Gleiswechsel Waidmarkt

Fortsetzung des Bauvorhabens zur Fertigstellung der Nord-Süd Stadtbahn
 
Fast zwölf Jahre nach dem Einsturz des Stadtarchivs wird seit Anfang November vergangenen Jahres am Waidmarkt weitergebaut. Nachdem ein Vergleich zwischen der Stadt Köln, der KVB und der Arbeitsgemeinschaft der bauausführenden Firmen, Arge Los Süd, geschlossen worden war, konnten die in den Jahren zuvor durchgeführten Beweiserkundungen zur Schadensursache eingestellt und ein jahrelanger Zivilprozess mit ungewissem Ausgang
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Blick auf die Weg vorm Gymnasium, Bild: Gudrun Meyer.

Bevor mit der Sanierung begonnen werden kann, müssen aus statischen Gründen zunächst umfassende Vorarbeiten durchgeführt werden. Hierfür war es leider unumgänglich, die Straße zwischen der Abzweigung zum Georgsplatz bis hin zur Parkplatzeinfahrt des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums für rund ein Jahr für den Rad- und den motorisierten Verkehr zu sperren. Für Fußgänger steht ein rund 2,50 Meter breiter Gehweg an der Westseite der Baustelle zur Verfügung. Um die Lärmbelästigung für die Anlieger zu reduzieren, wurde das Baufeld gemäß einer Auflage der Bezirksregierung Köln mit einer drei Meter hohen Schallschutzmauer versehen, um die Lärmemissionen für Anlieger so weit wie möglich zu reduzieren.
 
Vorarbeiten für die Sanierung
 
Damit die notwendigen Arbeiten ausgeführt werden können, musste erst einmal die Straßenbrücke zurückgebaut werden, die über den Randbereich der U-Bahn-Baugrube führte und zum Teil auf der Baugrubenumschließung aufgelagert war.
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Equipment für die Bohrlöcher, Bild: Gudrun Meyer.

Momentan wird eine Baugrubensicherung in einem Abstand von circa einem Meter parallel zur Schlitzwand rund um die Baugrube herum errichtet. Dazu werden Bohrlöcher mit einem Durchmesser von 60 Zentimetern etwa 7,50 Meter tief in den Boden gebohrt. In die Löcher werden Stahlträger eingelassen und in ihrem Fußpunkt einbetoniert. Zwischen den Stahlträgern werden später Holzbohlen eingebaut. Dieser „Berliner Verbau“ wird benötigt, um die nachfolgenden Arbeiten abzusichern, bei denen die Schlitzwände bis in etwa 2,80 Meter Tiefe freigelegt und abgestemmt werden. Hierauf wird dann ein Stahlbetonbalken (Kopfbalken) betoniert, der etwa 1,80 Meter hoch ist und die Baugrube so stabilisiert, dass nun mit der Sanierung des Gleiswechsels Waidmarkt begonnen werden kann. Hierfür wird ein Kranfundament hergestellt und ein 40 Meter hoher Turmdrehkran zur Andienung der Baustelle aufgestellt.
 
 
Auf den Kopfbalken wird die neue Hilfsbrücke aufgelagert sowie ein Stahlgerüst, dass die gesamte Baugrube überspannt. Hierauf werden Stahlbetonplatten montiert, die die Baugrube bis auf die Zugangs- bzw. Andienöffnungen komplett abdecken. Alle weiteren Arbeiten finden nun unter diesem Deckel statt. Die Belastung für die Anwohner wird hierdurch deutlich reduziert.

Taucher bei der Vorbereitung des Tauchgangs, Bild Gudrun Meyer.

Parallel zu den beschriebenen Bauabläufen arbeiten bereits Taucher innerhalb des Gleiswechsels. Sie erkunden die Situation im Bauwerk, überprüfen unter anderem die Schlitzwände. Hierfür müssen zum Teil Gegenstände aus der Baugrube entfernt oder eingedrungene Materialien  umgelagert werden.

Sanierung des Bauwerks

Ende 2021/Anfang 2022 beginnt voraussichtlich die eigentliche Sanierung. Der Deckel und eine Zwischendecke, die bereits vor der Havarie fertiggestellt waren, wurden durch die Erkundungsarbeiten in Mitleidenschaft gezogen. Sie sind zudem im Weg, denn auf der untersten Bauwerksebene befindlichen sich Arbeitsgeräte, Gerüste und anderes mehr, was dort am Unglückstag zurückgelassen werden musste und unter rund 5.000 Kubikmetern eingedrungenem Boden- und Schuttmaterial sowie circa 2.000 Kubikmetern Auflastbeton verschüttet ist. Das alles muss raus, bevor man weiterbauen kann. Am besten geht das bei einer Sanierung mit einer Unterwasserbetonsohle, entschieden die Baubeteiligten (Stadt Köln, KVB und Arge Los Süd) nach eingehender Prüfung. Diese Variante bietet die größtmögliche Sicherheit und ist auch zeitlich gesehen vorteilhafter als andere Verfahren, z.B. mit Druckluft oder Vereisung.

Ganz so einfach, wie es sich anhört, ist das Vorhaben jedoch nicht: Da sich das Bauwerk in der Erde befindet, drücken Erdreich und Grundwasser von außen gegen die Baugrubenwände. Von innen muss dem etwas entgegengesetzt werden, damit die Wände nicht zu sehr belastet werden und stabil bleiben. Das funktioniert, indem man auch die Baugrube mit Wasser füllt oder – wenn man im Trockenen arbeiten möchte – das Grundwasser absenkt und Stahlausteifungen einbaut, die die Wände gegeneinander abstützen. Das ist umso wichtiger, wenn man bisherige Einbauten – etwa den Deckel und die Zwischendecke – zurückbaut.

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Blick auf die Baustelle, Bild: Christoph Seelbach.

Unter Berücksichtigung dieser Gegebenheiten finden die Arbeiten in folgenden grob beschriebenen Schritten statt: Abbruch des Deckels und der Zwischendecke bei abgesenktem Grundwasserspiegel. Trotz Stahlsteifen ist der Druck von außen jetzt so groß, dass die Baugrube mit Wasser gefüllt werden muss, bevor Schutt und Beton von der untersten Baugrubenebene von Tauchern entweder mit hydraulischen Sprengungen oder Saugpumpen entfernt werden können. Geräte, Gerüstteile und anderes mehr werden mit Hilfe eines Krans aus der Grube befördert.
 
Danach werden unter Wasser rund 220 Mikro-Stahlpfähle mit einem Durchmesser von 63,5 Millimetern in einem Raster von circa 2,20 Metern bis ins Tertiär in rund 50 Metern Tiefe gebohrt. Der obere Teil dieser Pfähle bindet in die 2,20 Meter starke Betonsohle ein, die nun unter Wasser gegossen wird. So wird diese im Erdreich verankert und gegen Auftrieb gesichert. Beim Ausräumen der Baugrube wurden alle Fugen mit Blechen verschlossen. Die Baugrube ist nun dicht und kann komplett leergepumpt werden.

Weiterbau und Fertigstellung

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Blick auf den zukünftigen Gleiswechsel mit Tauchcontainer, Bild: Christoph Seelbach.

Nun beginnt der Weiterbau des Gleiswechsels Waidmarkt und es geht wieder nach oben: Wände und eine neue Zwischendecke werden gebaut, Steifen entfernt. Nachdem die Rohbauwände im mittleren Geschoss fertig sind, wird hierauf der neue Deckel aufge-lagert. Es werden ein Nottreppenhaus und Versorgungsschächte gebaut. Im Zwischengeschoss wird ein Unterwerk für die Stromver-sorgung des Bahnbetriebs untergebracht, der oberste Raum wird als Hohlraum für weitere Nutzungen vorgehalten. Schotts, die sich in den Tunnelröhren befanden, wurden zwischenzeitlich erneuert und werden nun ganz ausgebaut. Das Gelände oberhalb des nun im Rohbau fertigen Bauwerks wird aufgeschüttet und die Oberfläche wiederhergestellt.

Bauzeit und Inbetriebnahme

Die Bauvorhaben ist äußerst komplex und extrem aufwendig. Sicherheit steht an vorderster Stelle. Zwar sind die Gegebenheiten im Untergrund nach intensiven Untersuchungen in den vergangenen Jahren genauestens bekannt. Die real vorhandene Situation wird im Detail jedoch erst dann festzustellen sein, wenn die entsprechenden Tiefen in der Baugrube erreicht sind. Das ist ausschlaggebend für den gesamten Zeitplan und kann bedeuten, dass manche Arbeitsschritte kürzer oder länger dauern als ursprünglich vorgesehen. Ein konkretes Datum zu nennen, an dem die Bauarbeiten abgeschlossen sind, ist daher nicht möglich. Für die Vorarbeiten zur Sanierung wird ein gutes Jahr veranschlagt, für das Ausräumen des Bauwerks bis zur Sohle rund vier Jahre, für den Weiterbau mit der Errichtung der Innenschale und eines vorzuhaltenden Raums in der oberen Ebene etwa drei bis vier Jahre. Daran anschließend bzw. parallel müssen der technische Innenausbau und die Einrichtung der für den Stadtbahnbetrieb notwendigen Anlagen erfolgen. Gerechnet wird derzeit mit einer Fertigstellung Ende 2028/ Anfang 2029.

Wer´s erfahren möchte, schaut hier:

Ein Film, in dem er die aktuellen Bauarbeiten erläutert werden, sowie eine Animation zu Sanierung und Weiterbau finden sich unter dem Link hier am unteren Ende der Seite.

 
 
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20 Kommentare

  • Christian W.

    Warum sind denn die Bilder immer so klein, dass man kaum etwas erkennen kann? Es muss doch möglich sein diese durch einen Klick zu vergrößern… 🙁

  • Tramfreak_1999

    Warum sind die Videos über die Baustelle nicht auf dem KVB-Youtube Channel zu sehen? z.B. https://www.youtube.com/watch?v=5VNdPSKk6dQ und https://www.youtube.com/watch?v=Pq6q0D4aw44 sind als „Nicht gelistet“ eingestellt und somit erscheinen die Videos nicht auf der Seite des KVB-Channels. Mir wurden diese Videos nicht angezeigt, obwohl ich den Kanal aboniert habe. Habe die nur zufällig auf der verlinkten Seite gefunden. Sicher fänden viele andere Zuschauer auf Youtube die Videos ebenfalls interessant, könntet ihr nicht die auf dem Kanal sichtbar machen?

    • Guten Morgen,
      wir haben sogenannten „offizielle Videos“ und Videos, die eigens für bestimmte aktuelle Projekte, Blogartikel etc. produziert wurden. Diese sind dann entsprechend eingebettet und nicht gelistet.
      Das gibt unserem Kanal ein wenig Ordnung. Wir werden deinen Vorschlag aber mal diskutieren.
      VG Carola

      • Tramfreak_1999

        Die 2 Videos sind immer noch auf „nicht gelistet“.
        Kein Plan, was ihr da mit „Ordnung auf dem Kanal“ meint. Scheinbar hab ihr echt nicht verstanden, wie Youtube funktioniert…
        Ist doch gut, wenn die Abonennten von diesen „Aktuellen Projekten“ über den KVB Youtube Channel erfahren. Will man die Videos etwa verstecken? Wenn die gelistet wären, dann würden viel mehr Menschen diese Videos sehen und in der Beschreibung könnte man ja die Blogartikel verlinken. Diese würden dann auch häufiger gelesen.
        So würden dann auch User, welche zufällig KVB-Videos schauen auf diese Videos kommen. So funktionieren Plattformen wie Youtube eben.
        Verglichen mit anderen Videos auf dem KVB-Channel sind die Aufrufzahlen der „nicht gelisteten“ Videos wirklich gering, Obwohl die Themen eigentlich viele Leute interessieren würden.

        • Diese Videos behandeln ja nun sehr spezielle Themen, die ergänzend zu einem Blog o.Ä. produziert worden sind. Im Endeffekt hast du nicht Unrecht – aus dem Grund haben wir mittlerweile auch einen speziellen Medienkanal angelegt, wo nur ungelistete Videos hochgeladen werden. Da die Einbettung aber nicht verloren gehen soll, haben wir das Video hier auf dem Kanal gelassen. VG Carola

  • Elias

    Ich wüsste gerne wann die Severinstraße / Waidmarkt wieder für den Verkehr freigegeben wird.

    Die Situation für Fußgängerinnen und Fußgänger ist untragbar, da die Umleitung durch Radfahrerinnen und Radfahrer sehr häufig ignoriert und seitens der Polizei fast nie kontrolliert wird. In diesem Zusammenhang besonders Skuril dass man sogar im Hintergrund des Baustellenvideos sieht, wie ein Radfahrer absichtlich das Verbot missachtet.

    Die Baustelleninfos sind zwar grundsätzlich interessant, mir fehlt aber eben ein ungefährer zeitlicher Überblick.
    Also eine Prozessübersicht mit einzelnen Schritten, wie in dem Animationsvideo aber mit derzeit geplanten Zeiträumen; Nach dem Motto jetzt sind wir hier und ab diesem Zeitpunkt sind wir da.

    • Hallo Elias,
      wir wissen, dass die Situation für die Anwohner nicht schön ist. Zum zeitlichen Ablauf können wir derzeit aber nichts Verbindliches sagen. Wird sicher noch eine weile dauern 😬
      Gruß
      Markus

      • Elias

        Was für eine nichtssagende Antwort

        Es muss doch eine ungefähre zeitliche Übersicht geben.
        Ich erwarte ja gar kein genaues Datum aber etwa: „wir gehen momentan davon aus, dass die Straße im August wieder freigegeben werden kann“ oder so.

        Und die Situation ist nicht nur für Anwohnerinnen und Anwohner nicht hinnehmbar sondern für alle Passanten.
        Wenn die Polizei dort nicht kontrolliert muss sich die KVB eben bei der Polizei melden oder selbst kontrollieren, dass keine Radfahrerinnen und Radfahrer über den schmalen Gehweg fahren.

      • Johannes

        Hallo KVB,

        zu Beginn der Sperrung 2020 hieß es, die Erstellung der neuen Behelfsbrücke wurde „rund ein gutes Jahr“ dauern.

        Ich habe nun drei Fragen:

        – Wird an dieser Brücke zur Zeit gearbeitete?
        – Ist eine Fertigstellung und Freigabe für den Verkehr überhaupt noch geplant?
        – Wurde jemals ernsthaft die Fertigstellung einer neuen Behelfsbrücke angestrebt?

        Viele Grüße Johannes

  • Busfahrer der die 132 nicht mag

    Hallo,
    ich habe auch ein paar Fragen:
    – Wird im August die Cäserstr. wieder in beide Richtungen bedient oder wird der Teil der Bonner Str. dann in beide Richtungen gesperrt, sodass die Busse auch in Richtung Hbf über Rheinsteinstr. fahren?
    – Wird, wenn der Abschnitt Marktstr. bis Arnoldshöhe ca. 2 Jahre vor der Sanierung im Bereich Waidmarkt fertig wird, eine Bahnlinie zwischen Arnoldshöhe und Severinstr. eingeführt oder nicht?
    – Wie würde eigentlich die 106, wenn alles fertig ist, fahren? Nur zwischen Chlodwigplatz und Südpark oder verbindet man diese mit der 130, die ja auch später nur zwischen Bayenthalgürtel und Sürth fahren wird?
    – Weiß man mittlerweile wie lange die Sanierung am Waidmarkt noch dauert? Und könne man die Umleitungsstrecke auch in den Busliniennetzplan einbauen?
    – Könnte nicht die 978 auch an der Ersatzhaltestelle Waidmarkt (halten dort manchmal) halten? Und die 132/106 am Mühlenbach? Ich verstehe nicht, wieso manchmal Linien an Haltestellen vorbei fahren. Gut, vielleicht bei der 124, aber der Halt der 172 an Junkersdorf würde jetzt auch nicht so viel Zeit in Anspruch nehmen…

    Auf Antworten wäre ich dankbar 😉

    • Ich muss einige Punkte im Fachbereich erfragen. Ich melde mich, wenn ich mehr weiß. VG Carola

    • Hi nochmal,
      hier nun einige Antworten:
      – Die Bonner Straße bleibt weiterhin eine Einbahnstraße. Die Haltestelle Cäsarstraße wird nur in Fahrtrichtung Innenstadt bedient.
      – Die Sanierung am Waidmarkt dauert noch etwa siebeneinhalb Jahre.
      – Der jetzige Halt „Waidmarkt“ ist weiterhin eine Ersatzhaltestelle (Einsturz Stadtarchiv). Normalerweise würden wir auf der Straße „Waidmarkt“ von der Severinstraße kommend halten. Durch die Umleitung fahren wir auf dem Blaubach die Haltestelle an. Die Linie 978 hätte den Halt „Waidmarkt“ nicht und hält deswegen nicht an unserer Ersatzhaltestelle. Wir halten an der Haltestelle „Mühlenbach“ der 978 nicht, da dies zu nah an unserer Haltestelle „Waidmarkt“ wäre und sich 2 Halte in kurzer Entfernung nicht lohnen und dies im Fahrplan auch keine Berücksichtigung findet.
      VG Carola

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