Die Honigbienen der KVB

Wenn die Temperaturen langsam steigen und die ersten Blumen blühen, setzt auf dem Betriebshof Merheim reges Treiben ein. Mitten auf dem KVB-Betriebshof leben die wohl fleißigsten Mitarbeiter der KVB: Vier Bienenvölker mit insgesamt bis zu 250.000 Bienen sind hier zuhause und sorgen für den beliebten Merheimer Honig.

Dass auf dem Betriebsgelände der KVB Bienen leben, ist Stadtbahnfahrer Jürgen Fraeter zu verdanken, der sich dafür eingesetzt hat, dass seine braun-gelben Insekten vor zehn Jahren bei der KVB eine geeignete Heimat gefunden haben. Seitdem kümmert sich der leidenschaftliche Imker mit viel Herzblut um seine Bienenvölker sowie die Weiterverarbeitung des Honigs.

Jürgen Fraeter mit seinen Bienenvölkern

Jürgen Fraeter mit seinen Bienenvölkern

Bei der KVB arbeitet Jürgen seit 1990 als Fahrer, zunächst im Busbereich und seit 1995 als Stadtbahnfahrer. Das Imkern läuft nebenbei, ein spannendes Hobby, das er gut mit seiner Arbeit vereinbaren kann. Dabei ist Jürgen nicht der einzige Imker bei der KVB – auf der Hauptwerkstatt gab es vor einigen Jahren einen Fahrlehrer, der als erster KVB-Imker Bienen gehalten. Mittlerweile sind Jürgens Bienenvölker jedoch die einzigen, die aktuell noch auf dem KVB-Gelände leben.

Merheim: ein ehemaliges Naturparadies 

Merheim war damals der ideale Standort: ein Naturparadies voller Pflanzen und Blüten, die Pollen und Nektar als Nahrung für Bienen und andere Insekten geliefert haben. Bis vor wenigen Jahren gab es dort sogar tausende Schmetterlinge. Der Betriebshof war der perfekte Lebensraum für Insekten. Doch diese Zeiten haben sich geändert. Über die Jahre gab es zahlreiche Eingriffe in die Natur, so wurden zum Beispiel viele Büsche gerodet.

Insektenhotel in Merheim

Insektenhotel auf dem Betriebshof Merheim

In einem Jahr wurde die Wiese bereits Anfang Mai gemäht und damit die einjährigen Pflanzen frühzeitig zerstört. Es folgten zwei trockene Sommer, die für ein Ende der Blütenpracht sorgten.
„Da habe ich das erste Mal verstanden, dass ich etwas tun muss“, erinnert sich Jürgen. Sein Einsatz hatte Erfolg: Der Imker traf auf Verständnis und konnte für ein Umdenken sorgen und trotz Rückgang des natürlichen Lebensraumes lohnt sich die Haltung der Bienen in Merheim auch heute immer noch. So leben aktuell vier Bienenvölker unter der Fürsorge des KVB-Imkers, pro Volk um die 50.000 Bienen. Zum Höhepunkt der Bienenvermehrung im Juni können es sogar bis zu 70.000 Bienen pro Volk werden.

Ein Bienenvolk ist ein eigenständiger Organismus, welcher von Imkern auch „der Bien“ genannt wird und als Einheit funktioniert. Jede Biene hat eine Aufgabe und arbeitet für das Volk. Das Herz eines Volkes ist immer die Königin, welche von ihren Arbeiterinnen umgeben ist. Bis zu 40.000 Arbeiterinnen gibt es pro Volk. Diese übernehmen sämtliche Aufgaben: Putzen, Füttern der Larven, Wabenbau, Verteidigung des Volkes sowie Sammeln von Pollen und Honig.

Drei Bienenvölker lebten 2022 in Merheim

Drei Bienenvölker lebten 2022 in Merheim

Zudem leben in einem Volk 500 bis 1000 Drohnen, deren einzige Aufgabe die Begattung der Königin beim Hochzeitsflug ist. Ein Volk teilt sich regelmäßig und vermehrt sich. 5-10.000 Bienen schwärmen mit der Altkönigin aus und suchen sich eine neue Bleibe. Im bleibenden Organismus schlüpft hingegen eine neue Königin. Das ist beim Imker gar nicht immer erwünscht: Denn die Bienen schlagen sich vor dem Ausschwärmen den Honigmagen voll und dieser verschwindet mit den Bienen. Das bedeutet weniger Ertrag für den Imker.

Aufgabenbereiche der Imkerei

Daher zählt zu den Aufgaben einer Imker/in unter anderem herauszufinden, ob es im Volk eine Schwarmtendenz gibt und diese zu brechen. Konkret bedeutet das: Sogenannte Weiselzellen müssen entdeckt und zerstört werden. Weiselzellen sind die von Bienenwaben gebauten Zellen, die den Zweck haben, darin eine Bienenkönigin aufzuziehen. Nach sieben bis acht Tagen wird diese Zelle gedeckelt, dann kann es sein, dass die Königin aus dem Volk herausgetrieben wird, da eine neue Prinzessin heranwächst und mit einem Teil der Arbeiterinnen ausschwärmt.

Wabenrähmchen nah

Wabenrähmchen mit Bienen

Weitere Aufgaben sind das Durchsichten der Bienen und die Kontrolle, ob alles in Ordnung ist. Es gilt etwa zu prüfen, ob die Bienen genug zu tun haben und ob sie Honig eintragen. Dieser wird dann spätestens am Ende der Blütezeit im Juli geerntet. Im Schnitt kann man etwa 20 Kilogramm pro Zarge ernten. Als Zarge wird in der Imkerei der Rahmen bezeichnet, in den von oben die Rähmchen mit den Waben gehängt werden. Die sechseckigen Zellen sind entweder mit Brut, Pollen oder Honig gefüllt.

Meist erntet man einmal im Jahr, wenn das Frühjahr früh startet, kann man auch zweimal im Jahr ernten. Die Merheimer Bienen waren 2020 besonders fleißig: Unglaubliche 240 Kilo Honig haben die Bienen im Rekordjahr produziert.

Honigverkauf im Herbst

Schild Bienenweg

Der Bienen Weg in Merheim

Das Imkerhandwerk hat Jürgen von seinem Schwiegervater gelernt. „Der Funke ist sofort übergesprungen“, erzählt er. Was zu Beginn als Hobby für den Eigenbedarf begonnen hat, entwickelte sich schnell weiter. Die Nachfrage nach dem Honig wurde immer größer und seine Bienenvölker produzieren kiloweise Honig, welcher jedoch erst weiterverarbeitet werden muss. Denn der zunächst sehr flüssige, viel zu schnell fließende Honig, den er liebevoll „Ferrari-Honig“ nennt, erreicht seine cremige Konsistenz erst nachdem er kristallisiert und gerührt wurde. Anschließend füllt der Imker den Honig in Gläser ab und bietet ihn zum Verkauf an. Mittlerweile kann man in einem Büro auf dem Betriebshof Merheim den Honig erwerben.

Teilnehmer des Imkerkurses

Die Teilnehmer des Imkerkurses bei der „Arbeit“

Wöchentliche Imkerkurse

Jürgen Fraeter liebt es sein Wissen, das er über die Jahre gesammelt hat, weiterzugeben. Daher bietet der KVB-Fahrer seit 2021 wöchentlich Imker-Kurse an. Dort lernen die Teilnehmer über eine Saison alles, was es benötigt um selbst imkern zu können. Jeden Sonntag können Mitarbeiter und Familienmitglieder von 10-12 Uhr den Kurs besuchen. Der Einstieg ist jederzeit möglich Ziel ist es, dass die Teilnehmer am Ende des Jahres theoretisch in der Lage sind, alleine zu imkern.

Zehn Jahre Honig aus Merheim

Im März 2023 feierten Imker Jürgen und seine Merheimer Honigbienen zehnjähriges Jubiläum. Als Dankeschön gab es 100 Jubiläumsgläschen mit Honig für die Mitarbeiter.

Jubiläumsgläschen mit Merheimer Honig

Jubiläumsgläschen mit Merheimer Honig

Dieser süßen Versuchung konnten die wenigsten widerstehen, innerhalb weniger Stunden waren alle Gläschen vergriffen. Kein Wunder, der Merheimer Honig ist schließlich mit viel Herzblut und Liebe hergestellt. So müssen sich alle Honigliebhaber noch ein wenig gedulden. Sie müssen noch bis zum Ende des Jahres warten und schnell sein, wenn der neue Honig der Saison 2023 fertig zum Verkauf ist.

Alle Fotos: Alexandra Kraienhorst/Jürgen Fraeter

 

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