KVB in Gelb: Hochmodernes Transportsystem für einen optimierten Bahnbau

Die Farbe Gelb hält Einzug in den Fahrzeugpark der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB): Mit einem neuen, hochmodernen Transportsystem der ROBEL Bahnbaumaschinen GmbH (Freilassing) vergrößert die KVB ihre Leistungsfähigkeit im Bahnbau. Die acht Fahrzeuge ermöglichen es der KVB, mehr Materialien zu transportieren und deutlich flexibler als bisher im Bahnbau zu agieren. Im Ergebnis dient dies der Qualität der Infrastruktur und damit des Stadtbahnverkehrs in Köln. Die KVB hat insgesamt zehn Millionen Euro, komplett aus eigenen Mitteln, in die Fahrzeuge investiert; allein die drei Gleiskraftwagen kosten 6,2 Millionen Euro.

Mitte Oktober wurden die acht Fahrzeuge durch den Hersteller ROBEL in Köln ausgeliefert. Seitdem durchlaufen sie eine Reihe technischer Tests, bevor sie nach ihrer Zulassung durch die Aufsichtsbehörden die ersten logistischen Aufträge erfüllen. Am 26. Oktober konnten KVB und ROBEL die feierliche Übergabe vornehmen und das neue Transportsystem auf dem Betriebshof West der Öffentlichkeit und den KVB-Kollegen vorstellen.

Das neue Transportsystem wurde am 26. Oktober 2016 feierlich auf dem Betriebshof West vorgestellt. Im Bild vorne: Jörn Schwarze, Vorstand Technik der KVB.

Das neue Transportsystem wurde am 26. Oktober 2016 feierlich auf dem Betriebshof West vorgestellt. Im Bild vorne: Jörn Schwarze, Vorstand Technik der KVB.

Dabei wurden die drei Gleiskraftwagen auch getauft: auf die Namen Agrippina, Claudia und Colonia. Die Mannschaft der zentralen Baudienste hatte den Wunsch, diesen Fahrzeugen nicht nur Seriennummern zu geben – vielmehr sollten sie richtige Namen bekommen. Die drei historischen Namen kennzeichnen Köln, stehen für Tradition und Stil und tragen dem Wunsch Rechnung, die Bedeutung der Bautätigkeit für die Qualitätssicherung des ÖPNV angemessen einzuordnen.

Bereits zur InnoTrans, der Weltleitmesse des Bahnverkehrs, im September dieses Jahres konnte der Hersteller die ersten Fahrzeuge auf dem Freigelände des Berliner Messegeländes vorstellen. Hier fand die Neuanschaffung der KVB große Beachtung, denn zahlreiche Verkehrsunternehmen müssen in den nächsten Jahren in ihre Bahnbau-Geräte investieren. Die Infrastruktur des öffentlichen Nahverkehrs verschleißt, Maßnahmen zu ihrer Instandhaltung und Erneuerung gewinnen immer größere Bedeutung.

Große Aufmerksamkeit bekam die KVB-Bahnbauflotte in Berlin auf der Messe InnoTrans.

Große Aufmerksamkeit bekam die KVB-Bahnbauflotte in Berlin auf der Messe InnoTrans.

Große Aufmerksamkeit bekam die KVB-Bahnbauflotte in Berlin auf der Messe InnoTrans.

Zur neuen Flotte gehören drei Gleiskraftwagen, von denen zwei mit Kran und Hilfsführerstand ausgestattet sind und in beide Richtungen fahren können. Des Weiteren gehören zwei Niederfluranhänger, ein Schienenlangwagen, ein Transportwagen für ein Hochdruck-Spül- und Vakuumsystem sowie eine Schotterlore zum neuen Transportsystem.

Die hohe Qualität des Schienennetzes ist für die KVB von großer Bedeutung. Auf den zwölf Stadtbahn-Linien der KVB werden jährlich ca. 17,4 Millionen Zug-Kilometer gefahren und rund 210 Millionen Fahrgäste befördert. Störungen der Infrastruktur wirken sich über Langsam-Fahrstellen, Linientrennungen und Ersatzverkehre direkt auf die Qualität des ÖPNV in Köln aus.

Die rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bereichs Fahrweg der KVB, die auch für andere Teile des Unternehmens arbeiten, erhalten mit den neuen Fahrzeugen noch bessere Instrumente, um ihre Aufträge zuverlässig erfüllen zu können. Aufgrund des guten Zustandes der Infrastruktur sind die Baumannschaften nur selten mit Ad-hoc-Maßnahmen beschäftigt. Über 90 Prozent ihrer Einsätze in der Instandhaltung und Erneuerung der Infrastruktur finden nachts statt. Im Rahmen der insgesamt 41 unterjährigen Baumaßnahmen der KVB in 2015 waren lediglich bei neun Vorhaben Linientrennungen notwendig.

In der engen Großstadt muss die Logistik für Baumaßnahmen funktionieren, damit der Verkehr nicht zum Erliegen kommt.

In der engen Großstadt muss die Logistik für Baumaßnahmen funktionieren, damit der Verkehr nicht zum Erliegen kommt.

Der Einsatz des neuen Transportsystems ermöglicht eine größere Flexibilität als die bisherige Bahnbauflotte. Mit den acht Fahrzeugen lassen sich bis zu 16 unterschiedliche Zugkombinationen bilden, die für jeden Einsatzzweck zusammengestellt werden können. Alle Fahrzeuge sind miteinander kuppelbar. Durch die Dieselmotoren der Gleiskraftwagen können die Bauzüge auch in stromfreien Netzabschnitten fahren. Die besonders umweltfreundlichen Dieselmotoren mit dem europäischen Standard Stage IV ermöglichen auch den Einsatz in der U-Bahn.

Im Vergleich zum Altbestand lassen sich mit dem neuen Transportsystem wesentlich mehr Lasten und Materialien transportieren. So können die neuen Gleiskraftwagen selbst bis zu zwei Tonnen Nutzlast aufnehmen. Vor allem sind nun mit den Universal-anhängern auch Niederflurbereiche anfahrbar. Die Belieferung von Bahnsteigen mit einer Höhe von 35 Zentmetern ist genauso möglich wie die mit 90 Zentimetern. Die Schotterlore kann Schüttgut nun auch mittig im Gleisbereich entladen. Erstmalig verfügt die KVB über eine Hochdruck-Saug- und Spüleinrichtung zur Bearbeitung der Pumpensümpfe, Entwässerungsrinnen und Kanalsysteme in der U-Bahn. Die Transportleistung des Schienenlangwagens erhöht sich um ca. 25 Prozent je Transport.

Die Fahrzeuge sind für die Spezifika der Schienennetze von KVB, Häfen und Güter-verkehr Köln (HGK) und Stadtwerke Bonn (SWB) ausgerüstet und entsprechen sowohl den Anforderungen der Straßenbahn-Betriebsordnung BO Strab als auch der Eisenbahn-Betriebsordnung EBO. Die beiden mit einem beweglichen Kran ausgestatteten Gleiskraft-wagen können auch für Schotterarbeiten eingesetzt werden und können zudem nicht mehr fahrfähige Stadtbahnwagen abschleppen oder wegschieben.

Die acht Fahrzeuge des neunen Transportsystems für den Bahnbau lassen sich flexibel miteinander kombinieren, was die Leistungsfähigkeit erhöht.

Die acht Fahrzeuge des neunen Transportsystems für den Bahnbau lassen sich flexibel miteinander kombinieren, was die Leistungsfähigkeit erhöht.

Das neue Transportsystem ersetzt ein altes System aus dem Jahr 1972. Zu dieser Flotte gehören eine Rangier-Diesellokomotive, eine Schotterlore, zwei Universalanhänger und ein Schienenlangwagen, die nun aus dem Betrieb genommen werden. Die gleichfalls zur alten Flotte gehörende Elektro-Lokomotive und der Schienenschleif-Steuerwagen bleiben dem Betrieb als Schleifzug erhalten. Zudem bleibt der Gleispflegewagen im Betrieb.

Die Auslastung der Altfahrzeuge lag aufgrund der Inkompatibilität der Fahrzeuge untereinander und aufgrund fehlender Zweirichtungseinheiten bei lediglich ca. 58 Prozent. Für 2017 ist eine Auslastung der Neufahrzeuge von etwa 80 Prozent geplant.

Die KVB führt die Anlieferung von Materialien für eigene Bautätigkeit, aber auch für beauftragte Baufirmen zum größten Teil selbst durch. Bisher wurden im Jahresdurchschnitt ca. 300 Transporteinsätze erledigt, zukünftig geht die KVB von 400 Einsätzen pro Jahr aus. Mit der Verfügbarkeit des neuen Transportsystems wird die KVB dabei ihre eigene Bautätigkeit ausdehnen. Neue bzw. häufigere Arbeiten werden zum Beispiel Trafotransporte zur Bahnstromversorgung, Reinigung und Wartung der Pumpensümpfe und Kanalsysteme in der U-Bahn, Gleisbauarbeiten, Fahrleitungsarbeiten, Schottertransporte und Fahrten für Instandhaltungsmaßnahmen sein.

Mit der Auslieferung der neuen Fahrzeuge begann ein neues Kapitel im Bahnbau der KVB.

Mit der Auslieferung der neuen Fahrzeuge begann ein neues Kapitel im Bahnbau der KVB.

Die im Fuhrpark verbleibende E-Lok wird zusammen mit den ebenfalls verbleibenden Schleifsteuerwagen zukünftig nur noch für Schleifarbeiten eingesetzt. Hierdurch können die Einsätze zum Schienenschleifen, mit denen die Schallemissionen des Stadtbahnbetriebes reduziert werden, um ca. 65 Prozent auf 300 Einsätze jährlich erhöht werden.

Die Investition in das neue Transportsystem wirkt sich somit auch positiv auf den Lärmschutz in Köln aus. Bisher wurde die E-Lok auch für Materialtransporte eingesetzt, so dass sie nicht häufig genug für den Schleifzug zur Verfügung stand.

Fotos: Stephan Anemüller, Kölner Verkehrs-Betriebe AG

 

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