KVB, Polizei und Ordnungsamt gemeinsam auf Streife

In diesem Blog geht es um „randständige Personen“. Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben und gerade deshalb manchmal auch mittendrin – zum Beispiel in den Kölner U-Bahn-Stationen…
Wer sich an den Haltestellen in der Innenstadt aufhält, sieht eine Vielzahl berührender und schockierende Dinge: Menschen, die sich in aller Öffentlichkeit Spritzen setzen, im Alkohol-Delirium randalieren, völlig weggetreten auf Pappkartons lagern. In ihrer Not betteln einige von ihnen Passanten und Fahrgäste an – oft auch aggressiv.
Sie hinterlassen Essensreste, Flaschen, Unrat. An manchen Orten entstehen ganze Matratzenlager. Ecken und Aufzugsanlagen werden als Toiletten benutzt. Die Verunreinigungen nehmen teilweise unerträgliche Ausmaße an, die auch mit verstärkten Reinigungseinsätzen stellenweise nur noch schwer in den Griff zu bekommen sind.
Fotos von Begehungen der Haltestellen in der Innenstadt, die für sich sprechen….
Viele Kölnerinnen und Kölner sprechen inzwischen von Verwahrlosung. Sie trauen sich nicht mehr, ihre Kinder von diesen Orten aus auf den Schulweg zu schicken oder zu weniger belebten Tageszeiten selbst den ÖPNV zu nutzen. Die KVB hat hierauf reagiert und setzt seit Ende 2023 am Ebertplatz und am Neumarkt Streifen ein. 24/7 bestreifen Kolleginnen und Kollegen aus dem Bereich Fahrgastsicherheit und -service zusammen mit Mitarbeitenden externer Sicherheitsunternehmen die Bahnsteige und Zwischenebenen an den beiden Haltestellen.
Es gibt viele Hilfsangebote und -einrichtungen in Köln. Da aber auch dort bestimmte Regeln gelten, keine Tiere mitgebracht oder keine Drogen konsumiert werden dürfen, wollen viele der Betroffenen die vorhandenen Angebote nicht nutzen. Die KVB kann nur dort eingreifen, wo sie Hausrecht hat. Dauerhaft ist das jedoch nicht machbar und auch nicht zielführend:
„Vielmehr verlagert sich das Problem: Wenn es am Ebertplatz besser wird, wird es am Hansaring, am Appellhofplatz, am Friesenplatz oder am Josef-Haubricht-Hof schlimmer. Die bestehende Problemlage ist auch nicht von der Kölner Verkehrs-Betriebe AG allein zu lösen.
Es geht vielmehr um ein gesamtgesellschaftliches Problem.“
Deshalb kommen alle Akteure regelmäßig im „Kriminalpräventiven Rat der Stadt Köln“ zusammen, um Maßnahmenpläne zu erstellen und abzustimmen. Ein Ergebnis hieraus ist die gemeinsame Bestreifung weiterer Hotspots.
„Das Ganze ist zunächst ein Pilotprojekt“, erläutert Florian Römer.
„Die Teams sind an jedem Tag zu unterschiedlichen Zeiten in der Innenstadt unterwegs und bestreifen schwerpunktmäßig die Haltestellen Neumarkt, Appellhofplatz, Friesenplatz, Ebertplatz und das Dom-Umfeld. Bereits in den ersten knapp vier Wochen wurden fast 1.000 Personenkontrollen durchgeführt, 47 Strafanzeigen gestellt, sieben Festnahmen vorgenommen und insgesamt über 600 Platzverweise und Hausverbote ausgesprochen.“
Die Arbeit ist eine Herausforderung für alle Teammitglieder, die an diesen Einsätzen teilnehmen, aber alle Teilnehmenden profitieren auch davon. Ralf Gralewski, seit zwei Jahren Leiter vom Dienst: „Die Zusammenarbeit ist wirklich hilfreich, weil die Polizei und das Ordnungsamt ganz andere Befugnisse haben, die zum Teil weiter reichen als unsere und auch über die reinen Haltestellenbereiche hinausgehen. Wir alle lernen voneinander, helfen uns gegenseitig und können zusammen wirklich effektiv vorgehen. Das wird auch von den Fahrgästen und Passanten sehr wohlwollend wahrgenommen.
Viele bedanken sich bei uns für unseren Einsatz.“
Nach circa drei Monaten erfolgt eine Auswertung der Maßnahme und eine Festlegung, wie gegebenenfalls weiter vorgegangen werden soll. Florian Römer: „Es zeigt sich allerdings schon jetzt, dass das Bündeln von verschiedenen Kompetenzen das Auftreten der Einsatzkräfte in der Öffentlichkeit stärkt.“
Die Mitarbeitenden fühlen sich sicherer und setzen die Kameras erfolgreich ein, so dass wir nach einer nunmehr mehrjährigen Testphase jedes Team mit mindestens einer Bodycam ausstatten möchten.“
„Das sind gute Maßnahmen, die uns wirklich dabei helfen, unsere beruflichen Herausforderungen zu meistern“, bestätigt Ralf Gralewski. „Wir haben es heute meistens nicht einfach nur mit Obdachlosen zu tun, die in unseren Anlagen nächtigen, sondern oftmals mit ganzen Gruppen von Drogenabhängigen, die gemeinsam in den Stationen campieren, Drogen konsumieren und Party machen. Wenn wir die ansprechen und stören, werden sie aggressiv. Zum Teil wird es dann auch gefährlich: Vergangenes Jahr wurde ich sogar mit dem Messer angegriffen. Kündigt man dann an, die Bodycam einzusetzen und das Verhalten der entsprechenden Person aufzuzeichnen, wirkt das oft deeskalierend und hilft uns, die Situation zu entschärfen.“
Die Mitglieder der gemeinsamen Streife sprechen randständige Personen an.
Die bestehenden Probleme müssen weiterhin konsequent angegangen werden. Die Palette von möglichen Maßnahmen ist groß. Um sie umzusetzen, müssen aber auch die entsprechenden finanziellen Mittel und personellen Ressourcen bei den Akteuren der Stadt, der Polizei oder der KVB zur Verfügung gestellt werden.
Das weiß auch die Politik: Am 13. Februar 2025 fand eine aktuelle Stunde im Rat der Stadt Köln zum Thema „Sauberkeit und Sicherheit“ statt. Auch hier wurde deutlich, wie vielschichtig die Probleme sind, die zu der allgemein wahrgenommenen und kritisierten „Verwahrlosung“ führen und wie vielfältig dementsprechend die Maßnahmen sein müssen, um Abhilfe zu schaffen. In Bezug auf die Drogenabhängigen bedeutet das: Mit Verdrängung allein ist es nicht getan. Notwendig sind mehr Angebote, eine bessere Versorgung und Betreuung der Suchtkranken, aufsuchendes Suchtclearing, Tagesschlafstätten und anderes mehr. Gefordert wird aus den Reihen der Politik zudem eine Citywache, die Schaffung von Wohnraum für Obdachlose, die Erhöhung der Bußgelder für Verschmutzungen und illegale Müllentsorgung. Die Diskussion reicht weiter bis hin zur Besteuerung von Einwegverpackungen.
Die Zusammenarbeit ist für alle Teammitglieder hilfreich und effektiv.
Darüber hinaus kann Jede und Jeder einen Beitrag dazu leisten, dass sich die Zustände in Bezug auf die Sauberkeit nicht nur in den U-Bahnen, sondern auch im Rest der Stadt verbessern. Unabhängig von Reinigungsteams, die letztlich jeder Steuerzahler mitbezahlen muss, können wir alle darauf achten, unser Lebensumfeld sauber zu halten. Müll liegt nicht einfach irgendwo herum. Es gehört dazu immer auch die Hand, die ihn fallen lässt.
Fotos: Christian Seiter, Bereich 14 KVB
Wer Interesse an weiteren Beiträgen hat, findet sie hier:
Mehr Service, Ordnung und Sicherheit!
Verkehrsmeister – immer und überall unterwegs
Es tut sich schon einiges, aber leider verlagert es sich immer mehr in die Außenbereiche z.B. Rochusplatz-Zwischenebene. Sehr unangenehm sind auch die Bettler in den Straßenbahnen, diese haben „feste“ Reviere. Linie 18 Apellhofplatz bis Eifelwall/Stadtarchiv. Linie 3/4 meist bis Friesenplatz.
Hallo,
ich stimme voll und ganz dem Kommentar von J.K. zu! Es verlagert sich alles! Appellhofplatz ist bald schon schlimmer als der Neumarkt und die Piusstr., ganz grausig (das ist mein Empfinden!!). Wenn man früh, gegen ca. 04:30 in die U-Bahn Station geht, hat man seine Bedenken, man hört diverse Stimmen, sieht Personen, etc…..und wartet auf der Zwischenebene, bis man die Bahn im Tunnel hört. Man hat einfach Angst! Das ist alles nicht schön! Wenn man dort mit dem Aufzug runter fahren möchte, liegt entweder jemand drin und schläft, ODER, jemand hat seine Notdurft im Aufzug verrichtet…….
Hallo Rita,
das ist echt nicht schön, keine Frage 😬
Wir arbeiten gemeinsam mit der Stadt und der Polizei im Rahmen einer Ordnungspartnerschaft, um den Aufenthalt von Obdachlosen, Konsumenten etc. (und somit auch die Verunreinigungen) in den Griff zu bekommen und das Sicherheitsgefühl unserer Fahrgäste wieder zu erhöhen. Es ist aber einfach auch ein gesellschaftliches Problem.
Gruß
Markus
Den letzten Satz solltet ihr aus eurem mind-set einfach streichen! Alle Probleme auf der gesamten Welt sind letztlich „gesellschaftlicher“ Natur! Hier klingt er wie schulterzuckendes „können wir nichts dafür“… in anderen noch größeren Großstädten kriegen die Betreiber des öffentlichen Nahverkehrs auch eine saubere und sichere Umgebung an allen Haltestellen hin! Nehmt euch die Stadt Wien und die „WienerLinien“ mal zum Vorbild… warum schaffen die es und das halb so große Köln schafft es nicht ???
Wenn wir das Problem nur schulterzuckend hinnehmen würden, wie du es formulierst, dann hätten wir sicherlich nicht neue und innovative Maßnahmen mit in die Wege geleitet, um die Situation zu verbessern. Uns ist die Problematik bewusst und wir wollen etwas ändern. Gemeinsam mit dem Ordnungsamt und der Polizei gehen wir das an. Alle Hintergründe dazu kannst du hier im Blog lesen: blog.kvb-koeln.de/kvb-polizei-und-ordnungsamt-gemeinsam-auf-streife
Liebe Grüße
Jana
Ja, dann sag doch mal!? Warum läuft es denn besser, in Wien? Was sind denn genau die Gründe?
Diese Situation ist entstanden, weil diesen Menschen nicht wirklich geholfen wird. Die Stadt hat andere Prioritäten gesetzt und beschränkt sich jetzt weiterhin auf Symptombehandlung. Das Kontrollpersonal kann einem nur leid tun und löst ja die Probleme nicht, peinlich das!
Hallo Hans,
sicherlich hast du damit nicht ganz unrecht.
Wir als KVB können aber nur auf die Symptome reagieren, die unsere Dienstleistung beeinträchtigen.
Gruß
Markus
Auch wenn es das Kernproblem nicht löst, empfinde ich viele Haltestellen auch einfach als sehr düster – hier würde vlt. schon helfen, die Beleuchtung auf stärkere LEDs umzustellen, um die Haltestellen heller zu machen.
Sorry, aber im Vergleich zu vielen anderen Städten wirken die U-Bahnstationen einfach massiv verwahrlost – siehe die Stationen Kalk Post oder Kalk Kapelle, mit ihren fehlenden Decken. Das sieht wie Abriss aus!
Hallo Daniel,
eigentlich sind unsere Haltestellen gut ausgeleuchtet und viele schon auf LED umgestellt.
Hast du Beispiele für mich, dann gebe ich das gerne mal weiter?
Gruß
Markus
Sehe ich genauso, die Beleuchtung ist oft mangelhaft und z.B. in den Zwischenebenen der älteren Stationen und auf den Bahnsteigen sind viele Lampen defekt. Es scheint sich da kaum Jemand drum zu kümmern, habe noch nie gesehen, das dort Lampen getauscht wurden. Evtl. passiert das ja nachts.
Das es mit der Reinigung zum Teil schwierig ist, kann ich verstehen. Da es ja einige Gestalten gibt, die, die Stationen schon sehr stark verschmutzen.
Gibts irgendwo ein Portal, wo man so defekte Lampen oder andere Dinge an der Haltestelle melden kann? Habe auch öfters beschädigte Sitze usw. gesehen, das ist dann natürlich Vandalismus.
Denke, das die Reparaturen länger dauern, da ja alles erstmal ausgeschrieben wird?
Hi Trainuser, wir sind natürlich hinterher defekte Anlagen, Lampen etc. schnellstmöglich zu reparieren. Teilweise scheitert es an langen Lieferzeiten für Ersatzteile. Insbesondere bei Aufzügen und Rolltreppen ist das ein Problem. Hier kosten uns auch Ausschreibungen teilweise viel Zeit.
Wenn du unterwegs Defekte entdeckst, dann kannst du diese als Hinweis unter http://www.kvb.koeln/vbm einreichen oder uns eine Nachricht bei Instagram oder Facebook schicken. Wir leiten den Hinweis dann an die zuständigen Kollegen und Kolleginnen weiter.
Liebe Grüße
Jana
Eine enge und koordinierte Zusammenarbeit zwischen der KVB, dem Ordnungsamt und der Polizei bei der konsequenten Kontrolle und Verdrängung der offenen Drogenszene auf öffentlichen Plätzen in Köln kann mittel- bis langfristig zu einer spürbaren Entlastung führen. Ich wohne am Ebertplatz und beobachte, dass sich die Lage dort in den letzten zwei Monaten deutlich verbessert hat.
Solche Maßnahmen zeigen nicht nur lokal Wirkung, sondern sprechen sich innerhalb der Szene auch überregional, insbesondere in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus, herum. In der Folge könnte Köln als Aufenthalts- und Rückzugsort für drogenkonsumierende oder -handelnde Personen an Attraktivität verlieren. Dies würde die bisher bestehende Sogwirkung abschwächen.
Zum Vergleich: Ich habe zuvor in Berlin gelebt und dort als Fahrgast der BVG ebenfalls regelmäßig Obdachlose und Drogenkonsumierende in den U-Bahnen gesehen. Dennoch muss ich den bisherigen Kommentaren zustimmen: Solche Zustände wie in Köln habe ich dort nur selten erlebt. Viele Kölner Haltestellen wirken dunkel und in einem vernachlässigten Zustand. Im Gegensatz dazu erscheinen viele Berliner Stationen deutlich heller und sauberer.
Hallo Stefan,
danke für dein Feedback. Wir tun, was wir können und freuen uns, wenn unsere Maßnahmen Wirkung zeigen.
VG Carola
Die Bettelei in den Straßenbahnen ist auch sehr nervig. Vermutlich würden da schon konsequente Sonder-Fahrkartenkontrollen insbesondere im Bereich Neumarkt helfen. Möglichst mit sofortiger Beschlagnahmung des erbettelten Geldes als Anzahlung auf das erhöhte Beförderungsentgelt…
Hallo MK,
wir können verstehen, dass dich diese Situationen stören. In Gemeinschaftsarbeit mit weiteren Behörden und Vereinen setzen wir weiter verstärkt auf Maßnahmen, um die Situation für unsere Fahrgäste zu verbessern. Geld, das ehrlich erbettelt wurde, gehört den Betroffenen. Beschlagnahmungen sind daher selten und rechtlich genau geregelt. Diese Verantwortung liegt nicht in der Hand der KVB, sondern der Polizei und dem Ordnungsamt.
Gruß Lisa