informationen erhalten Sie hier

 

Fotos:
Jörg Heupel
Stephan Anemüller
Kölner Verkehrs-Betriebe AG

 

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2 Kommentare

  • Busfan Benjamin

    Woher wisse die Busfahrer wo sie an den enthaltestellen wann sie anhalten müssen fürs aufladen?

    • Hallo Busfan Benjamin,
      erstmal ein frohes neues Jahr 😉
      Die Ladung eines E-Busses reicht mindestens für den kompletten Linienweg. An der Endhaltestelle wird der Bus so positioniert, wie an allen anderen Haltestellen auch. Hier gibt es klare Regeln, auch im Rahmen der Barrierefreiheit. Die Ladestationen sind zusätzlich markiert, so dass der Fahrer den Bus exakt positionieren kann. Zusätzlich haben wir einen Puffer von 1,2 m, da die Pantographen 120cm lang sind.
      Gruß
      Markus

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