Entlang der “Rheinstromlinie“

Die “Rheinstromlinie“ – sie ist anders als die anderen Buslinien der KVB. Auf ihr fahren die Fahrgäste elektrisch. Ihre Busse unterscheiden sich optisch, zeigen neben dem Rot und Weiß der KVB auch Anthrazit. Die Frontscheibe legt sich nach vorne, das Dach besitzt einen wulstigen Aufbau. Und wenn sie sich nähern, bimmeln die Busse dezent. Wer dann nicht aus dem Weg geht, bekommt aus “tiefer Kehle“ einen Rüffel gehupt.

Doch auch der Linienweg der 133 sollte Beachtung finden. Er führt vom Südfriedhof in Zollstock bis zum Hauptbahnhof am Breslauer Platz. Links und rechts zeigt sich Köln von einer seiner schönen Seiten.

Entlang des Rheins, über die Plätze

Südfriedhof

Am beschaulichen Höninger Platz in Zollstock werden die E-Busse nachgeladen und starten dann ihre Fahrt in die Innenstadt.

Daher sollten die eingesetzten Busse den Blick nicht gänzlich von der Linie ablenken. Fahren wir auf die Stadt zu, kommen wir also von Süden. Vom Höninger Platz am Südfriedhof starten die Busse, von denen in der Verkehrsspitze acht unterwegs sind. Hier ist es irgendwie gemütlich. Auf der einen Seite der große Friedhof mit kleiner Kapelle, auf der anderen Seite die Gastronomie mit Eiscafé, Kuchenbäcker und warmer Küche im Gasthaus.

Dann geht es Richtung Rhein. Raderthal durchfahren die Busse entlang der Markusstraße, direkt auf den Rhein zu. Kurz vor dem Deutschlandfunk (DLF) und dem leergeräumten Nachbarhochhaus der Deutschen Welle biegen sie nach Norden ab, um kurz darauf den Gürtel zu erreichen. Sie überqueren die Kreuzung und sind dann schon in Raderberg.

Hier in der Brühler Straße ist es noch gemütlich. Bäume säumen die Straße, ein Kloster der Benediktinerinnen zeigt seine historische Pracht, und links und rechts wohnen viele Kölnerinnen und Kölner. Mehrere Tausend von ihnen nutzen täglich die Busse der Linie 133. Übrigens: Als die KVB im Februar 2016 hier erstmals mit den neuen E-Bussen fuhr, zunächst einmal in einer der Testphase, da haben das die Raderberger und Raderthaler sehr interessiert begleitet. Viele von ihnen waren auf den Testfahrten dabei und ließen sich die E-Bus-Technik erklären. Vor allem, dass die Batteriebusse so leise sind, auch innen, fiel ihnen sofort auf. Die “klopfenden“ Geräusche des Dieselmotors fielen weg – und schon hörte der halbe Bus das Telefongespräch einzelner Fahrgäste. Jetzt wird nicht mehr so viel telefoniert.

Bild links: Die Fahrgäste aus Raderthal und Raderberg zeigten ab 2016 viel Interesse für die neue Bustechnik. Bild rechts: Noch befindet sich der Großmarkt in Raderberg, nimmt einen großen Teil der Fläche dieses Veedels ein. Wer an der Haltestelle “Marktstraße“ aussteigt, kann sich Architektur und Lebensmittelangebot ansehen.

Weiter, parallel zum Rhein, aber noch mit erheblichem Seitenabstand, geht es dann über die Bonner Straße. Hier ist es schon hektischer – die Südstadt eben. Vorbei sind wir am Großmarkt, der noch hier sein darf, und haben auch schon die Nord-Süd Stadtbahn erreicht, die bald entlang der Bonner Straße nach Süden wächst.

Vor uns, direkt durch das Panoramafenster des Fahrers zu sehen, steht auf einmal die Severinstorburg. Hier, am südlichen Stadttor, endete im Mittelalter Köln. Entlang der bisherigen Strecke wuchs bis in die 1960er Jahre noch der Kohl. Die Busse biegen ab auf den Ubierring und lassen das Mittelalter links liegen. Der Chlodwigplatz ist hektisch. Hier treffen sich drei Stadtbahn-Linien, vier Bus-Linien und leider treffen auch zu häufig Fahrzeuge aufeinander. Der Chlodwigplatz ist einer der Unfallschwerpunkte Kölns.

Chlodwigplatz

Der Chlodwigplatz ist neben dem Heumarkt und dem Breslauer Platz einer der drei angefahrenen großen Verkehrsknoten.

An der Rheinuferstraße biegt die Linie 133 nach Norden ab und erreicht schon den Rheinauhafen. Dieses neue Quartier entstand Anfang des 21. Jahrhunderts. Das alte Hafenamt in seinen roten Backsteinen und die neuen Kranhäuser mit ihren Glasfronten sind das Gegenteil von Mittelalter. Hier schwimmen die Busse im Strom der Rheinuferstraße und sind dem Rhein sehr nahe. Links kommt noch einmal der Trude-Herr-Park am Bürgerhaus Stollwerck, der alten Schokoladenfabrik, als Blick in die Vergangenheit.

Schokoladenmuseum, Linkskurve über die Bäche, dann erreichen wir den Heumarkt und somit die Grenze zwischen Neustadt und Altstadt. Nun sind wir also doch im mittelalterlichen Köln. Ob damals hier auch so viel Trubel war? Vier Stadtbahn-Linien, vier Bus-Linien, überall Menschen und dann auch noch die Auffahrt zur Deutzer Brücke.

Da ziehen die Busse auf der Linie 133 mit um die Kurve, unterfahren das Maritim Hotel und biegen kurz darauf bereits in den Rheinufertunnel ein. Hier gewinnen sie an Geschwindigkeit und erreichen danach die Goldgasse am Breslauer Platz. Die E-Busse laden dann hier Energie nach, umrunden den Kreisverkehr, bieten den Blick auf den Hauptbahnhof und machen sich zurück auf den Weg in den Süden.

Touristenlinie im Kölner Süden

Für Touristen besitzt die Linie 133 ihre besonderen Reize. Viele von ihnen kommen am Kölner Hauptbahnhof an und können nach einem kurzen Fußweg gleich ins Herz der Stadt  eintauchen. Am Heumarkt gelangen sie zur Brauerei Malzmühle, im Rheinauhafen lässt sich moderne Stadt schnuppern und Architektur bewundern, die Südstadt lockt immer mit ihrer Lebendigkeit.

Breslauer Platz

In der Goldgasse, Nebenstraße des Breslauer Platzes, können Touristen und Kölner direkt nach ihrer Ankunft am Hauptbahnhof in die Busse der Linie 133 einsteigen (im Bild die Wendefahrt eines der Busse).

Die Severinstorburg, das Haus Bachem (Severinstraße) und die ehemalige Schokoladenfabrik Stollwerck locken mit Geschichte. Vor allem das Schokoladenmuseum (mit gleichnamiger Haltestelle) ist Publikumsmagnet, nicht ganz so bekannt, aber dennoch sehr spannend: das Senfmuseum direkt gegenüber.

Wer zum Straßenkarneval kommt, ist in der Südstadt grundsätzlich richtig aufgehoben. Der Chlodwigplatz entwickelt sich mehr und mehr zum “Hotspot“.

Rheinstromlinie

Die Linien der KVB haben neben ihrer Nummerierung keine individuellen Namen. Meist spricht man im Alltag von „der 133“, „der 12“ oder „der 7“. Doch für die Linie 133 bietet sich der Name “Rheinstromlinie“ an. Über den Großteil des Linienweges fahren die Busse parallel zum Rhein, vom Ubierring bis zum Schokoladenmuseum sogar sehr nah am Strom entlang. Die eingesetzten Busse fahren auf „der 133“ mit Strom – Ökostrom der RheinEnergie. Und so wie der Rhein und der Dom national wie auch international bekannte Merkmale Kölns sind, so ist es die E-Bus-Linie 133 auch. Warum sollte die Linie nicht einfach auch “Rheinstromlinie“ genannt werden?

Labor für E-Mobilität

Brühler Straße

Seit 2016 fahren regelmäßig die E-Busse der KVB durch Raderberg und Raderthal. Ihr Äußeres unterscheidet sich deutlich von dem der weiteren Busse.

Die Linie 133 kann als Labor der KVB für die E-Mobilität im Busbetrieb verstanden werden. Hier wurde erstmals die Fahrzeugtechnik der Batteriebusse des Herstellers VDL ausprobiert, hier lernten Betriebssteuerung und Fahrdienst die Herausforderung kennen, Strom nachzuladen zu müssen und gleichzeitig mit den Bedingungen des staugeplagten Großstadtverkehrs zu leben; hier wurde durch die RheinEnergie und deren niederländischem Partnerunternehmen Heliox bv die Ladeinfrastruktur an den Endhaltestellen realisiert.

Zu Beginn des Jahres 2016 fanden die ersten Testfahrten der E-Busse auf dem Linienweg statt. Schnell wurden auch Fahrgäste mitgenommen und konnten sich dabei über den technischen Wandel informieren. Anfang Dezember 2016 wurde dann der Betrieb der Linie 133 von Dieselbussen auf E-Busse umgestellt. Mit ihnen sind die Fahrgäste zuverlässig mobil und können dabei noch besser als zuvor Klima- und Umweltschutz betreiben. Die E-Busse vermeiden auf der Linie 133 den Ausstoß von jährlich rund 520 Tonnen Kohlendioxid (CO2). Stickoxide (NOx) und Feinstäube werden auch nicht ausgestoßen, da Ökostrom eingesetzt wird.

Medieninteresse

Neben der Bevölkerung zeigen auch die Medien großes Interesse an der E-Bus-Linie 133. Viele Redaktionen sind in den vergangenen Jahren bereits mitgefahren, Interviews wurden in den Bussen gegeben. Hierdurch sind die Stadtteile entlang des Linienweges im Kölner Süden noch ein bisschen bekannter geworden.

Leiser Bus

Aufzeichnung für das Hörspiel “Turbo Germany“. Der Mann am Mikro tritt nicht nur im Radio auf, sondern ist auch als Kommissar Overbeck aus der Serie “Wilsberg“ bekannt.

Der Vorteil der E-Busse, innen und außen leiser zu sein als die klassischen Dieselbusse, hat die Aufenthaltsqualität für die Fahrgäste noch weiter verbessert. Viele Menschen honorieren das in Gesprächen vor Ort. Dass die E-Busse leiser als andere Fahrzeuge sind, hat sich sehr schnell herumgesprochen und zu interessanten Aktionen geführt. So zeichnete zum Beispiel der WDR für sein Radioprogramm WDR 4 in einem der E-Busse zwei Szenen des Hörspiels „Turbo Germany“ auf – während einer Linienfahrt. Das Geräusch der sich öffnenden und schließenden Tür wurde dabei als das Gleiten eines Luftkissenbootes im Hörspiel „verwendet“.

Die 133 bleibt nicht die einzige E-Bus-Linie

Noch ist die Linie 133 etwas ganz Besonderes. Sie ist die erste Großstadtlinie im deutschen ÖPNV, die komplett auf E-Mobilität umgestellt wurde. Erstmalig – vermutlich weltweit – fahren 18 Meter lange Gelenkbusse mit Batterien im alltäglichen Liniendienst. Und diese Technik funktioniert seit Beginn der regulären Umstellung der Antriebstechnik am 4. Dezember 2016 einwandfrei; nur ein paar kalte Tage im Winter 2016/2017 bereiteten Sorgen. Noch ist die 133 die einzige E-Bus-Linie der KVB, doch bereits bis 2021 werden sechs weitere Linien der KVB mit E-Bussen befahren. Und bis 2030 sollen auf allen etwa 50 Linien E-Busse die Regel sein.

Doch vergessen werden sollte diese Keimzelle der “neuen Mobilität“ nicht. Hier auf der Linie 133 zeigten KVB, VDL, RheinEnergie und andere, wie E-Mobilität funktioniert. Hierher kam die ganze Welt auf Exkursion. Und die Linie 133, von Zollstock entlang dem Rhein bis zum Hauptbahnhof, ist und bleibt eine der schönsten Buslinien in Köln.

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