Global denken – in Köln handeln

Überschwemmung Geldernstraße, Wasser wird abgepumpt

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In Bonn findet vom 6. bis zum 17. November der Weltklimagipfel 2017 der Vereinten Nationen (UN) statt. Bereits zum 23. Mal treffen sich die Nationen der Weltgemeinschaft, um über die Ursachen und Folgen der Klimaveränderung und mögliche Lösungen zu verhandeln. Inzwischen sind 195 Nationen in die UN-Klimarahmenkonvention eingebunden. Was hat das mit der KVB – einem im Weltmaßstab kleinen Unternehmen – zu tun? Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ist doch gut für die Umwelt. Der Blick muss vielmehr auf den Autoverkehr (den motorisierten Individualverkehr), die Energieerzeugung und die Landwirtschaft gerichtet werden. Aber dennoch lohnt ein „Blick über den Tellerrand“, um zu erkennen, wie Klimaschutz erfolgreich umgesetzt werden kann.

Vor zwei Jahren wurde in Paris am 12.12.2015 der Weltklimavertrag geschlossen, in dem die Industrieländer, aber auch die Entwicklungsländer ihre Verantwortung bekennen und sich zu Veränderungen verpflichten. So soll die Erwärmung der Welt auf weniger als zwei Grad Celsius begrenzt werden. Für Deutschland bedeutet das in einem ersten Schritt: Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes um 40 Prozent bis 2020.

Noch zum Weltklimagipfel in Kopenhagen (2009) spaltete eine tiefe Kluft die Industrie- und die Entwicklungsländer. Die teilnehmende Gemeinschaft der Nationen ist inzwischen weiter zusammengerückt, aber seit den Anfängen 1992 in Rio de Janeiro auch deutlich größer geworden. Das macht die Verhandlungen schwierig. In kleinen Schritten geht es voran. In Bonn geht es jetzt unter anderem darum, sich gegenseitig zu unterstützen und vor allem auch faire Maßstäbe für die Berechnung der Fortschritte festzulegen.

Derweil hat sich die Erde seit Beginn der Industrialisierung um ein Grad Celsius erwärmt. Fakt ist auch, dass die Jahre 2014, 2015 und 2016 die drei wärmsten Jahre seit der Klimadatenaufzeichnung sind. Das Jahr 2017 wird sich hier nahtlos einreihen. Mit der Industrialisierung begann der Mensch, das Klima maßgeblich zu beeinflussen. Seit den 1940er Jahren nimmt die Durchschnittstemperatur noch deutlicher zu, seit Ende der  1970er Jahre jährlich ohne Unterbrechung. Die Konzentration des „Klimagases“ Kohlendioxid (CO2) in der Luft ist jetzt so groß, wie seit 800.000 Jahren nicht mehr. Der Verkehr ist eine der Hauptursachen für den Ausstoß von CO2. Und damit sind wir prinzipiell auch bei der KVB, genauso wie bei allen anderen Verkehrsteilnehmern. Das Gesamtbild ist immer das Ergebnis des Handelns der einzelnen Menschen und Organisationen.

Die KVB und der Klimaschutz

Der öffentliche Verkehr hat den entscheidenden Vorteil, dass viele Menschen seine Busse und Bahnen nutzen. Anders als beim Pkw, der eine Auslastung von durchschnittlich 1,1 bis 1,2 Personen hat, sind im Verkehr der KVB häufig alle Sitzplätze besetzt, in der morgendlichen und nachmittäglichen Verkehrsspitze stehen viele Fahrgäste. Natürlich gibt es auch Zeiten, in denen die Fahrzeuge schlecht besetzt sind. Entscheidend ist aber der Gesamtdurchschnitt: Wer mit der KVB fährt, kann sich glücklich schätzen, nur zu einem CO2-Ausstoß von 18,01 Gramm je Personen-Kilometer beizutragen. Dabei sind Fahrten mit der Stadtbahn sogar CO2-frei, da auf allen zwölf Linien Ökostrom eingesetzt wird. Zum Vergleich: Die Nutzung des Pkw führt im Durchschnitt zu einem Ausstoß von 142 Gramm CO2 je Personen-Kilometer.

Das zeigt, dass welche Rolle der öffentliche Verkehr im Klimaschutz innehat. Busse und Bahnen sind Problemlöser. Sie sind ein Angebot an die Menschen, aktiven Klimaschutz zu betreiben. Mit Bussen und Bahnen ist es möglich, den Wunsch vieler Menschen in die Tat umzusetzen. Gäbe es die KVB nicht, so haben vor wenigen Jahren Gutachter errechnet, würden etwa 50 Prozent der Fahrgäste einen Pkw nutzen, die weiteren 50 Prozent würden auf das Fahrrad oder ein Kraftrad umsteigen, zu Fuß gehen oder auf Wege verzichten.

Neumarkt, viele Fahrgäste, Linie 1, Linie 9, Linie 146

Deshalb ist der Ausbau des öffentlichen Verkehrs der wichtigste Ansatz des Klimaschutzes im Sektor Verkehr. Und in diesem Sektor sind Veränderungen dringend notwendig, denn der Verkehr hat in der Summe seit 1990 keine Einsparung von CO2  erbracht. Mehr Verkehr im Umweltverbund auf der einen Seite und verbrauchsstärkere Autos wie die in gefährliche Mode geratenen SUV auf der anderen Seite. Dazu sind wir alle häufiger und über längeren Strecken unterwegs.

Für den ÖPNV-Bedarfsplan des Landes NRW hat sie Stadt Köln 2015 einige Ausbauvorhaben angemeldet. Mit der wachsenden Stadt Köln soll auch das Liniennetz der KVB wachsen. Ein Beispiel: Die Verlängerung der Nord-Süd Stadtbahn über die Bonner Straße bis nach Rondorf und Meschenich. Hier können Menschen abgeholt werden, die häufig gar kein eigenes Auto besitzen wollen. In Zahlen kann das an den beiden Trabantenstädten Meschenich und Chorweiler abgelesen werden: In Meschenich kommen auf 1.000 Einwohner ab 18 Jahre 440 privat angemeldete Pkw. Damit belegt dieser Stadtteil Rang 40 unter den Kölner Stadtteilen. Bisher hat Meschenich noch keinen Stadtbahn-Anschluss. Anders sieht es in Chorweiler aus. Hier kommen lediglich 275 privat angemeldete Pkw auf 1.000 Einwohner ab 18 Jahre. Chorweiler belegt Rang 2 und hat den Anschluss an eine Stadtbahn-Linie.

Bahn mit Beklebung zum Thema Klima in Köln in der Zukunft im Betriebshof MerheimDie KVB wirbt für sich und die Leistungen des Unternehmens – und zwar doppelt: In Politik und Verwaltung werben wir dafür, unsere Angebote ausbauen zu können. Ausbau der Stadtbahn-Linien, neue Bus-Linien, Ertüchtigung der Ost-West-Achse für eine höhere Leistungsfähigkeit, neue Fahrzeuge, Modernisierung bestehender Anlagen.

In der Bevölkerung werben wir für die häufigere Nutzung unserer Angebote. Rund 277 Millionen Mal stiegen die Kölner und ihre Gäste 2016 in die Busse und Stadtbahnen der KVB ein. Über 150 Mal jährlich fahren die Einwohner mit der Stadtbahn, rund 50 Mal mit dem Bus. Für die KVB wirbt seit Jahren auch eine Klimakampagne. Mit starken Bildmotiven wird auf die Folgen des Klimawandels hingewiesen und die Nutzung der KVB als Lösungsansatz genannt.

Schritte der KVB

Das Bestreben der KVB ist es, sich nicht auf dem bisherigen Umweltvorteil auszuruhen. Das Unternehmen geht in soliden Schritten vor. Wir achten darauf, bei Veränderungen immer auch den Klima- und Umweltaspekt zu berücksichtigen. Dabei müssen die verschiedenen Sphären in Einklang gebracht werden – die Bedürfnisse der Kunden, die technische und betriebliche Machbarkeit sowie die Wirtschaftlichkeit. Nur so kann nachhaltiges Unternehmenshandeln entstehen, mit dem auch langfristig dem Klimaschutz Rechnung getragen wird.

Die jüngsten Schritte im Klimaschutz sind folgende:

Seit Anfang 2016 setzen wir auf allen zwölf Stadtbahn-Linien Ökostrom ein. Hierdurch konnte der CO2-Ausstoß des Stadtbahn-Betriebs von rund 46 Gramm je Personen-Kilometer auf 0 Gramm je Personen-Kilometer gesenkt werden.

Auch der Ausbau der E-Mobilität im Busverkehr der KVB dient dem Klima- und Umweltschutz. Mit der Umstellung der Bus-Linie 133 am 3. Dezember 2016 werden im Vergleich zum bisherigen Diesel-Betrieb zwischen dem Hauptbahnhof und Zollstock jährlich rund 560 Tonnen CO2 eingespart, weil auch hier Ökostrom eingesetzt wird.

Pantograph, Ladegerät für Elektrobusse

Kürzlich begann der Bau des P&R-Parkhauses in Porz-Wahn, das vor allem von Pendlern genutzt werden wird und sich in direkter Nähe zu zwei S-Bahn- und diversen Bus-Linien befindet. Wer hier ab Ende 2018 seinen Pkw auf einem der 300 Stellplätze abstellt und dann mit der S-Bahn weiter in Richtung Innenstadt fährt, vermeidet mit jedem Kilometer den Ausstoß von CO2. Legt man den durchschnittlichen Ausstoß von 142 Gramm CO2 je Personen-Kilometer bei Pkw zugrunde, so bedeutet die Strecke rund 18 Kilometer lange Strecke von Wahn bis in die linksrheinische Kölner City einen Klimavorteil von 2.556 nicht emittierten Gramm CO2. Legt ein Pendler diesen Weg an 180 Tagen im Jahr zurück (360 Fahrten), vermeidet er durch die Nutzung des P&R-Parkhauses den Ausstoß von über 920 Kilogramm CO2 im Jahr.

Zudem engagiert sich die KVB in der Förderung des Umweltverbundes. Seit Mai 2015 wird mit den KVB-Rädern ein eignes Leihradsystem angeboten, das in den ÖPNV integriert ist. Gestartet wurde mit 910 KVB-Rädern. Bereits im Dezember 2015 wurde das Bediengebiet ausgedehnt und ist mit 84 Quadratkilometern fast doppelt so groß wie zum Start des Angebotes. Im September 2016 wurde die Flotte auf insgesamt 1.410 KVB-Räder vergrößert. Die insgesamt 1,6 Millionen Ausleihen bis September 2017 haben mit einer  durchschnittlichen Fahrtstrecke von inzwischen 1,6 Kilometer zu über 2,5 Millionen CO2-freien Kilometern in Köln geführt.

KVB-Rad, Fahrrad, Chlodwigplatz

Die Zukunft der KVB

Ganz sicher ist die KVB auch nur ein kleines Element im weltweiten Klima-Uhrwerk. Aber in der weltweiten Herausforderung Klimaschutz macht eben “Kleinvieh den Mist“. Vor allem aber ist die Nutzung der Busse und Bahnen eine Lösung, zu der sich alle Einwohner Kölns recht schnell und einfach entscheiden können. Gegen leugnen, resignieren und schönreden können nur praktikable Lösungen stehen. Deshalb wird die KVB auch zukünftig ein Partner der Stadt im Klima- und Umweltschutz bleiben. Durch den Ausbau der E-Mobilität im Busverkehr und durch weitere Schritte wird der Klimavorteil ausgebaut.

 

 

 

Aktueller Hintergrund:
Klima und Klimaschutz – Herausforderung für die Weltgemeinschaft und jeden Einzelnen

Unser Klima ist immer auch mit dem Klima der anderen Menschen und Kulturen verbunden. Und die befinden sich auf allen Kontinenten. Das feine Gebilde aus tagesaktueller Witterung, mehrtägigem Wetter und langfristigem Klima ist vergleichbar mit einem Uhrwerk aus vielen kleinen und größeren Zahnrädern. Darin auch enthalten: das feine Spiel der Jahreszeiten und die langfristigen Schwankungen von Durchschnittstemperatur, Niederschlagsmengen etc. Und damit es noch komplexer wird, unterscheidet sich unser mitteleuropäisches Klima deutlich von dem der anderen Erdregionen. Doch feste Grenzen zwischen den Klimaregionen gibt es nicht, wir leben in einem „Uhrwerk“.

Eine Drehung hier wirkt sich auf die Situation in anderen Teilen des Gebildes aus. Und dabei „dreht“ der Mensch genauso an den Rädchen wie es die Natur selber durch Vulkanausbrüche, Zufallsereignisse und anderes tut. Wer sich in diese Zusammenhänge hineindenkt, stellt schnell fest: Eine sehr komplexe Wissenschaft, mit der wir nahezu täglich durch die Medien konfrontiert werden. Wie sollen wir dabei die Übersicht bewahren und Durchblick gewinnen? Was geht es uns an?

Zur Vereinfachung wird seit einigen Jahren vor allem von einem zentralen Wert gesprochen: Die Durchschnittstemperatur der Erdatmosphäre. Diese soll bis zum Ende dieses Jahrhunderts um nicht mehr als zwei Grad Celsius steigen. Die Wissenschaftler versuchen, die jeweils aktuelle Situation des komplexen globalen Gebildes stets hieran zu messen. Wird sich die Erwärmung um maximal zwei Grad Celsius einpegeln, wenn das menschliche Verhalten in allen Kulturen so bleibt wie im aktuellen Zeitraum, oder wird die Durchschnittstemperatur um mehr als zwei Grad Celsius ansteigen? Schaffen wir auf der Erde – also wir alle zusammen – das Klimaziel oder müssen wir uns noch mehr anstrengen. Manche Experten prognostizieren, dass eine Erwärmung von bis zu fünf Grad Celsius möglich ist. Derzeit scheint eine Erwärmung von drei bis vier Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts wahrscheinlich.

Angetrieben wird die Erderwärmung übrigens vor allem durch CO2 und Methan. CO2 entweicht bei der Verbrennung kohlenstoffhaltiger Substanzen, also etwa Diesel, Benzin, Kerosin, Schweröl usw., die aus Rohöl gewonnen werden, genauso wie bei der Verbrennung von Kohle, Holz und ähnlichem. Der Begriff „CO2“ wurde inzwischen tief in unser Alltagswissen „eingebrannt“. Dieses Gas trägt (wie die anderen Klimagase auch) in der Atmosphäre dazu bei, dass die eingestrahlte Sonnenenergie, die an der Erdoberfläche als Wärmestrahlung reflektiert wird, die Atmosphäre nicht mehr so gut verlassen kann. Die Atmosphäre erwärmt sich wie die Luft in einem Treibhaus und führt zum Abschmelzen der Eismassen an den Polen, zur Veränderung der Differenz von Süß- zu Salzwasser, zur Veränderung der Temperaturdifferenzen in Luft und Meer, dadurch zur Veränderung von Meeresströmungen und Windsystemen und in der Folge kommt es zu stärkeren Hitzewellen, häufigerem Starkregen, kräftigeren Wintern, ausgedehnten Trockenperioden usw. Auch bei uns. Ach ja, den Begriff „Treibhauseffekt“ kennen wir ebenfalls alle.

Stau, viele Autos, Mülheimer Brücke

Der Komplexität kann also eine einfache Botschaft entgegengesetzt werden: Der große Ausstoß von CO2 führt in unserem Treibhaus zu einer starken Erderwärmung, die mit gravierenden Folgen verbunden ist und das menschliche Leben stark beeinträchtigt. Deshalb soll die durchschnittliche Erderwärmung auf zwei Grad Celsius beschränkt werden, um mit den Folgen des Klimawandels noch zurecht zu kommen. Diese einfache Botschaft kann, verbunden mit dem Vertrauen in die Wissenschaftler und ihre Institute, zur Handlungsmaxime werden.

Leugnen, resignieren oder schönreden helfen nicht

Eine dauerhafte Erwärmung der Atmosphäre könnte es aber, ganz naiv betrachtet, bei uns doch angenehmer machen. Gerade im ungemütlichen Herbst mit seiner kühlen Feuchte kommen einem solche Gedanken.

Oder wirken sich die „Nebenwirkungen“ der Erderwärmung, also stärkere Stürme, längere Hitzewellen und häufigerer Starkregen etc. auch bei uns aus? Von vielen Teilen der Erde kennen wir ja solche Bilder. Zum Glück sind die Überschwemmungen in Bangladesch, die Hurrikane in der Karibik, die Ausdehnung der afrikanischen Sahara, die abdriftenden Rieseneisschollen in der Antarktis weit weg. Wir kennen sie weitgehend aus dem Fernsehen.

Es verwundert eigentlich nicht, dass Deutschland um seine Fortschritte im Klimaschutz bangen muss. Im Klimaschutzvertrag als Ergebnis der Weltklimakonferenz 2015 in Paris hat sich Deutschland verpflichtet, bis 2020 den CO2-Ausstoß um 40 Prozent zu reduzieren. Bis 2050 müssen weitere Anteile vermieden werden. Das Umweltbundesamt hat errechnet, dass jeder Einwohner Deutschlands seinen CO2-Ausstoß von 12 Tonnen je Jahr, dem heutigen Durchschnitt, auf unter eine Tonne senken muss.

Aber es sind nicht falsche Ziele, zu denen wir uns verpflichtet haben und die nun die Gefahr des Scheiterns skizzieren. Diese mit konkreten Zahlen hinterlegten Ziele gehen aus der Umrechnung der weltweiten Situation auf den deutschen Anteil hervor und wurden nicht einfach ambitioniert, politisch großzügig „gegriffen“. Als eine der reichsten Nationen der Welt, ausgestattet mit hervorragenden Forschungseinrichtungen, einer starken mittelständischen Wirtschaft als Innovationstreiber und einigen großen Konzernen als Champions auf den Weltmärkten, sollten wir doch Lösungen entwickeln können.

Es sind menschliche Eigenschaften, die mit Begriffen wie Gewohnheit, Bequemlichkeit, Trägheit, umschrieben werden können. Wir scheinen nicht besonders gut in der Lage zu sein, konkret zu werden. Lange Zeit haben wir uns zufrieden gegeben mit dem dokumentierten sinkenden CO2-Ausstoß – doch wir haben gerne übersehen, dass dies vor allem durch die Abschaltung alter Industrie- und Energieanlagen der alten DDR-Wirtschaft nach der deutschen Einheit zustande kam. Unter dem Strich haben wir seit 1990 nichts erreicht.

U-Bahn-Haltestelle Geldernstraße, gesperrte FahrtreppeUnd doch gibt es keine Grenzen zwischen den Weltregionen. Auch wir merken die Abschwächung des nordatlantischen Strömungssystems, weil das abschmelzende Eis der Arktis das Salzwasser verdünnt. Sommer wie Winter sind nicht mehr so eindeutig wie früher und geraten häufig aus dem Muster. Auch wir merken die ansteigenden Wasserpegel des Rheins (und damit die ansteigenden Grundwasserstände). Das Hochwasserschutzkonzept in Köln wirkt sich auch auf die öffentlichen Kassen aus. Auch bei uns treten Starkregen auf. In diesem Sommer wurde innerhalb von nur einer Stunde die Stadtbahn-Haltestelle “Geldernstraße“ geflutet – wochenlange Beeinträchtigung der Fahrgäste, Kosten von über 600.000 Euro.

Deshalb dürfen wir die Mechanismen des Klimawandels nicht leugnen, sondern müssen uns den Wirkungszusammenhängen stellen. Wir sind ein Teil der Lösung oder des Problems, in beiden Fällen der größte Teil. Und „wir“, das sind die einzelnen Einwohner genauso wie die Unternehmen und weiteren Organisationen in unserer Stadt und Region. Und die KVB ist ein Teil hiervon.

Die Weltgemeinschaft und der einzelne Mensch

Wie passen die UN-Klimakonferenzen und das konkrete menschliche Verhalten zusammen? Es heißt doch „Global denken, lokal handeln.“ Aber kann der Einzelne wirklich etwas bewirken? Die KVB verfolgt deshalb die Strategie der soliden Schritte. Hierbei schauen wir nicht, ob andere viel mehr tun müssen, weil sie stärker zur Erderwärmung beitragen. Die KVB versteht sich als aktiver Partner der Stadt im Klima- und Umweltschutz. Dabei sind Schritte, die gegangen werden, immer Teil eines Weges, stehen für Bewegung und nicht für Abwarten.

Soll den Afrikanern die Nutzung des Automobils verwehrt werden, weil wir schon so viele fahren? Oder sollen die Chinesen weiterhin mit wenigen Tagen Urlaub im Jahr auskommen, weil wir doch schon dauernd um die Welt reisen? Und sollen indigene Völker sich in eine völlig veränderte Umwelt einpassen, weil wir billiges Palmöl von den Regenwaldflächen bekommen wollen? Wir kommen nicht umhin, uns alle anzustrengen, damit alle an der Entwicklung teilhaben können.

Es ist auch eine Frage der Gerechtigkeit. Ja, unsere Automobile sind über die Jahrzehnte wesentlich umweltfreundlicher geworden. Schauen wir auf die KVB: Der heutige Diesel-Bus mit dem Abgasstandard EURO VI, seinem ausgereiften Motor und hochwertigem Kraftstoffeinsatz ist keine Dreck- und CO2-Schleuder. Und dennoch arbeitet die KVB am Ausbau ihres Umweltvorteils, auch wenn in anderen Bereichen, insbesondere beim motorisierten Individualverkehr, mehr getan werden muss.

Dabei nehmen wir als KVB gerne am Erfahrungsaustausch mit Gruppen aus der gesamten Welt teil. Kürzlich war eine Gruppe von Peruanern zu Besuch, die sich das KVB-Rad und den E-Bus haben erläutern lassen. Insbesondere das Leihrad kam sehr gut an und wurde intensiv getestet. Auch hierbei gilt es, dem globalen Ganzen zu dienen. Unsere Lösungen können auch in anderen Teilen der Welt hilfreich sein; Lösungen aus anderen Ländern bereichern auch unsere Konzeptionen. Am Ende dient das den Menschen, die Klima und Umwelt schützen wollen und hierfür brauchbare Dienstleistungen genauso wie Gebrauchsgegenstände benötigen.

E-Bus, Elektrobus, Altermarkt, Rathaus, Menschen im Vordergrund

Im weltweiten Kontext ist ein kommunales Unternehmen ähnlich zu verstehen wie ein einzelner privater Haushalt. Es sind kleine Einheiten, die für sich genommen das „große Rad“ nicht drehen können. Doch wo sind die großen Einheiten, die für sich allein einen spürbaren Einfluss auf den Klimaschutz haben können. Je größer man blickt – von der KVB über die Deutsche Bahn bis zur Russischen Eisenbahn, von der RheinEnergie über die RWE bis zur chinesischen Stromerzeugung – kaum eine einzelne Einheit hat alleine oder mit wenigen anderen nachhaltigen Einfluss. Es zählt das Gesamtgefüge.

So hat Deutschland z. B. nur einen Anteil von zwei Prozent am weltweiten Klimawandel, die Volksrepublik China derzeit aber ein Drittel. Und dennoch trägt jeder Deutsche mehr als jeder Chinese und Inder zur Klimabeeinträchtigung bei. Dabei haben die regenerativen Energien in Deutschland einen Anteil von 26 Prozent an der Stromerzeugung, und das ist doppelt so viel wie in Indien. Die Zahlen zeigen Dynamik und Vielschichtigkeit. Die Vernunft mahnt, sich nicht hinten anzustellen. Deshalb ruht sich die KVB nicht aus.

 

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6 Kommentare

  • Timo

    Die KVB ruht sich vielleicht nicht aus. Aber ist sie wirklich Teil der Lösung des Kölner Verkehrsproblems? Neue und effizientere Ubahn-Routen (ja, teuer), würden zur Verringerung des PKW Aufkommens in Köln führen. Die Struktur des Kölner Nahverkehrs ist aufgrund des Fehlens schenellerer Ubahn- und Sbahn-Routen ausgesprochen ineffizient. Fahren sie mal von der Brühler Straße nach Ehrenfeld in und schaffen sie das in unter einer Stunde. Nahezu alle Routen führen verhältnismäßig schnell ins Zentrum, aber de Querverbindungen zwischen den Stadtteilen sind hauptsächlih lahmarschige Busse, die vom PKW Aufkommen gelähmt werden. Mit dem Auto dauert die genannte Strecke 20-30 Minuten. Effizienter Nahverkehr sieht leider anders aus in einer Zeit in der niemand Zeit hat. Wenn die KVB Teil der Lösung sein möchte, muss sie schneller und effizienter werden und eine reale Alternative zum Auto darstellen. Leider.

    • Hallo Timo,
      es ist richtig, dass schnelle Verbindungen im ÖPNV eine wichtige Voraussetzung für eine gute Mobilität sind. Die radialen Verbindungen in den Stadtkern sind dabei das Grundmuster in fast allen Städten.

      Wir haben mit der wachsenden Stadt aber auch die Ringlinie über die Kölner Ringe geschaffen und wollen die Ringlinie über den Gürtel vollenden. Auch im Busnetz wird es weitere Verbesserungen geben. So machen wir das, was möglich ist – und das hoffentlich immer schnell genug.

      Beste Grüße
      Stephan Anemüller

  • Sebastiany

    Hallo Timo,

    Da stimme ich Dir auch voll zu, lösungen gibt es viele, so könnte man auch die Linie 13 bis Klettenberg verlängern, als Beispiel ohne Umsteigen, denn die meisten Pendler wollen doch ohne großes Umsteigen fahren.
    Aber vielleicht kommen ja noch bessere Querrverbindungen.

    Beste Grüße
    Peter Sebastiany

    • Rüdiger Krause

      Gerade eine Verlängerung der Linie 13 nach Klettenberg ist eben nicht zielführend. Je weniger Linien sich Streckenabschnitte teilen müssen, desto stabiler ist der Fahrplan. So werden Störungen auf einer Linie nicht auf die anderen Linien übertragen. An vielen Stellen hat man dem in Köln schon Rechnung getragen. Begonnen hat dies bereits in den 1990er Jahren als die Linie 9 aus dem Innenstadttunnel herausgenommen wurde. Somit übertrugen sich Störungen dort nicht mehr auf die Linie 1. Das gleiche wurde dann vor einige Jahre später mit den Linien 12 und 15 gemacht. So fuhr auch die Linie 12 bis 2003 durch den Innenstadttunnel. Durch die Änderung auf die Ringstrecke werden nun Störungen der Linien 12 und 15 nicht mehr auf die Linien 3, 4 und 18 übertragen und umgekehrt. Einzig die Linie 16 teilt sich noch einen kleinen Streckenabschnitt mit diesen beiden Linien. Aber auch dies wird sich mit der vollständigen Eröffnung der Nord-Süd-Stadtbahn in einigen ändern. Dann sind die Linien 12 und 15 komplett unabhängig im Linienverlauf von den Linie im Innenstadttunnel.

      Diese Entwicklung muss meines Erachtens fortgeführt werden. So sollten die Linien 1 und 9 auch von der Linie 7 entkoppelt werden. Zum einen um weniger störanfällig zu sein, zum anderen aber auch, weil alle drei Linien verdichtet werden müssten, die Streckenkapazität dies aber nicht hergibt. Die optimale Lösung ist meines Erachtens den Kalker Tunnel bis zum Aachener Weiher zu verlängern, sodass die Linien 1 und 9 erst dort wieder an die Oberfläche kommen, während die Linie 7 als einzige Linie über die Deutzer Brücke und oberirdisch über Heumarkt und Neumarkt nach Sülz geführt wird. Die Linie 9 könnte dann bis Frechen fahren. Das Argument, dass man eine Verbindung von der Universität zum Bahnhof Köln Messe/Deutz bräuchte entfällt mit der Fertigstellung des S-Bahn-Westrings, der ja über den Bahnhof Süd führt und somit fußläufig von der Universität erreichbar ist.

      Auch über die Linien 3 und 4 wird man sich Gedanken machen müssen. Diese führen durch den völlig überlasteten Innenstadttunnel. Hier muss man Lösungen suchen, wie man gerade auf dem rechtsrheinischen Abschnitt der Linie 4 die Kapazitäten erhöhen kann ohne zusätzliche Züge durch den Innenstadttunnel fahren zu lassen. Vielleicht eine verkürzte Linie 4 von Schlebusch bis zum Gotenring in Deutz?

      Was Köln baucht, ist ein Zielnetzplan für 2030 und ggf. 2040, den man Schritt für Schritt abarbeitet ohne ständig neue Stadtbahnverlängerungen zu diskutieren. Denn die Probleme liegen zurzeit vor allem in der mangelnden Streckenkapazität in der Innenstadt.

  • Stefan Hanf

    Hallo! In Porz Wahn wird ein neues Parkhaus für P&R gebaut, am Bahnhof Porz (Rhein) (westliche Seite) kann der vorhandene Parkplatz nur noch mit teuer zu bezahlenden Parktickes genutzt werden. Wie passt das zusammen?

    • Hallo Herr Hanf,
      das P&R-Parkhaus in Porz Wahn entsteht, um mehr Stellplätze für Pendler anzubieten. Diese parken zur Zeit häufig auch in den Wohnstraßen, was zu erheblichem Unmut der dortigen Anwohner geführt hat. Durch das neue P&R-Parkhaus gehen keine Parkplätze verloren, sondern es kommen welche hinzu. Und: Das Parkhaus ist sogar ausbaufähig, wenn dies aufgrund dauerhaftem Bedarfs notwendig ist.

      Die Gebührenordnung des P&R-Parkhauses Porz Wahn sieht vor, dass Nutzer des ÖPNV hier kostenfrei parken dürfen. Notwendig ist die Vorlage eines VRS-Tickets, als Chipkarte oder auch als Einzelfahrschein. Nur wer keinen Fahrschein vorweisen kann, zahlt den Tagessatz. Dies ist im Rahmen der Grundstücksübertragung mit dem ehemaligen Eigentümer der Fläche vereinbart worden. Ziel ist es, Dauerparker auszuschließen, die preiswerter als am Flughafen parken wollen.

      Mit besten Grüßen
      Stephan Anemüller

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