Auf dem Weg zu Zero Emission
Die Mobilität ist im Wandel und damit auch der öffentliche Verkehr. Die Bedrohung unseres Klimas und schmutzige Luft u. a. treiben uns an. Vor allem all die Fahrzeuge, die auf den Straßen fahren und durch einen Motor angetrieben werden, befinden sich im Fokus von Politik und Gesellschaft. Auch der Busverkehr soll zukünftig fahren, ohne schädliche Klima- und Umweltgase auszustoßen. „Zero Emission“ ist das Ziel.
Dabei wird der ÖPNV gerne in eine Vorreiterrolle gebracht, weil dessen Busse ja fast den ganzen Tag fahren. Die große Verkehrswende muss sich aber vor allem im motorisierten Individualverkehr abspielen. Die tägliche Blechlawine erzeugt den großen Anteil unserer Belastung.
In Köln treffen sich die europäischen Experten für „Zero Emission“
Der Verband Hydrogen Europe, dem nationale Verbände aus neun Ländern, sowie diverse Unternehmen mit Wasserstoff-Thematik angehören, veranstaltete in Köln am 27. und 28. November 2018 seine zweite “Zero Emission Bus Conference“. Rund 330 Experten nehmen daran teil. Zur ersten Auflage dieser Konferenz, 2016 in London, waren es noch keine 300. In der „Szene“ ist Bewegung und sie nimmt fast geschlossen die Vorträge und Diskussionen im Veranstaltungssaal wahr. Die Pausenzone ist außerhalb der „Breaks“ fast wie leergefegt, nur ein paar Aussteller tummeln sich dort. Warum in Köln und nicht in einem der anderen Technologiezentren Europas? Weil die Region Köln auf diesem Technologiegebiet weit vorne steht.
Dr. Albrecht Möllmann, Vorstand der Initiative HyCologne – Wasserstoff Region Rheinland e. V. wirkt mit ca. 30 Mitgliedern, öffentlichen und privaten, als Netzwerk für die Einführung der emissionsfreien Mobilität und weiteren Anwendungen.
Für ihn hat Wasserstofftechnologie eine große Zukunft: „Neben der gezielten Herstellung von Wasserstoff fällt dieser auch als Nebenprodukt in ausreichender Menge u.a. bei der Chlor-Alkali-Elektrolyse im Chemiepark Knapsack an und wird zum Betrieb der Wasserstoff-Brennstoffzellenbusse in den Städten Hürth und Brühl eingesetzt. Initiiert von HyCologne haben die beteiligten Kommunen, Verkehrsunternehmen und Industrie über die üblichen Grenzen hinweg gemeinsam die Nutzung des Wasserstoffs für die emissionsfreie Mobilität im ÖPNV ermöglicht: „Wichtig ist nach wie vor, dass wir immer neu denken und solche Projekte konkret anstossen. Allein für die Schublade produzierte Papiere bewirken nur, dass auf den Straßen der Klimawandel weiter angefeuert und unsere Luft nicht sauberer wird.“
Jorgo Chatzimarkakis, engagiert im Verband Hydrogen Europe, dem nationale Verbände genauso wie Unternehmen angehören, verweist auf die Verfügbarkeit von Wasserstoff, der u. a. im Verkehr eingesetzt werden kann:
„In Europa steht ausreichend Wasserstoff zur Verfügung, der als Rohstoff nicht anderweitig benötigt wird. Wir müssen organisieren, dass dieser an die Tankstellen des Verkehrs geleitet wird und seinen Nutzen haben kann. Der öffentliche Verkehr kann dabei eine Signalwirkung auch für den Individualverkehr haben.“
Die KVB nimmt an dieser Konferenz teil. Nun setzt das Unternehmen keine Busse mit Brennstoffzellentechnologie ein, betreibt also keine Wasserstoffbusse, wie es die RVK Köln tut. Aber der Einsatz von Wasserstoff ist nur ein Teil der E-Mobilität. Hier wird der Strom für den E-Motor aus der Reaktion von Wasserstoff mit Sauerstoff gewonnen und dann in der Batterie im Bus gespeichert. Im Ergebnis ist dies nichts anderes als die Gewinnung von Strom aus Wasserkraft, Wind und Sonne. Und das Ziel ist es ja, keine Emissionen auszustoßen, weder lokal – dort wo der Bus fährt – noch am Ort der Energieerzeugung. Zero Emission.
Und es gibt einen weiteren Grund für die KVB an dieser Konferenz teilzunehmen: Die Einführung, Etablierung und der Ausbau der E-Mobilität im Busverkehr kostet viel Geld. Ohne die finanzielle Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen hätte die KVB weder die Linie 133 elektrifizieren können, noch würde das Unternehmen in die erste Ausbaustufe auf sechs weiteren Linien mit etwa 50 E-Bussen bis 2021 gehen können. Nicht weniger als 15 Millionen Euro hat das Verkehrsministerium des Landes NRW bisher bereitgestellt. Die KVB sieht hierin auch die Verpflichtung, Erfahrungen zu teilen, damit andere Verkehrsunternehmen hiervon in ihren Projekten profitieren können.
Henriette Reker, Oberbürgermeisterin Kölns, begrüßte die Teilnehmer der Konferenz. Sie hob in ihrer Rede hervor: „Eine der großen Herausforderungen, vor der wir in der wachsenden Stadt Köln stehen, ist die Sicherstellung einer vollumfänglichen, leistungsfähigen und zugleich umweltverträglichen urbanen Mobilitätsinfrastruktur. Dem ressourcenschonenden öffentlichen Personennahverkehr und dem engmaschigen Busnetz im Stadtgebiet kommt dabei eine bedeutsame Rolle und Vorbildfunktion zu.“
KVB und RVK bieten funktionierende Lösungen
Sowohl die KVB, als auch die RVK zeigen täglich in ihren Liniennetzen, dass der Einsatz neuer Technologien abseits der Verbrennungsmotoren möglich ist. Die acht E-Busse auf der KVB-Linie 133 zwischen Breslauer Platz und Zollstock fahren mit hoher Zuverlässigkeit. Die KVB betreibt damit die aktuell größte E-Busflotte im deutschen ÖPNV und war das erste Unternehmen Europas, das elektrische Gelenkbusse eingesetzt hat. Die Ausschreibung zur Beschaffung der etwa 50 weiteren E-Busse steht kurz bevor. Bis 2030 soll perspektivisch das gesamte Busnetz der KVB auf E-Mobilität umgestellt werden.
Auch die RVK zeigt die Funktionsfähigkeit ihrer Wasserstoffbusse täglich auf den Straßen in Hürth und Brühl. Derzeit setzt das Unternehmen zwei dieser Busse ein, weitere 30 Busse werden beschafft.
Unternehmen gewinnen NUMBR #1 Award
Der Einsatz der KVB und RVK für das Ziel Zero Emission ist in Deutschland bekannt. Kürzlich gewannen beide Unternehmen den “NUMBR1 Award“ der Fachzeitschrift Nahverkehrspraxis unter Schirmherrschaft des Bundesverkehrsministeriums und des hessischen Landesverkehrsministeriums. In diesem Wettbewerb werden Lösungen für eine nachhaltige umweltfreundliche Mobilität in Ballungsräumen ausgezeichnet. So wird zum Beispiel durch den Einsatz der Batteriebusse mit Ökostrom auf der KVB-Linie 133 der Ausstoß von rund 520 Tonnen Kohlendioxid (CO2) pro Jahr vermieden.
NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst gratulierte den Unternehmen mit einer Pressemitteilung zum Gewinn des Awards: „Ob vernetzter Verkehr, digitale Lösungen im ÖPNV oder klimaschonende Fortbewegung – die Projekte zeigen uns, wohin die Reise geht.“
Gründe für den Erfolg
Die Gründe für den Erfolg beider Unternehmen lassen sich mit drei Botschaften verbinden: Frühzeitig beginnen! Sorgfältig in den Details arbeiten! Und: Im Netzwerk neu denken!
Die KVB beschäftigt sich bereits seit über fünf Jahren mit E-Mobilität. Noch bevor die Problematik des Luftreinhalteplans die breite Politik und Stadtgesellschaft erreicht hat, wurde die folgenreiche Veränderung des Busbetriebs angedacht und konstruiert. Auch zur Umstellung der Linie 133 im Dezember 2016 war es vor allem die eigene Motivation des Unternehmens, honoriert durch weite Teile der Politik, Wirtschaft, Medien und Bevölkerung.
Jetzt, wo viele vor dem Hintergrund des Szenarios von Dieselfahrverboten den Abschied von Verbrennungsmotoren fordern, wird deutlich, wie sinnvoll und wichtig ein früher Start gewesen ist. Jörn Schwarze, Vorstand Technik der KVB, weist immer wieder darauf hin: “Wären wir nicht so frühzeitig gestartet, hätten wir heute unter dem Druck der Öffentlichkeit große Schwierigkeiten.“ Dabei gilt es immer, die Trends zu beobachten und neben dem Tagesgeschäft die kommenden Anforderungen zu berücksichtigen.
Dass ein Wandel wie die Einführung, Etablierung und folgende Ausweitung der E-Mobilität Zeit benötigt, hat die KVB erfahren müssen. Maßstab ist immer: Der Fahrgast will zuverlässig, sicher und komfortabel von A nach B kommen. Dies bedeutet, dass die eingesetzten Fahrzeuge dauerhaft funktionieren müssen. Niemand hat Verständnis dafür, wenn leichtfertig ein Wechsel des Busses notwendig wird, weil etwa die Technik nicht zuverlässig ist.
Die notwendige Qualität in solchen umfassenden Projekten ist nur zu erreichen, wenn alle Aspekte bis in die Details bedacht, gut geplant und in der Umsetzung intensiv behandelt werden. Meist steckt der Fehler im Detail und bringt – im zu vermeidenden Fall – den Bus zum Stehen. Hierin liegt eine große Anforderung, die die Fachleute (häufig neben ihrem Tagesgeschäft) bewältigen müssen. Für den E-Bus bedeutet das die Felder Fahrzeugtechnik, Ladeinfrastruktur und betrieblicher Einsatz unter Großstadtbedingungen zu berücksichtigen.
Und: Der Wandel in den Grundlagen der Fahrzeug- und Betriebstechnik bedeutet, sich frei zu machen von herkömmlichen Denkansätzen. Viele Punkte erfordern Kreativität und zum Erfolg tragen unterschiedlichste Fachbereiche bei. So spielte zum Beispiel das Thema Starkstromversorgung im Busbetrieb früher naheliegender Weise keine Rolle und auch mit Ladeinfrastruktur auf dem Linienweg musste man sich nicht beschäftigen.
Durch die enge Zusammenarbeit und ein konstruktives Netzwerk mit Fahrzeugherstellern, Lieferanten von technischen Teilsystemen, dem Energieversorger, der Betriebsplanung und Betriebssteuerung sowie der Wissenschaftlichen Begleitung kann das gelingen. Notwendig ist immer, auf neuen Pfaden neue Netzwerke zu bilden. Für die KVB ist das eine wichtige Grundlage ihres bisherigen Erfolges im Projekt E-Mobilität.
Der weitere Weg
Beide Unternehmen werden sich nicht auf ihrem bisherigen Erfolg ausruhen. Zweifelsfrei hat der ÖPNV einen großen Umweltvorteil gegenüber dem motorisierten Individualverkehr. So werden bei der KVB beispielsweise je Fahrgast-Kilometer lediglich 18 Gramm CO2 ausgestoßen. Die Emission des Stickstoffoxids (NOX) liegt aktuell bei 0,135 Gramm je Fahrgast-Kilometer. Von diesen Werten kann die Automobilindustrie im Pkw-Markt nur träumen. Dabei fallen in Köln lediglich drei bis sechs Prozent des Verkehrs auf den Busverkehr – abhängig davon, ob der Autobahnverkehr mitgezählt wird oder nicht, und in jedem Fall auch mit Reisebussen, also nicht nur denen des ÖPNV.
Dennoch gilt es, immer weiter voran zu gehen. Zum einen steht auch der Dieseleinsatz im ÖPNV insgesamt zur Debatte und können weitere Fortschritt erreicht werden, zum anderen will der ÖPNV weiterhin Vorbild auch für andere Verkehrsbereiche sein. Deshalb gilt für die Unternehmen auch im öffentlichen Verkehr das Ziel “Zero Emission“.
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Mit Interesse habe ich Ihren Blog ‘Auf dem Weg zu Zero-Emission’ gelesen.
Die Zielsetzungen und bisherigen Umsetzungen zur Erreichung dieses Zieles sind beachtlich.
Der Ausbau des ÖPNV und die Umrüstung des Fuhrparks auf klimafreundliche Transportmittel können zur Minderung der Verkehrsdichte und zur Reinhaltung der Luft beitragen.
Bei der Umsetzung dieser Maßnahmen sollte jedoch ein weiterer Aspekt nicht vernachlässigt werden: die Reduzierung der Lärm- Emissionen. Die schon eingesetzten E-Busse zeigen dies in vorbildlicher Weise. Hingegen die Straßenbahnen rumpeln unter großem Getöse über die Schienen, nach jüngsten Baumaßnahmen sogar an einigen Stellen mit verstärktem Geräuschpegel. So donnern im U-Bahn-Bereich Dom/Hbf seit der Einbetonierung der Schienen die Bahnen ohrenbetäubend über die Gleise und am neu gestalteten Chlodwigplatz dröhnen sie seit dem Umbau dieses Areals und der damit einhergehenden Neuverlegung der Schienen mit vermehrter Wucht unablässig über den Verkehrskreisel, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Zu einem gesunden Stadtklima gehört auch eine umweltfreundliche, den Bewohnern zuträgliche Geräuschkulisse.
Die KVB wäre gut beraten, sich dieser Herausforderung zu stellen.
Guten Morgen Frau Kühnast-Leimeister, den Einwand können wir absolut nachvollziehen. Die Geräuschemissionen zu verringern ist natürlich ebenso ein Ziel. Allerdings hängen die baulichen Maßnahmen auch von anderen Rahmenbedingungen ab. An der (H) Dom Hbf z.B. sollten auch die auf die angrenzenden Bauwerke einwirkenden Körperschall-Emmissionen (Schwingungen o. ä.) reduziert werden. Deshalb wurde eine geschlossene Betonoberfläche dem Standard-Schotteroberbau vorgezogen. Es ist also immer eine Vielzahl an Faktoren zu beachten, die wir alle im Blick haben und gegeneinander abwägen. VG Pia
Daher hatte ich bereits schon einmal angeregt, Schallabsorber auf Streckenabschnitten mit Betonfahrbahn zu verlegen. Diese können die Lärmemission reduzieren.
Alleine vom logischen Gesichtspunkt betrachtet ist die Brennstoffzelle der sinnvollere Weg der E-Mobilität. Die Reichweite eines Fahrzeugs das mit Batterie fährt ist doch sehr von der Umgebungstemperatur abhängig uind die Ladezeiten sind auch nciht zu verachten.
Wasserstoff läßt sich in vergleichbarer Zeit wie Diesel tanken und die Reichweite sollte sich bei unterschiedlichen Temperaturen auch nur unwesentlich ändern. Vom Bedarf an Rohstoffen und der Frage wie der Strom für die Batterie erzeugt wird soll da noch garnicht die Rede sein. Und wenn Wasserstoff in Deutschland ausreichend vorhanden ist, sogar als Nebenprodukt im Chemiepark Knapsack anfällt, also dort scheinbar kaum mehr als ein Abfallsprodukt ist, dann sind das auch zusätzliche Argumente für die Brennstoffzelle.
Ich halte es für sinnvoller wenn die KVB Wasserstoffbusse anschafft wie die RVK das auch gemacht hat Elektrobusse habe einer Reichweite von höchstens 150 km . Ausserden´m muss an fast jeder Haltestelle nachgeladenwerden, was es dann wiederum den Busfahrern schwierig macht den Fahrplan einzuhalten. Dieselbusse dagegen lassen sich umrüsten mit end Blue der neuen Technologie zu Wasserstoffbussen.
Hallo Alexej,
Wasserstoff-Busse waren bei uns ein Thema. Derzeit sind sie aber ca. 50% teurer als E-Busse. Auch die Betriebskosten sind deutlich höher als beim E-Bus und die Verfügbarkeit ist nicht besser. Da wir nicht „mehrgleisig“ fahren wollten, haben wir uns für den E-Bus entschieden.
VG Carola