Mein Rad, mein Auto, meine KVB – flexibel unterwegs in Köln

Ja, ich bin Mitarbeiterin eines Verkehrsbetriebs und besitze ein Auto. Ich nutze mein Auto. Aber manchmal steht es auch eine Woche oder länger unbewegt am Straßenrand. Denn ich fahre auch Fahrrad, Bus, Bahn und ganz selten Taxi. Und das KVB-Leihrad benutze ich ebenfalls. Was ich bisher noch nicht genutzt habe ist Carsharing. Für diesen Blogartikel habe ich das nun zum ersten Mal ausprobiert. Dazu aber später mehr.

Bevor ich mich von zu Hause irgendwo hin bewege, mache ich mir eigentlich immer kurz Gedanken, wie ich mich fortbewegen will. Ich wohne im Kölner Südwesten, arbeite in Braunsfeld, mein Freund wohnt in Bornheim, meine Familie im Kölner Norden und mein Freundeskreis ist komplett über Köln und außerhalb verteilt. In meiner Freizeit gehe ich gern klettern, wandern, schwimmen, reisen. Ich bin einfach gern draußen und viel unterwegs. Das heißt, ich lege im Alltag und auch im Urlaub öfter mal viele Kilometer zurück. Ich finde, da sollte man sich schon mal Gedanken darüber machen, wie man von Ort zu Ort kommt – insbesondere, wenn einem die Natur am Herzen liegt.

Welches Verkehrsmittel für welchen Zweck?

Entscheidend für die Frage nach dem Verkehrsmittel, das für mich in der jeweiligen Situation am besten geeignet ist, sind dabei mehrere Faktoren, wie zum Beispiel: Wo will ich hin? Wann will ich dort hin? Wann will ich zurück? Wer fährt mit? Und was will ich dort tun?

Wenn ich mir darüber klar bin, weiß ich auch, welches Verkehrsmittel am besten passt. Die knapp vier Kilometer zur Arbeit nach Braunsfeld fahre ich zum Beispiel meistens mit der Bahn oder dem Rad – je nach Wetter – oder ein Stück mit dem Rad durch den Park und weiter mit der Bahn. Das Rad lasse ich dann an der Haltestelle stehen und hole es auf dem Rückweg wieder ab. Ich glaube, das nennt man multimodal. Mit den Linien 13 und 18 bin ich in ca. 25 Minuten dort, mit dem Fahrrad brauche ich ungefähr genauso lange. Ich rase nicht, sondern fahre entspannt. Mit der Kombination aus beidem bin ich tatsächlich am schnellsten, da schaffe ich es in 20 Minuten. Ich bin sehr froh, dass mein heutiger Arbeitsweg relativ kurz ist, das war nicht immer so. Mit dem Auto lege ich den Weg zur Arbeit auch manchmal zurück, allerdings nur selten – nur wenn Ferien sind oder ich ganz früh anfangen muss, sonst eher nicht. Vor 7 Uhr morgens kommt man in Köln mit dem PKW noch ganz gut durch, danach macht es einfach keinen Spaß. Auf den Kölner Rush Hour-Stress habe ich genauso wenig Lust wie auf eine Darmspiegelung. Also fahre ich meistens lieber Bahn oder Rad. Bahnfahren finde ich ohnehin entspannter, weil ich mich dann nicht selber auf den Verkehr konzentrieren muss.

Auf Stau hat vermutlich niemand Lust. Deswegen nehme ich mein Auto nur dann, wenn die Straßen frei sind.

Auf Stau hat vermutlich niemand Lust. Deswegen nehme ich mein Auto nur dann, wenn die Straßen frei sind.

Überhaupt bin ich es gewohnt, viel mit der Bahn zu fahren. Meine Eltern hatten kein Auto, haben nicht mal einen Führerschein. Sie meinen, dass man den in Köln nicht unbedingt braucht. Also sind wir überall mit der Bahn hingefahren – oder dem Fahrrad. Einmal sind wir sogar mit Bahn und Bus von Ossendorf nach Godorf zu Ikea gefahren – die Filiale in Ossendorf gab es damals noch lange nicht. Das kam uns Kindern wie eine Weltreise vor. Ich bin dadurch zwar schon ein bisschen vorgeprägt, was die Nutzung des ÖPNV angeht, das heißt aber nicht, dass ich das heute nicht anders machen kann. Und das tue ich, denn ich habe ja ein Auto – für gewisse Gelegenheiten.

Auto, Rad oder Bahn? Ich will alles benutzen!

Ich bin ganz ehrlich: Wenn ich gelegentlich am Wochenende zu meiner Familie fahre, nehme ich meist das Auto. Der Grund: Ich bin schneller. Und ich habe häufig Hund und Freund dabei. Wir sind also zu zweit. Wenn ich einen Ausflug in die ländlichere Umgebung mache, Kletterwald, Camping, zum Wandern – auch da nehm‘ ich lieber meinen Wagen, erst recht mit Klettergurten, Rucksäcken, Zelt, usw. im Gepäck. Der Großeinkauf zum Supermarkt? Auto. Möbel einkaufen bei Ikea? Heute definitiv mit dem Auto. Auch zu meinem Freund nehme ich meinen PKW, weil da am Wochenende leider gar kein Bus hinfährt und unter der Woche nur einer in der Stunde. Das deckt sicher die Nachfrage, ist für mich aber einer dieser Gründe, mich für meinen Wagen zu entscheiden. Aber so ist das halt auf dem Land. Damit rechnet man, wenn man dort hinzieht. Aber meistens kommt mein Freund eh zu mir, weil er in Köln arbeitet. Er fährt übrigens mit dem Roller und wechselt dann in die Bahn.

Ich habe einige Jahre in Bad Honnef gearbeitet. Auch da bin ich jeden Tag mit dem Auto gefahren. Bei 1,5 Stunden täglich auf der Autobahn insgesamt im Vergleich zu mindestens 1,5 Stunden mit dem ÖPNV für eine Strecke, da war die Entscheidung schnell getroffen. Allerdings habe ich nach einer gewissen Zeit des alleinigen Pendelns eine Fahrgemeinschaft mit zwei Kollegen gegründet. Somit hatte ich zumindest umwelttechnisch ein etwas weniger schlechtes Gewissen, und günstiger war es auch. Und wir konnten uns mit dem Fahren abwechseln. Ich bin aber sehr froh, dass ich diese Strecke heute nicht mehr täglich mit dem Auto zurücklegen muss!

Aber: Wenn ich zum Shoppen, Bummeln oder zu Terminen in die Kölner City fahre, nehme ich immer die Bahn. Das geht schneller und ich kann mich unterwegs entspannen. Den Stress, mit dem Auto in die Stadt zu fahren, tu ich mir nicht an – schon gar nicht an Samstagen, zu Großveranstaltungen wie Karneval oder den Kölner Lichtern oder gar zur Vorweihnachtszeit – und die überteuerten Parkplatzgebühren mag ich auch nicht zahlen. Abends in die Kneipe fahre ich ebenfalls lieber mit der KVB. Ich kann etwas trinken und wenn man noch weiter zieht, muss man nachher nicht zurück zu seinem Wagen. Hier bin ich tatsächlich noch nie auf die Idee gekommen, das Auto zu nehmen.

Manchmal kann ich mir direkt vor meiner Haustür ein KVB-Rad schnappen.

Manchmal kann ich mir direkt vor meiner Haustür ein KVB-Rad schnappen.

Fahre ich auf den Markt oder zum Bäcker, im Sommer ins Open Air-Kino, in den Biergarten oder zum See, dann nehm‘ ich meistens mein Rad. Zum Sport nehme ich ebenfalls das Rad, dann bin ich schon mal aufgewärmt. Für kurze Wege bin ich damit einfach am schnellsten, muss keinen Parkplatz suchen und kann mein Rad direkt dort abstellen, wo ich hin will. Außerdem ist der Verschleiß für den PKW gerade bei Kurzstrecken am höchsten – warum es also meiner Meinung nach totaler Quatsch ist für sowas das Auto zu bewegen. Bei schlechtem Wetter nehme ich dann die Bahn, das ist auch ok.

Spontan ein Rad oder Auto leihen? Kein Problem.

Seitdem es CarSharing und Leihräder gibt, eröffnen sich mir noch weitere Fortbewegungsmöglichkeiten, die mich echt begeistern. Bin ich mit der Bahn unterwegs und sie hat auf dem Heimweg von der Arbeit Verspätung (ja, das kommt auf der Linie 13 leider manchmal vor 😀), schnappe ich mir ein KVB-Rad und fahre damit heim – wenn ich eins erwische und die Räder nicht wieder weit und breit vergriffen sind. Das ist super praktisch und ich muss nicht warten. Und als JobTicket-Inhaberin kostet es mich die ersten 30 Minuten: gar nichts. Das KVB-Rad nutze ich auch gerne in der Mittagspause, um kurz einkaufen zu fahren. Oder ich leihe es für meinen Freund aus und drehe mit ihm und dem Hund nach Feierabend gemeinsam eine Runde durch den Park.

Wie eingangs erwähnt, habe ich mich für diesen Artikel zum ersten Mal mit dem Thema CarSharing beschäftigt. Ich habe mich dafür entschieden, mich bei Car2go anzumelden. Ich glaube, dass ein spontanes Nutzen eines Autos in meiner Nähe – ähnlich wie beim KVB-Rad – am praktischsten für mich ist. In gut 5 Minuten habe ich mich am PC registriert, meine Bankdaten hinterlegt und meinen Account bestätigen lassen. Als KVB-Kunde mit einem ZeitTicket bekomme ich auch noch Vergünstigungen. Die App habe ich ebenfalls rasch heruntergeladen. Positiv überrascht bin ich davon, dass ich doch nicht in eine Filiale muss, um meinen Führerschein zu validieren. Ich kann ihn einfach über die App einscannen, um das zu erledigen. Jetzt darf ich also auch mit den kleinen blau-weißen Smarts fahren, die man ganz oft irgendwo am Straßenrand stehen sieht. Wenn ich die Standortkarte in der App öffne, werden mir gleich mehrere Autos im Umkreis von 500 Metern bis einen Kilometer angezeigt. Das ist schon mal vielversprechend, dachte ich mir gleich am Anfang.

Wenn ich z.B. abends gerade die Bahn verpasst habe und länger warten muss, bietet sich ein Mietauto an.

Wenn ich z.B. abends gerade die Bahn verpasst habe und länger warten muss, bietet sich ein Mietauto an.

Vor ein paar Tagen kam dann auch die erste Gelegenheit, in der mir so ein Mietauto ganz gelegen kam. Wir sind mit der Bahn zu einer eher späten Kinovorstellung gefahren. Auf dem Rückweg haben wir die Linie 13 zurück genau verpasst. Da wir keine Lust hatten, eine knappe halbe Stunde auf die nächste zu warten, habe ich die App geöffnet und mir einen Smart gesucht, reserviert – und nach einem kleinen Fußweg auch gefunden. In einer viertel Stunde waren wir zu Hause; Kosten unter 5 Euro. Ich denke, dass mir dieses Carsharing-Angebot auch zukünftig genau in solchen Situationen gelegen kommen wird.

Bei einem Gespräch mit meiner Kollegin Anke (auch Blogautorin) zum Thema erzählt sie mir ihre Erfahrungen mit Cambio – übrigens auch ein Partner mit Vergünstigungen für KVB-Kunden. Wohnhaft in der Innenstadt, befinden sich bei ihr im Umkreis von zehn Minuten gleich fünf Stationen, die sie zu Fuß oder mit dem Rad erreichen kann. Sie nutzt gelegentlich ein geliehenes Auto für größere Einkäufe oder für Fahrten im Umkreis bis zu 150 km mit schlechter Bahnanbindung. Vor allem dann, wenn sie mit ihrem Mann unterwegs ist und sie sich die Kosten teilen können. Hier muss man allerdings ein bisschen organisierter sein und Tage oder Wochen im Voraus buchen. Dafür ist eine Stornierung sehr kurzfristig und kostenlos möglich. Da ich momentan selbst ein Auto habe, ist es für mich derzeit noch uninteressant. Irgendwann wird aber auch mein Fahrzeug in der Schrottpresse landen und wer weiß, vielleicht steige ich dann auch auf Carsharing um.

Mixen kann jeder!

Dieser Text ist keineswegs ein Plädoyer dafür, dass alle Kölner jetzt sofort ihren PKW abschaffen und nur noch Bus und Bahn fahren oder sich Autos teilen sollen. Mal abgesehen davon, dass die derzeitigen Kapazitäten der KVB das auch nicht hergeben würden. Und um nur noch mit dem Rad fahren zu können, muss in dieser Stadt infrastrukturell noch viel getan werden. Es gibt Wege, die man am besten mit dem PKW zurücklegt, weil es z.B. (noch) keine optimale ÖPNV-Anbindung gibt oder weil es der persönlichen Lebenssituation am besten gerecht wird. Das will ich gar nicht abstreiten.

ABER: Dieser Text ist auf jeden Fall ein Appell, seine Gewohnheiten zu hinterfragen und sich zumindest gedanklich einmal damit auseinanderzusetzen, wie man sich zukünftig in Zeiten von Klimawandel, Erderwärmung und Abgasskandalen fortbewegen will. Aus Gewohnheit ins eigene Auto zu steigen ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Denn, wie ich aus eigener Erfahrung berichtet habe, gibt es gerade in einer Stadt wie Köln zahlreiche bequeme, günstige, verfügbare und schnelle Alternativen! Und diese kann man auch noch super miteinander kombinieren. Vielleicht schafft es der eine oder andere dann auch, den Gedanken in die Tat umzusetzen.

Mehr zum Thema gibt’s übrigens zur Europäischen Mobilitätswoche vom 16-22. September 2017 unter http://www.umweltbundesamt.de/europaeische-mobilitaetswoche und hier

 

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3 Kommentare

  • poe

    Hallo,
    gerade hier in Auweiler, wo die KVB-Busse abends, samstagnachmittags und sonn- und feiertags nur einmal in der Stunde fahren (und sonst nur halbstündlich), würde ich mir die Möglichkeit der Nutzung von KVB-Rad oder Carsharing sehr wünschen, denn gerade hier würde dieses Konzept zur Ergänzung der mauen Nahverkehrssituation großen Sinn machen und hohen Nutzen bringen. Wie oft schon habe ich in Bocklemünd frustriert gerade noch die Rücklichter des 126 gesehen, weil die Bahn mal wieder Verspätung hatte. Und dann sitzt man da im Nichts auf eiskalten Blechbänken inmitten von Rauchern für geschlagenene 55 Minuten fest – welche Zeitverschwendung, welcher Frust! Genau dort müssten dann Räder oder Autos stehen, die man bis Auweiler nutzen darf, die ja dann wieder von denen genutzt werden würden, die in Auweiler gerade den Bus verpasst haben oder sich 10 min nach Abfahrt des 126 spontan für einen Trip in die Stadt entschieden haben. Nachdem ich nun seit über zwei Monaten ohne Auto bin, habe ich mich mich nun doch entschlossen, wieder eins anzuschaffen, bei der unzumutbaren Verkehrssituation des ÖPNV hier im Dorf.

    • Hallo Poe,

      bis zum Jahr 2020 lässt der derzeitige Vertrag keine Erweiterungen mehr zu. Wir
      fangen nächstes Jahr mit der Vorbereitung der nächsten Ausschreibung an und werden dann die Wünsche von Politik, Bürgern und Stadt Köln – soweit finanzierbar – bei der Erweiterung des Bediengebiets berücksichtigen. Tut mir leid, dass ich derzeit keine bessere Nachricht habe.
      Viele Grüße, Regina Weiß

  • PeterCal

    Hello. And Bye.

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