Busfahrer mit Herz

Phillip Imdieke arbeitet seit 2016 bei der KVB. Als Busfahrer bringt er Menschen jeden Tag zuverlässig an ihr Ziel. Und er hat ein großes Herz. Wenn irgendwo Hilfe benötigt wird, ist Imdieke zur Stelle. „Ich helfe einfach gerne“, sagt der 31-Jährige, der seit dem vergangenen Jahr auch Lehrfahrer ist. Aktuell engagiert er sich ehrenamtlich für ein neues Projekt: Die Bilder vom russischen Angriff auf die Ukraine, von zerstörten Städten und Millionen Flüchtlingen haben den Langenfelder tief bewegt. Kurzerhand startete er gemeinsam mit Freunden, darunter weitere KVB-Mitarbeitende, eine private Initiative zur Unterstützung der Geflüchteten. Bereits zweimal fuhr er mit gespendeten Hilfsgütern an die polnisch-ukrainische Grenze und brachte auf dem Rückweg Flüchtlinge aus der Ukraine ins Rheinland. Im Gespräch berichtet Phillip Imdieke von seinen Erlebnissen, der Situation vor Ort und einer bevorstehenden dritten Tour.

Blick auf die Autobahn während der Fahrt

Mehr als 1.300 Kilometer liegen zwischen Langenfeld und der Grenze in Przemyśl

Wie sind Sie im März dazu gekommen, erstmals an die polnisch-ukrainische Grenze zu fahren?

Ich helfe einfach gerne. Schon bei der Flutkatastrophe im vergangenen Sommer habe ich in Leichlingen mit angepackt. Als ich die schrecklichen Bilder vom Krieg in der Ukraine und den vielen Flüchtlingen im Fernsehen gesehen habe, war mir sofort klar, dass ich etwas tun muss. Diese Menschen sind vollkommen unschuldig und haben von einem Tag auf den anderen oftmals alles verloren: ihr Zuhause, ihr Hab und Gut, ihre Sicherheit. Dieses Schicksal hat mich tief berührt. Ich konnte einfach nicht untätig zuhause auf der Couch sitzen, sondern wollte selbst aktiv werden. So bin ich eben! Anfang März habe ich dann über einen Bekannten erfahren, dass kurzfristig Fahrer für eine Tour nach Polen gesucht wurden. Da musste ich nicht lange überlegen. Für mich stand fest: Das will ich machen! Anschließend ging alles ganz schnell. Nur drei Tage später ging es am 7. März abends mit einem mit Spenden vollbeladenen Bus los in Richtung Polen. Nach einem Zwischenstopp und einer Übernachtung in Krakau erreichten wir die Grenze in Przemyśl.

Übergabe der Spenden

Über Kontakte vor Ort erreichen die Spenden die Hilfsbedürftigen in der Ukraine.

Was haben Sie vor Ort erlebt?

Es war extrem viel Militär unterwegs, außerdem Katastrophenschutz, Polizei und Feuerwehr. Hinzu kamen Tausende von Flüchtlingen. Die furchtbaren Auswirkungen des Krieges waren wirklich erschreckend. Nachdem wir die Hilfsgüter an einer zentralen Sammelstelle abgeliefert hatten, sind wir zu einer Flüchtlingsunterkunft weitergefahren, wo wir überwiegend junge Mütter und ihre Kinder aufnahmen. Das kleinste Kind war gerade einen Monat alt. Anschließend fuhren wir zu einem Einkaufszentrum, das zu einer Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert wurde, um weitere Menschen aufzunehmen. Die Zustände dort waren katastrophal, ein echter Schock! Die Menschen lebten unter unwürdigen Umständen und mussten dicht gedrängt auf Kartons schlafen. Insgesamt haben wir 22 Menschen mitgenommen. Auch eine Katze, ein Wellensittich und ein Hund waren auf dem Rückweg nach Deutschland mit an Bord. Die Frauen und Kinder waren total erschöpft, viele kamen aus dem Osten der Ukraine und waren seit vielen Tagen unterwegs. Eine ältere Frau sagte mir: „Egal, was ich in den vergangenen Tagen erlebt habe, als ich in den Bus eingestiegen bin, habe ich mich wieder sicher gefühlt.“

Ende März sind Sie dann zum zweiten Mal gefahren…

Ja, richtig. Die Eindrücke haben mich nicht losgelassen. Wir waren in den Tagen vor der Abfahrt sehr aktiv, haben überall in Langenfeld Plakate aufgehängt und jede Menge Spenden gesammelt. Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist wirklich enorm, die Unterstützung hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen! Wir sind mit drei voll beladenen Fahrzeugen nach Polen gefahren und konnten die Hilfsgüter direkt an Kontakte vor Ort übergeben. Auf der Rückfahrt haben wir 35 Personen, darunter zehn Kinder, mitgenommen. Alle wurden von uns nach Düsseldorf gebracht, wo sie zunächst registriert wurden. Zum Teil sind sie auch zu Verwandten u.a. in den Niederlanden weitergereist. Im Übrigen betreue ich die Menschen nach wie vor. Ich habe die Familien mehrfach besucht und ihnen benötigte Gegenstände gebracht, war mit ihnen Eis und Pizza essen, mit meinem Hund spazieren und unterstütze sie auch bei behördlichen Angelegenheiten. Vor allem die Verhandlungen über die Zuteilung von Unterkünften gestalten sich schwierig. Wir arbeiten mittlerweile aber auch eng mit der Stadt Langenfeld zusammen.

Gruppenfoto der Langenfelder Helfer

Die Vorbereitungen für eine dritte Fahrt laufen auf Hochtouren

Wie geht es nun weiter?

Am 6. Mai brechen wir zu einer dritten Tour auf. Auch Jennifer Hückinghaus und Denis Honschopp, die ebenfalls bei der KVB arbeiten, begleiten mich. Während der vergangenen Fahrten konnten wir ein Netzwerk aus privaten Helfern in Polen aufbauen, die die Spenden umgehend und gesichert in die Ukraine fahren. Ich spreche fast täglich mit einem Kontakt vor Ort und weiß daher, dass sich die Lage in der Grenzregion keineswegs entspannt hat. Es kommen täglich viele Menschen an, vor allem aus dem Osten der Ukraine und Mariupol. Der Bedarf an Unterstützung ist weiterhin groß! Wir werden diesmal 40 Personen mit zurücknehmen, das haben wir im Vorfeld bereits geklärt. Seit Kurzem haben wir uns außerdem einem gemeinnützigen Verein aus Langenfeld angeschlossen, der gezielt ein Krankenhaus in Lwiw unterstützt. Wir werden daher besonders viel medizinisches Material an die Grenze bringen, wo wir sie direkt an Mitarbeiter des Krankenhauses übergeben können.

Weitere Informationen unter: www.facebook.com/benefizgranaten

Fotos: Langenfeld hilft und Benefizgranaten e.V.

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2 Kommentare

  • Günther

    Tolle Aktion, wobei ich jetzt nicht genau verstanden habe ob das jetzt eine offizielle Aktion der KVB ist oder eben von KVB-Mitarbeitern organisiert. Wenn KVB-Mitarbeiter privat soetwas organisieren und ihre Freizeit dafür opfern, ist das natürlich Lobenswert, aber das hat ja dann nicht wirklich etwas mit der KVB zu tun. Inwiefern mich das jetzt als regelmäßigen KVB-Kunden betrifft, kann ich nicht nachvollziehen. Was die Mitarbeiter privat in ihrer Freizeit machen, interessiert mich eigentlich gar nicht. Das sollte auch kein Thema in der Werbung und Blogs wie hier sein. Egal ob das jetzt Ukraine Hilfe ist oder Hobbys oder was die Mitarbeiter denn privat so für Autos fahren.

    • Hallo Günter,
      diese Aktionen wurden privat von Mitarbeitenden organisiert. Wir finden es schon erwähnenswert, wenn unsere Kolleginnen und Kollegen ehrenamtlich engagiert sind – auch wenn es in keinem direkten Zusammenhang zu unseren Dienstleistungen steht.
      VG Carola

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