Stadtbildgestaltung gegen illegale Graffiti

Die Stadt ist mit ihrem öffentlichen Raum tägliches Lebensumfeld der Menschen. Diese haben unterschiedliche Ansprüche an die Nutzung des Raumes. Auch artikulieren sie unterschiedliche Vorlieben zur Gestaltung der Umgebung. Die Einen mögen klare Strukturen mit geordneten Funktionsbereichen und einer ruhigen Optik. Die Anderen fühlen sich mit flexiblen Regelungen und einer Reihe unterschiedlicher Gestaltungsstile wohl. Dabei stoßen wilde Schmierereien die meisten Menschen ab. Was aber kann getan werden, um illegale Graffiti und Beton-Tristesse zu verhindern? Wie kann die Gestaltung der Stadt aktiv gesteuert werden?

Ein leider häufiges Bild: Kaum steht ein Bauwerk wird es versaut – illegal und großes Ärgernis für Eigentümer, Anwohner und Passanten. Hier hatte der Eigentümer extra eine der Umgebung angepasste Fassadenfarbe gewählt.

Ein leider häufiges Bild: Kaum steht ein Bauwerk wird es versaut – illegal und großes Ärgernis für Eigentümer, Anwohner und Passanten. Hier hatte der Eigentümer extra eine der Umgebung angepasste Fassadenfarbe gewählt.

In Köln versucht man, Fassaden von Gebäuden und sonstigen Bauwerken der Stadt bzw. städtischer Unternehmen bewusst zu gestalten, um die Gefahr illegaler Verunstaltung zu reduzieren. Inzwischen genehmigt die Stadt die Errichtung neuer Bauwerke häufig auch nur noch, wenn sich die Bauherren auf die Gestaltung der Fassaden einlassen. Denn: Auch die illegalen Graffiti-Sprayer achten die künstlerische Gestaltung und beschädigen diese meist nicht. Ich habe mich auf einen Stadtspaziergang begeben und stelle hier ein paar Kunstwerke vor.

GOODLACK zeigt die Geschichte des Butzweilerhofes

Ein Beispiel für die bewusste Gestaltung eines funktionalen Bauwerks findet sich entlang der Stadtbahn-Linie 5: Für die Verlängerung der Strecke in den Butzweilerhof war die Errichtung eines Brückenbauwerks westlich der Justizvollzugsanstalt Ossendorf notwendig. Hierfür wurde die Form eines einfachen Betonbauwerkes gewählt. Damit dieses nicht gleich nach der Inbetriebnahme Ende 2010 beschmiert wurde, übergab man die Gestaltung der Wände dem Duo GOODLACK. Die Ehrenfelder Künstler Ron Voigt und Jon Iven führen in unterschiedlichen Stilrichtungen Auftragsarbeiten für Unternehmen, private Kunden und öffentliche Einrichtungen durch, gestalten Garagentore, Stromkästen, Fassaden. RTL, die Stadt Köln und die KVB gehören u. a. zu den Kunden.

Die Gestaltung des Brückenbauwerks nimmt die Geschichte des Butzweilerhofes auf. Hier befand sich bis zum Zweiten Weltkrieg einer der größten Flughäfen Deutschlands. Erst nach dem Krieg wurde der Betrieb in die Wahner Heide verlegt. Im noch existierenden Flughafengebäude kann eine sehr interessante Luftfahrtausstellung besucht werden.

 

Beton: Es kommt darauf an, was man daraus macht. Warum also nicht auf einen nahen Ort der Luftfahrtgeschichte hinweisen. Die Spur im Bild führt genauso zum Butzweilerhof wie die Stadtbahn-Linie darüber (siehe auch Bild ganz oben).

Reclaim the City – MittwochsMaler in Nippes

Unter der Stadtbahn arbeiteten auch die MittwochsMaler. In Nippes drückt sich die Hochbahntrasse in die Optik. Wirklich schön ist sie nicht. Vor allem wenn man zu Fuß oder mit dem Rad durch den Grünstreifen in der Nähe der Haltestelle „Neusser Straße/Gürtel“ unterwegs ist.

Die Stadt auch optisch zurück zu gewinnen – Reclaim the City –, dabei wollten die MittwochsMaler des Sozialdienstes Katholischer Männer (SKM) helfen. Von 2013 bis 2015 gestalteten Jugendliche und junge Erwachsene die Hochbahnpfeiler der Stadtbahn-Linie 13. Zuvor standen diese grauen Pfeiler in einer bogenförmigen Reihung zwischen dem Niehler Kirchweg und der Merheimer Straße, queren die Neusser Straße. Links und rechts von ihnen eine Grünfläche mit Rad- und Fußweg sowie Trampelpfad und Kleingartenanlage, nicht weit entfernt die angrenzende Wohnbebauung.

Die jungen Menschen zwischen 15 und 30 Jahren beschäftigten sich an verschiedenen Stellen mit Graffiti; es darf vermutet werden, dass dies nicht immer legal geschah. Andere wollten sich künstlerisch betätigen, wofür ihnen aber die Projektionsflächen fehlten. Der SKM führte die Menschen in der Gruppe der MittwochsMaler zusammen und gestaltete das Nippesser Jugendkunst-, Präventations- und Integrationsprojekt im Umfeld der Haltestelle “Neusser Straße/Gürtel“. Graffiti als jugendliche Ausdrucksform im positiven Sinne stand hierbei im Mittelpunkt.

In Kooperation mit dem „City Leaks Urban Art Festival“ erarbeitete das Projekt eine Konzeption, wie mit den Säulen umgegangen werden kann. Welche Farbigkeit sollen diese erhalten? Wie sollen die Farben aufeinander folgen? Wie groß sollten die kleinen Künstlergruppen sein? Wie gelangt man vom Entwurf zum fertigen Werk? Welche Techniken funktionieren am besten? Und vor allem auch: Wie wirkt hinterher das Gesamtkunstwerk?

 

Teamwork: Künstler wollen sich ausdrücken. Auf großen Flächen geht das auch gemeinsam. Die einzelnen Werke so aufeinander abzustimmen, dass auch das Gesamtwerk harmonisch wird, ist dabei schon eine Herausforderung.

Das unter anderem durch die Bezirksvertretung Nippes finanziell unterstützte Projekt kann sich im Ergebnis sehen lassen. Den Künstlern der einzelnen Pfeiler ist es miteinander gelungen, eine harmonische Gesamtgestaltung zu realisieren. Wer seinerzeit die Gelegenheit hatte, die Atmosphäre während der Arbeiten wahrzunehmen, konnte sich von der Kreativität und dem Spaß der jungen Menschen überzeugen. Und die Passanten blicken nun nicht mehr auf die tristen Säulen der Hochbahn, sondern können ihre Gedanken bei der Wahrnehmung der Kunst schweifen lassen.

Exkurs: CityLeaks Urban Art Festival

Viele künstlerische Gestaltungen entstehen in Köln im Rahmen des CityLeaks Urban Art Festivals. Diese Veranstaltung findet alle zwei Jahre statt. Die Organisatoren des artrmx e. V. geben der Streetart hiermit eine legale Bühne und tragen ihren Beitrag zur Stadtbildgestaltung bei. Auf CityLeaks-Touren werden Projekte präsentiert und der Gedankenaustausch über Kunst gepflegt.

Dabei ist von großer Bedeutung, dass Kunstprojekte im Rahmen von CityLeaks auf legalen Flächen gestaltet werden. Viele Eigentümer bieten ihre Wände, Garagentore und ähnliches an, um diese verschönern zu lassen. Hierbei ist die Absprache zwischen Eigentümer und Künstlern über das zu gestaltende Motiv die Regel, es gibt aber auch freie Projekte. Die Eigentümer sollten sich verpflichtet sehen, vorher die optische Verträglichkeit des beabsichtigten Kunstwerkes mit der bestehenden Umgebung zu überprüfen. In den meisten Fällen ist eine gezielte Gestaltung aber ein präventiver Beitrag dazu, die entsprechende Fläche dem Interesse von Straftätern zu entziehen, denn illegale Sprayer achten meist die Kunstwerke anderer.

Kripskunst und Wolfgang Rüppel:
Funktionsbauten mit interessanten Fassaden

Die Unterwerke der KVB dienen der Stromversorgung des Stadtbahnbetriebs. Diese „Kästen“ stehen an zahlreichen Stellen im Stadtbahngebiet, haben keine Fenster und sind rein funktional. Die Gestaltung der Fassaden dieser Bauwerke kann sehr unterschiedlich erfolgen. Dort wo früher einfarbige Wände zu sehen waren oder Gitter zum Ranken von Efeu befestigt wurden, kann heute Kunst zu sehen sein. Zwei Beispiele:

Am Barbarossaplatz, zwischen den Gleisen der Stadtbahn-Linien 12, 15 und 16, gestaltete der Streetart-Künstler Marcus Krips alias Kripskunst die Fassade eines technischen Bauwerks. Die einfache Grafik fällt zunächst durch ihre farbenfrohe Gestaltung auf, die bei näherer Betrachtung jedoch zum Nachdenken reizt. Der seit den 1980er Jahren aktive Graffiti-Künstler will dem Betrachter auch keine Interpretation vorgeben. Er spielt mit integrierten Worten, wird dabei teilweise poetisch. Im Team mit Lili Voigt arbeitet er inzwischen unter dem Namen kunst5.com. Sie verbinden verschiedene Instrumente von elektronischen Medien, digitaler Fotografie bis Streetart, wurden bereits einmal für den „Wolfgang Hahn Preis“ des Museums Ludwig nominiert und nehmen an den City Leaks Urban Art Festivals teil.

Bunt: Am Barbarossaplatz reihen sich einfache Figuren auf buntem Grund. Wer an der Haltestelle steht und auf seine Bahn wartet, kann hierbei seine Gedanken schweifen lassen. Bunt: Am Barbarossaplatz reihen sich einfache Figuren auf buntem Grund. Wer an der Haltestelle steht und auf seine Bahn wartet, kann hierbei seine Gedanken schweifen lassen.

 

Bunt: Am Barbarossaplatz reihen sich einfache Figuren auf buntem Grund. Wer an der Haltestelle steht und auf seine Bahn wartet, kann hierbei seine Gedanken schweifen lassen. Bunt: Am Barbarossaplatz reihen sich einfache Figuren auf buntem Grund. Wer an der Haltestelle steht und auf seine Bahn wartet, kann hierbei seine Gedanken schweifen lassen

Bunt: Am Barbarossaplatz reihen sich einfache Figuren auf buntem Grund. Wer an der Haltestelle steht und auf seine Bahn wartet, kann hierbei seine Gedanken schweifen lassen.

Die Gestaltung des Bauwerks an der Straße „Im Sionstal“ an der linksrheinischen Auffahrt zur Severinsbrücke übernahm der Künstler Wolfgang Rüppel (Köln/Berlin). Basierend auf 329 Vierkantprofilen aus Aluminium, die in einem Winkel von 45 Grad zur Wand montiert sind, zeigt die Fassade eine in vierfacher Reihung Richtung Severinsbrücke galoppierende Reitergruppe. Aus einer Blickrichtung betrachtet ist eine schwarzrote Fläche oder eine Mischung beider Optiken zu sehen. Durch die Bewegung des Betrachters ergeben sich wechselnde Ansichten. Die Fassadengestaltung spielt mit der Wahrnehmung des Betrachters. Das Gefühl der realen Geschwindigkeit der Vorbeifahrt wird durch die Veränderung des Fassadenbildes als zusätzliche eigene Bewegung begriffen und dadurch verstärkt.

 

Bewegung: Auf einer Wiese können sich Pferde bewegen. Interessant ist aber vor allem auch, wie sich die Ansicht je nach Blickwinkel ändert.

Illegale Graffiti:
Jährlich eine Millionen Euro direkter Schaden allein bei der KVB

Eines darf nicht verwechselt werden: Die künstlerische Gestaltung auf legal zur Verfügung stehenden Flächen ist etwas anderes als wilde Schmierereien auf Nachbars Mauer. Wer illegal zur Sprühdose greift und fremde Fassaden verunreinigt – ganz gleich ob die von anderen Privatpersonen oder von öffentlichen Einrichtungen – der begeht eine Straftat. Gerade solche Schmierereien stören das Ansehen unserer Stadt.

Inhaber, Anwohner und Passanten ärgern sich immer wieder, wenn Fassaden, Stromkästen und weitere Einrichtungen durch Graffiti verunreinigt werden. Gleichfalls ärgert es, wenn Glasscheiben mutwillig zerkratzt werden. Dieser Vandalismus belastet nicht nur die Attraktivität unserer bebauten Umwelt, die Beseitigung der Schäden kostet auch viel Geld. Der KVB entstehen zum Beispiel durch Graffiti jährlich Kosten von etwa einer Million Euro. Hierin sind nur die Kosten für die Beseitigung enthalten, administrative Kosten zur Verfolgung der Straftaten sind noch nicht eingerechnet. Für eine Million Euro könnten etwa drei Gelenkbusse erworben werden. Letztlich zahlen die Fahrgäste und die Allgemeinheit die Beseitigung. Gerne würde die KVB das Geld besser einsetzen.

Exkurs: KASA – Kölner Anti Spray Aktion

Die Kölner Anti Spray Aktion ist ein Zusammenschluss von 37 namhaften Institutionen in dieser Stadt, unter anderem der KVB, der Polizei, dem Kölner Haus- und Grundbesitzerverein und der Stadt Köln. Gemeinsam tritt das Bündnis illegalen Sprühereien entschlossen entgegen. Dabei geht es nicht um die Diskussion über Kunstfragen, sondern um die schlichte Tatsache, dass jede illegale Farbschmiererei auf fremden Grund eine Eigentumsverletzung und somit eine Straftat darstellt, die nicht toleriert werden kann. KASA sorgt für einen Austausch über Möglichkeiten der Straftatverfolgung und gestaltet Medienarbeit im Sinne der Prävention.

Saubere Fahrzeuge und Anlagen steigern das subjektive Sicherheitsgefühl der Fahrgäste. Deshalb wird die KVB in Zusammenarbeit mit den Partnern der KASA nicht nachlassen, gegen die mutwilligen Zerstörungen und Schmierereien vorzugehen. Dazu zählen gemeinsame Aktionen mit der Polizei ebenso wie die Videoüberwachung.

KVB zeigt jeden Vorfall an

Leider werden selbst neue Einrichtungen sehr schnell „getagt“, wie die Szene die Verunreinigung durch illegale Graffitis nennt. Der Sprayer freut sich, dass er seinen „Tag“ – sein Erkennungszeichen – platzieren konnte. Die Anwohner und Passanten müssen die Ansicht dann ertragen und der Eigentümer ist bemüht, die Fläche so schnell wie möglich wieder sauber zu bekommen. So wenig wie die Szene die Tags ihrer Gleichgesinnten übersprüht, so wenig Verständnis für das Eigentum anderer Bürger oder Unternehmen hat sie offenbar. Dabei ist wildes Sprayen kein Kavaliersdelikt.

Entsprechend einem Kölner Ratsbeschluss werden im Netz der KVB Graffiti außerhalb des Kernbereichs innerhalb von 72 Stunden entfernt und im U-Bahn-Kernbereich innerhalb von 48 Stunden. Beschmierte Busse und Stadtbahnen werden sofort in die Betriebshöfe eingefahren, um gereinigt zu werden. Die Fahrzeuge bleiben nie länger als unbedingt notwendig im Liniendienst. Denn: Häufig folgen weitere Verunreinigungen auf die ersten Graffiti. Die KVB zeigt jeden Vorfall an. Allein 2016 waren es 264 Strafanträge.

Wem gibt diese großflächige Verunreinigung etwas? Leider finden sich in Köln immer wieder Stellen, an denen Verunreinigungen durch wilde Graffiti stören und Eigentumsrechte missachtet werden.

Wem gibt diese großflächige Verunreinigung etwas? Leider finden sich in Köln immer wieder Stellen, an denen Verunreinigungen durch wilde Graffiti stören und Eigentumsrechte missachtet werden.

Gestaltungshandbuch der Stadt Köln:
Auch andere Flächen bestimmen das Stadtbild

Einen weiteren Ansatz hat die Stadt Köln mit dem „Gestaltungshandbuch Innenstadt“ gewählt, in dem vor allem die Anlage der Oberflächen von Gehwegen, Überwegen etc. definiert wird. Es mag nebensächlich erscheinen, welche Platten für den Bau von Wegen gewählt werden und wie Kanalabdeckungen, Baumscheiben und Fahrradständer integriert werden. Doch auch deren Optik berührt unser Gesamtbild und führt zum Empfinden einer Harmonie oder eines Störgefühls.

Ich habe hierzu mit Franka Schinkel, Stadtraummanagerin im Baudezernat der Stadt Kölngesprochen, die zeigt, wie ernst es der Stadt mit ihrem Ansehen ist. Im hier veröffentlichten Interview wird auch deutlich, was Privateigentümer gegen illegale Graffiti tun können.

Das Gestaltungshandbuch definiert vor allem die Gestaltung von Bürgersteigen, Überfahrten und ähnlichem. Welche Bedeutung hat die Optik dieser Elemente im öffentlichen Raum für das „Bild“ unserer Stadt?

Köln ist eine gewachsene, lebendige Stadt, und der öffentliche Raum stellt die Bühne für das bunte öffentliche Leben dar. Als solche soll er einerseits attraktiv sein, auf der anderen Seite aber auch robust und nachhaltig. Mit dem Gestaltungshandbuch für die Innenstadt hat sich die Stadt bereits einen hohen gestalterischen Standard gesetzt, der, konsequent angewandt, die Qualität des öffentlichen Raumes im Laufe der Zeit kontinuierlich erhöhen wird.

Das Gestaltungshandbuch Innenstadt ist inzwischen für die Gesamtstadt erweitert worden und soll in diesem Jahr noch in die politischen Abstimmungen gehen. So wurden die Regeln für die Gesamtstadt weiterentwickelt und sinnvoll ergänzt.

Das Ziel des Gestaltungshandbuches ist es, einen schnellen und umfassenden Überblick zu den Anforderungen an die Gestaltung, Sauberkeit und Instandhaltung im öffentlichen Raum zu gewähren. Es geht darum, den Stadtraum zu ordnen, zu beruhigen und etablierte Qualität zu bewahren. Durch die aufgestellten Regeln sollen Arbeitsprozesse erleichtert und gleichzeitig die gestalterische Qualität des öffentlichen Raums erhöht werden.

Im Gestaltungshandbuch werden auch eindeutige Qualitätsziele zur Instandhaltung definiert. Diese werden wegen des zu erwartenden hohen personellen und finanziellen Aufwandes nicht kurzfristig für die Gesamtstadt erreicht werden können. Eine stadtumfängliche Umsetzung dieser Ziele muss daher als perspektivisches Qualitätsziel betrachtet werden.

Mit einem Bedeutungsplan wurden die öffentlichen Räume hierarchisiert. Dadurch wird eine Grundlage geschaffen, auf die sich die Anwendung von gestalterischen Standards für die Planung und Instandhaltung von öffentlichen Räumen bezieht.

Auch Poller, Fahrradständer etc. bis hin zu Baumscheiben werden im Gestaltungshandbuch behandelt. Kann das Design und die Platzierung all dieser Elemente so aufeinander abgestimmt werden, dass das Gesamtbild harmonisch erscheint?

Es ist das Ziel, ein harmonisches, deutlich beruhigtes Stadtbild zu erhalten. Durch die Beachtung der neun Planungsgrundsätze kann hier ein wichtiger Schritt in diese Richtung unternommen werden. Die neun Planungsgrundsätze sind:

1. Bedeutungsplan:
Der Bedeutungsplan hierarchisiert die öffentlichen Räume. Durch die Vereinbarung auf diese Bereiche können die stadtverwaltungsinternen und -externen Akteure im öffentlichen Raum Qualitätsziele gemeinsam erreichen.

2. Abstimmung:
Die Aufstellung jeglichen Mobiliars im öffentlichen Raum soll gemäß der Hierarchie des Bedeutungsplans in einem Abstimmungsteam aus gestalterischem, juristischen und technischem Sachverstand entschieden werden.

3. Zonierung:
Für Standorte von Elementen sind Zonierungen festzulegen.

4. Anzahl:
Die Anzahl der Elemente soll auf das notwendigste reduziert werden.

5. Formensprache und Materialwahl:
Es ist eine klare, reduzierte Formensprache zu wählen. Die Elemente sind gestalterisch aufeinander abzustimmen.

6. Farbe:
Es ist ein zurückhaltendes Farbenspektrum (anthrazit) zu wählen.

7. Eigenwerbung:
Die Eigenwerbung auf Stadtraumelementen ist auf ein Minimum (kleiner 5 % der Ansichtsfläche) zu reduzieren.

8. Barrierefreiheit:
Die Räume sind barrierefrei zu gestalten.

9. Qualität:
In Räumen mit besonderer stadträumlicher Bedeutung sind qualitativ hochwertige Materialien anzuwenden.

Wie lange kann die nachhaltige Gestaltung eines Straßenzuges dauern, bis das Gesamtbild stimmig ist?

Das hängt davon ab, wie konsequent hier zusammen gearbeitet wird und inwieweit sich auch stadtexterne Player des öffentlichen Raums an diese Vorgaben halten. Außerdem ist es wichtig, diese Standards über viele Jahre hindurch anzuwenden und dadurch zu stärken. Durch den Bedeutungsplan, in dem wir international und stadtweit bedeutende Stadträume genau bestimmt haben, können Prioritäten gesetzt und gemeinsam mit allen Akteueren, die im öffentlichen Raum agieren, gezielt verbessert werden.

Maastrichter Straße: Die Gestaltung dieser Straße hebt sich wohltuend von anderen Straßenzügen ab.

Maastrichter Straße: Die Gestaltung dieser Straße hebt sich wohltuend von anderen Straßenzügen ab.

Können sich die Bürger bereits Bereiche in Köln ansehen, die ein stimmigeres Aussehen bekommen haben?

Erste Piloten der Oberflächengestaltung sind im Clouth-Gelände in Nippes oder in der Maastrichter Straße zu sehen. In den Sommermonaten soll darüber hinaus zwischen Rudolfplatz und Ehrenstraße eine Teststrecke vorgestellt werden, in der wir u.a. auch Oberflächen von Stadtraumelementen in anthrazit mit einer Anti-Graffiti/ Anti-Aufkleberhaftung beschichten. Hier findet auch eine Neusortierung von Fahrradabstellanlagen statt, Bodenplatten werden in großen Teilen saniert etc.

Woran können sich Bürger und Unternehmen orientieren, die ihre eigenen Gebäude und Anlagen planen und unterhalten?

Ich denke, wenn die neun Planungsgrundsätze beachtet werden, dann haben wir gestalterisch schon sehr viel erreicht. Das Gestaltungshandbuch der Stadt Köln wird nach der Abstimmung im Internet herunter zu laden sein.

Zur Unterhaltung sollte man sich an die vier Instandhaltungsgrundsätze halten. Diese lauten:

1. Raumdeckende Reinigung:
Reinigung für einen gesamten Straßenraum statt nur des Bodens oder einzelner Elemente

2. Zeitnahe Mängelbehebung:
Zeitnahes Handeln gegen Verwahrlosung

3. Sensible Instandhaltung:
Gestalterisch sensible Ausbesserungsarbeiten zur Erhaltung bestehender Gestaltungsmuster

4. Schaffen von Verantwortlichkeiten:
Durch Personen, die einzelnen Räumen oder Aufgaben zugeordnet sind, ist die Qualität und Umsetzung der o. g. Regeln zu sichern.

Was empfehlen Sie privaten Eigentümern und Unternehmen, wenn etwa deren Fassaden durch illegales Sprayen verunreinigt werden und – neben den hohen Reinigungskosten – mit Nachfolgetaten zu rechnen ist?

Eine zeitnahe Mängelbehebung ist wichtig, um dem „Broken-Windows-Effekt“ entgegen zu wirken. Irgendwann verlieren die Sprayer die Lust, wenn Ihre Arbeit ständig wieder verschwindet. Das kann allerdings eine gewisse Zeit dauern. Informationen können von der Stelle Kölner Anti Spray Aktion beim Ordnungsamt erhalten werden. Hier arbeitet man gezielt gegen illegales Sprayen auf stadteigenen Flächen.

Vielen Dank, Frau Schinkel!

Franka Schinkel hat es deutlich gemacht: Die Gestaltung unseres Stadtbildes ist ein langer Prozess und eine Daueraufgabe. Das Ansehen unserer Stadt geht uns alle etwas an. Deshalb gilt: Niemals aufgeben!

 

Bilder
Kölner Verkehrs-Betriebe AG
Stephan Anemüller

 

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