Verkehrswende braucht Fachleute

Alle reden derzeit von einer Verkehrswende, vom notwendigen Umstieg auf Bus und Bahn, um das Klima zu schützen. Was oft vergessen wird: Damit eine Verkehrswende gelingen kann, braucht es eine moderne, intakte und leistungsfähige Infrastruktur. Wir sprechen mit Christian Burk, Leiter des Fachbereichs Fahrweg, der mit seiner Mannschaft für Erhalt und Ausbau der Infrastruktur verantwortlich ist, über die aktuellen Herausforderungen und insbesondere über den Bedarf an Fachkräften.

 

 

Herr Burk, worum kümmern Sie sich im Einzelnen?

Die 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich Fahrweg kümmern sich um alle Belange der gesamten Stadtbahninfrastruktur. Das beginnt mit der Planung und dem Bau neuer Betriebsanlagen wie z.B. Gleisanlagen, Bauwerke (Tunnel, Brücken, Haltestellen, P+R-Anlagen), Elektrotechnik, Bahnstromversorgung, Fahrleitung, Maschinentechnik, wie auch Leitstellen- und Kommunikationstechnik sowie Signal- und Zugsicherungstechnik. Neben den klassischen Instandhaltungsprozessen wie Inspektion, Wartung und Instandsetzung halten wir auch eine schlagkräftige und gut ausgestattete Mannschaft aller Gewerke für schnelle Entstörungseinsätze entweder im 24/7-Schichtsystem oder in Rufbereitschaften vor.

Gleisbauarbeiten in Tunnelanlagen

Hier noch einige Video-Eindrücke der Baumaßnahmen. Bei einem Klick auf diesen Text leiten wir Sie zur Videoplattform YouTube weiter. Für die Datenverarbeitung dieser Seite ist Google verantwortlich.
 
Die KVB will in den nächsten Jahren Strecken ausbauen, neue Fahrzeuge beschaffen, Takte verdichten. Das bedeutet doch eine deutlich stärkere Belastung der vorhandenen Infrastruktur?

Das ist vollkommen richtig. Gemeinsam mit der Stadt Köln will die KVB den ÖPNV in den nächsten Jahren massiv ausbauen. Das umfasst zum einen die Erweiterung des Streckennetzes, bedeutet zum anderen aber auch dichtere Takte – also mehr Fahrten – und den Einsatz längerer Zugeinheiten. Um das an einem Beispiel deutlich zu machen:
Die Weichenanlagen an Hauptknotenpunkten wie z.B. dem „Aachener Stern“ (16 Weichen, vier Kreuzungen) werden dann zukünftig nicht mehr von Zugeinheiten mit 12, sondern mit 18 Achsen befahren. Somit steigt auch der Verschleiß der Anlagen um etwa 50 Prozent, die Nutzungsdauer der Anlagen reduziert sich in diesem Beispiel von ursprünglich ca. 15 Jahren auf dann nur noch zehn Jahre. Bei all den erforderlichen Abstimmungsprozessen zum Bauen im Innenstadtbereich und unter Bahnbetrieb kommen enorme Herausforderungen auf die KVB zu.

Erneuerung von Gleisanlagen und Weichenantrieben

 

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen für die nächsten Jahre?

Mit dem großen Stadtbahnausbau in den 60er, 70er und 80er Jahren sind viele der damals neu errichteten Anlagen inzwischen am Ende ihrer Lebensdauer angekommen. Neben dem mechanischen Verschleiß sind abgekündigte, also nicht mehr lieferbare elektronische Bauteile und regelmäßige Aktualisierungen von technischen Regelwerken Anlass zur Erneuerung oder Generalsanierung von fast der gesamten Stadtbahninfrastruktur.

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Mittelspannungstechnik (Transformator und Schaltanlage)

 

Und die Rahmenbedingungen sind alles andere als einfach…

Einen Großteil der Unterhaltungsarbeiten müssen in der nächtlichen Betriebsruhe oder zu den verkehrsschwachen Zeiten am Wochenende durchgeführt werden. Nachtarbeitsverbote oder durchgehender Nachtverkehr, die ja für Anwohner und Fahrgäste sehr positiv sind, erschweren uns zunehmend den Zugang zu unseren Anlagen. Größere Baumaßnahmen können nur im Rahmen von betrieblichen Trennungen in den Ferienzeiten durchgeführt werden. Da diese Rahmenbedingungen bei fast allen Verkehrsbetrieben und auch der Deutschen Bahn vergleichbar sind, sind die Baufirmen und Hersteller/Lieferanten zu diesen Zeiten teilweise Jahre im Voraus ausgebucht. Für kurzfristige Maßnahmen stehen fast keine Reaktionsmöglichkeiten mehr zur Verfügung.

Abstimmung und Koordination vor Ort und in der Betriebsleitstelle

 

Wie kommt man aus diesem Dilemma raus?

Unter diesen verschärften Rahmenbedingungen denken wir unter anderem darüber nach, immer mehr Leistungen selber durchzuführen – wie bei der Fahrleitung, den Fahrtreppen oder aber auch den selbständigen Bau von Weichen oder den Aufbau eines eigenen Bautrupps. Auch eine Bündelung von mehreren Maßnahmen verschiedener Gewerke gleichzeitig in einer größeren Trennung kann hier die Effektivität und Effizienz im Bereich Fahrweg verbessern und somit die Auswirkungen für den Fahrgast reduzieren oder, falls nicht vermeidbar, dann wenigstens planbar gestalten. Auch mit den Möglichkeiten der Digitalisierung werden wir sukzessive den Zustand der Betriebsanlagen genauer beobachten und die Entwicklung zuverlässiger vorhersagen können. Dazu müssen aber auch sämtliche Prozesse betrachtet sowie alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitgenommen und rechtzeitig und umfassend ausgebildet werden – bei aktuell fast 450 Kolleginnen und Kollegen und der Bandbreite an Anlagen und Technologien ein anspruchsvolles Paket für alle Beteiligten.

Einsatz von Großgerät (Schwerlast-Autokran und eigene Bauzüge)

 

Es wird in den nächsten Jahren erfreulicherweise mehr öffentliche Zuschüsse für Erhalt und Ausbau der Verkehrsinfrastruktur geben. Um die damit möglichen Projekte realisieren zu können, brauchen Sie ausgewiesene Fachleute. Stehen die in ausreichender Zahl zur Verfügung?

Für das Gelingen der dringend erforderlichen Verkehrswende ist das eine der entscheidenden Fragestellungen. Im Gegensatz zu den früher teilweise kurzfristig und jahresbezogenen Zuschussmitteln besteht nun erstmals die Möglichkeit, über viele Jahre konsequent an einer Erneuerungsstrategie zu arbeiten. Das gibt die für den erforderlichen Personalaufbau dringend notwendige Planungssicherheit.
Auch die anspruchsvollen Ausbauprogramme geben langfristige Perspektiven in all diesen spannenden Berufsbildern.

Rasengleise und Fahrleitungsanlagen

 

Wen suchen Sie ganz konkret?

Im Bereich Fahrweg suchen wir aktuell fast 50 neue Kolleginnen und Kollegen in fast allen technischen Bereichen von erfahrenen Facharbeiter*innen über Techniker*innen und Meister*innen bis hin zu Fach- oder Projektingenieur*innen.
Aktuell suchen wir:

Leiter Leit- und Sicherungstechnik (w/m/d).
Projektingenieur Elektrotechnik (w/m/d).
Planungsingenieur Elektrotechnik / Nachrichtentechnik (w/m/d).
Bauleiter Tiefbau / Fahrleitung (w/m/d).

und in der nächsten Zeit nicht nur fachliche Expert*innen, sondern auch zahlreiche neue Führungskräfte
sowie Projektmanager*innen:

– Leiter Instandhaltung Bahnstromversorgung (w/m/d)
– Leiter Planung/Bau Fahrleitung (w/m/d)
– Projektmanager (Schwerpunkt Brandschutz) (w/m/d)
– Projektleiter (Schwerpunkt Erneuerungsmaßnahmen) (w/m/d)
– Planungsingenieure Leit- u. Sicherungstechnik (w/m/d)
– Elektriker / Elektroniker für die Instandhaltung (w/m/d)
– Signalelektriker (w/m/d)
– Gleiswerker/ Gleisbauer/ Gleisbaumeister (w/m/d)
– Bautechniker im Gleis/Bahnsteigbau (w/m/d)
– Bauingenieur Siedlungswasserwirtschaft (w/m/d)
– und viele mehr

Informieren Sie sich über unsere aktuellen Stellenangebote oder bewerben Sie sich initiativ.

Wir bieten den Bewerbern attraktive, abwechslungsreiche Jobs in einem zukunftsorientierten Unternehmen, das einen wichtigen Beitrag leistet zu Luftreinhaltung und Klimaschutz und damit zu einer lebenswerten Umwelt.

 

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3 Kommentare

  • ÖPNV-Fan

    Vielen Dank für diesen kleinen Einblick hinter die Kulissen der Stadtbahn. Ich kannte ja bisher nur die KVB Hauptwerkstatt, aber das es für das Schienennetz so viele verschiedene Fachkräfte gibt, hätte ich auch nicht gedacht. Schade das einige von den Bildern sehr klein sind, so kann man nur wenig erkennen. Auch ein paar mehr Informationen zu den Wartungsarbeiten wären interessant gewesen. z.B. wie oft werden den so Weichen gewartet bzw. nach wie vielen Bahnen? Oder was sind die häufigsten Störungen bei Signalen usw. ?
    Ansonsten ein echt guter Artikel.

    • Hallo ÖPNV-Fan,
      wir haken mal nach, um deine Fragen zu beantworten.

      LG, Regina

    • Hallo nochmal ÖPNV-Fan,

      also die Weichen werden im U-Bahn-Bereich in wöchentlichen Intervallen gewartet, sprich geschmiert und gereinigt.

      Signaltechnisch werden Leuchtmittel (bei alten Signalen / sogenannte Doppelfadenlampen) z.T. getauscht. Signalstörungen haben wir heute eigentlich nur noch recht selten, da wir nur noch über LEDs verfügen und die viel weniger störanfällig sind. Eine Signalstörung, die auftreten kann, ist, dass ein Signal nich auf Fahrt kommt.
      Häufiger als Signalstörungen haben wir Weichen- oder Stellwerksstörungen.
      Die Wartungsintervalle der Fahrzeuge obliegen der Qualitätssicherheit bei den Strab- Fahrzeugen. Diese werden etwa alle 40 Tage gewartet. Mehr Infos dazu findest du übrigens in diesem Blog:

      https://blog.kvb-koeln.de/alle-40-tage-zum-check-so-werden-die-bahnen-der-kvb-gewartet

      LG, Regina

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