Rat beschließt Tunnel auf der Ost-West-Achse

Mit fast einem Jahr Verspätung ist die Entscheidung zum Ausbau der Ost-West-Achse im Innenstadtbereich nun endlich gefallen: Nach einer mehrstündigen Debatte am Donnerstag, 3. April 2025, hat sich der Rat der Stadt Köln für den unterirdischen Ausbau der Ost-West-Achse zwischen Heumarkt und Moltkestraße ausgesprochen.
Zu den Befürwortern zählte auch unsere Oberbürgermeisterin Henriette Reker.
*Visualisierung der Haltestelle „Heumarkt“.
Die Kölner Verkehrs-Betriebe AG (KVB) begrüßt die Entscheidung ausdrücklich: „Auf der Relation der OWA benötigen wir dringend eine Kapazitätserweiterung. Von daher war ein Beschluss des Rates der Stadt Köln zum Ausbau alternativlos – unabhängig davon, ob oberirdisch oder mit einer Tunnelvariante“, kommentiert Stefanie Haaks, die Vorstandsvorsitzende des Verkehrsunternehmens.
„Die KVB hat sich aus betrieblichen Gründen von Beginn an für eine unterirdische Lösung ausgesprochen, denn in einem Tunnel können die Stadtbahnen störungsfrei und sicher verkehren. Es gibt keine Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmern.
Unser Angebot wird hierdurch zuverlässiger und besser und damit kundenfreundlicher. Dass dieses Projekt mehr als ein reines Verkehrsprojekt ist, ist uns bewusst und auch, dass deshalb politisch weitere Konsequenzen betrachtet werden mussten. Mit der nun getroffenen Entscheidung ist der Weg frei für eine Fortsetzung der Planungen und eine Realisierung der dringend benötigten Kapazitätserweiterung auf der Ost-West-Achse.“
*Visualisierung der Haltestelle „Neumarkt“.
Inzwischen gibt es bereits eine lange Vorgeschichte zu dem für Köln und den Kölner ÖPNV so wichtigen Ausbauvorhaben: Bereits 2017 wurden eine verkehrliche und eine städtebauliche Machbarkeitsstudie veröffentlicht, die die Grundlage für die Planungen darstellten. Zudem wurde 2017/ 2018 eine umfangreiche Bürgerbeteiligung durchgeführt, deren Ergebnisse ebenfalls in den Grundsatzbeschluss einflossen, den der Kölner Stadtrat im Dezember 2018 fasste.
*Visualisierung der Haltestelle „Rudolfplatz“.
Dieser Grundsatzbeschluss besagt: Der Verkehrsweg der Stadtbahnlinie 1, der im zentralen Innenstadtbereich auch von den Linien 7 und 9 mitbenutzt wird, soll umgestaltet werden. Die hohe Auslastung der Fahrzeuge macht diese Umbaumaßnahmen erforderlich, denn eine Takterhöhung ist nicht möglich. Entlang der sogenannten Ost-West-Achse zwischen den Haltestellen Bensberg und Weiden West werden künftig 90-Meter-Züge eingesetzt. Diese Züge können rund 50 Prozent mehr Fahrgäste aufnehmen. Für die Langzüge müssen fast alle Bahnsteige der Linie 1 verlängert werden. Zeitgleich entscheidet der Stadtrat, dass für die Innenstadt sowohl eine unterirdische als auch eine oberirdische Alternative untersucht werden sollten.
*Visualisierung der Haltestelle „Moltkestraße“.
Nach der Vorbereitung und Durchführungen einer europaweiten Ausschreibung werden im Frühjahr 2021 die Generalplaner für den Bereich West sowie für die Innenstadt beauftragt. Ab April 2022 gibt es ein „Politisches Begleitgremium“, in dem politischen Vertreter regelmäßig von der Verwaltung und der KVB über den Stand der Vorplanungen unterrichtet werden. Das passiert ab Mai 2022 auch in den sogenannten „Fachgesprächen“. Bei diesem Format sind es Personen aus der Kölner Wirtschaft, dem Mobilitätssektor sowie der organisierten Stadtgesellschaft, die informiert werden.
*Visualisierung der umgeststalteten Platzfläche „Neumarkt“.
Die Beschlussvorlage mit den Informationen aus den Vorplanungen wurde dem Rat im Juni 2024 zur Entscheidung vorgelegt. Diese wird jedoch mehrfach verschoben, da sich weder für die Tunnelvariante noch für den oberirdischen Ausbau in der Innenstadt eine klare Mehrheit finden lässt. Weitere Monate verstreichen, in denen die Politik um Lösungen ringt. Am 3. April 2025 fällt der Rat schließlich den auch für die Finanzierung wichtigen Beschluss. Denn:
Das Vorhaben soll sowohl durch Bundes- als auch durch Landesmittel gefördert werden. Die Aufnahme in den ÖPNV-Bedarfsplan des Landes NRW ist eine Voraussetzung für die Förderung mit Landesmitteln. Der nun getroffene Beschluss stellt sicher, dass eine Aufnahme der geplanten Ausbaumaßnahme mittels der Übergangsregelung in den Bedarfsplan nun noch rechtzeitig beantragt werden kann. Die Beantragung ist bis zum 31. Juli 2025 möglich. Voraussetzung hierfür ist, dass eine entsprechende Planungsreife (Leistungsphase 2 HOAI) und eine auskömmliche volkswirtschaftliche Bewertung (Nutzen-Kosten-Indikator größer 1) vorliegt. Beides ist bei der von der Stadt Köln geplanten Tunnelvariante der Fall.
*Visualisierung der umgeststalteten Platzfläche „Rudolfplatz“.
Der gefasste Beschluss des Stadtrates sieht hierüber hinaus vor, dass nach Aufnahme der geplanten Tunnelvariante in den Bedarfsplan diverse Änderungen gegenüber der ursprünglichen Planung geprüft werden sollen. Hierzu gehören folgende Vorschläge, die durch die CDU, FDP und SPD eingebracht wurden: Entfall des unterirdischen Abzweigs in Richtung Zülpicher Platz, Planung einer zweigleisigen unterirdischen Haltestelle am Neumarkt, eine oberirdische Führung der Linie in Richtung Sülz sowie die Einplanung von Vorhaltebauwerken für mögliche Verlängerungen in Richtung Universitätsstraße, Dürener Straße und Deutz. Zudem sollen alternative Bauweisen untersucht werden, um die bisher geplanten Tieflagen der Bauwerke zu reduzieren und die Übergänge zur Stadtbahn und zur S-Bahn im Bereich Moltkestraße/ Aachener Straße zu verbessern.
In weiteren, gesonderten Anträgen wurde die Verwaltung beauftragt, unter anderem eine mögliche Weiterführung des Tunnels unter dem Rhein und bis hinter die Kreuzung Aachener Straße/ Innere Kanal- beziehungsweise Universitätsstraße hindurch sowie die Weiterentwicklung des KVB-Schienennetzes mit Metrolinien zu prüfen.
Ein Großprojekt wie dieses durchläuft viele Planungsphasen und beginnt lange bevor die ersten Bagger rollen. Auf der Internetseite ostwestachse.koeln können Sie sich einen Überblick über das Projekt verschaffen. In einem umfangreichen FAQ-Katalog werden alle wesentlichen Fragen zu dem Bauvorhaben beantwortet und in einem Faktencheck werden Themen erläutert, die in der öffentlichen Debatte um den oberirdischen oder unterirdischen Stadtbahn-Ausbau vielfach missverständlich interpretiert werden.
Bildnachweis:
Städtebaulichen Visualisierungen – ©Bernard Gruppe, urbanegestalt, Knüvener Architekturlandschaft, ADE/RPTU
Visualisierungen Tunnelhaltestellen – ©Schüßler-Plan, ZPP Ingenieure, netzwerkarchitekten
3D-Visualisierungen der Planungsabschnitte (oberirdisch und unterirdisch) – ©Stadt Köln
Städtebauliche Visualisierung Rudolfplatz – ©Bernard Gruppe, urbanegestalt, Knüvener Architekturlandschaft, ADE/RPTU
Städtebauliche Visualisierung Neumarkt und Aachener Straße – ©CDU Köln
*Bei den Visualisierungen handelt sich um erste Gestaltungsideen mit Stand 2023. Sie sollen einen Eindruck davon vermitteln, wie der Stadtraum nach dem Bau aussehen könnte. Die endgültige Gestaltung der Haltestellen und Platzflächen ist abhängig von den weiteren Planungen und erfolgt im weiteren Verlauf des Projekts.
Wer Interesse an weiteren Beiträgen hat, findet sie hier:
Vor 50 Jahren, als die Straßenbahnen abtauchten…
Bürgerbeteiligung Ost-West-Achse: Was wollen die Kölner/innen?
Ausbau der Ost-West-Achse – Kölns große Chance
„Mit fast einem Jahr Verspätung“ ich lach mich tot, typisch Köln. Irgendwas sagt mir, dass der Tunnel auch nicht rechtzeitig fertig wird…
Aber im Ernst: Ich finde es sehr gut, dass es da jetzt mal vorangeht. Dies war dringend notwendig. Allerdings frage ich mich, was aus dem Busverkehr wird? Bleibt der dann bestehen? Könnte man nicht auch 146 und 106 vereinen? Nu so ne Idee…
Schönen Tag noch!
Hi Linus,
der Busverkehr wird davon erst einmal nicht betroffen sein.
Liebe Grüße
Jana
Guten Tag,
Die Freude teile ich ganz ubd gar nicht.
Ein solches Bauprojekt im Zentrum der Stadt zu planen und durchzuführen ist absoluter Wahnsinn.
Es gäbe so viele andere wichtige Projekte, Ausbau der bestehenden Linien (13 bis zum Rhein, oder Buslinien in die wachsenden Veedel, eine Bahn am äußeren Stadtgürtel, weniger Straßen für Autos, mehr breite Wege für Rad und Fußgänger. Die Bahnlinien eingrenzen mit Schutzkanten, Überarbeitung und Verbesserung des bestehendes Verkehrskonzeptes.
Dieses neue Projekt ist vollkommen unzeitgemäß, überflüssig, mit einer viel zu langenBauzeit, staufördernd, gebäudeschädigend, mit einer hohen Belastung für Anwohner und KölnerInnen, unsägliche Kosten. Ich bin fassungslos dass diese Entscheidung getroffen wurde. Da sind einige Hirne ausgeschaltet gewesen. Ein Skandal und noch schlimmer, die nächste geplante never ending Baudramageschichte wird kommen. Mir fehlen die Worte.
Hallo Sonja,
auch wenn es viel anderen städtebaulichen Handlungsbedarf gibt, ist das Projekt Ost-West-Achse dringend notwendig. Der Grund dafür liegt in der begrenzten Streckenkapazität, insbesondere in der stark frequentierten Innenstadt.
Die 60 Meter langen Stadtbahnen haben in den Spitzenstunden ihre Kapazitätsgrenze erreicht, und eine Taktverdichtung auf der Ost-West-Strecke würde weder eine vertretbare Betriebsqualität für die Bahn, noch angemessene Querungsmöglichkeiten für die anderen Verkehrsteilnehmer*innen bieten.
VG Carola
Sehe ich genau so! Die Stadt hat keine Kohle, aber ein weiterer Tunnel wird beschlossen? Die Nord Süd Verbindung ist nach 17 Jahren noch nicht fertig…da ahnt man schon, was hier passiert!
Warum soll eigentlich so spezifisch nur die Ost-West-Achse die längeren Züge bekommen? Bei den Linien 4, 13 und 18 sind ja zumindest 70m geplant, was aber auch nur eine geringfügige Kapazitätserweiterung sein wird. Dass man auf vielen straßengebundenen Strecken aufgrund der rechtlichen Beschränkungen nicht über 75m hinauskommt ist mir bekannt, aber warum werden diese Stellen dann nicht viel gezielter angegangen? Linie 16 könnte man, die entsprechenden Bahnsteigverlängerungen und Neufahrzeuge vorrausgesetzt, ohne weitere Probleme mit 90m-Bahnen betreiben. Bei Linie 18 liegen nur vielleicht 200m Strecke zwischen Eifelwall und Barbarossaplatz auf der Straße. Bei Linie 15 ist es nur ein kurzer Abschnitt in Nippes. Bei der 13 sind es auch nur die Bahnbrücken am Bf. Ehrenfeld und ein kurzer Streckenabschnitt zwischen Zülpicher und Gleueler Straße.
Wie so häufig wird sich ein einzelnes sinnvolles aber gleichzeitig überteuertes Projekt rausgesucht, statt den Ausbau in der Breite voranzutreiben. Und dieses soll dann statt mit günstiger offener Bauweise, trotz der Führung direkt unter einer viel zu breiten Straße, mit einer teureren Tunnelbohrmaschine gebaut werden. Dass der Rat gegen die langen Umsteigewege an Rudolfplatz und Moltkestraße ist ergibt auch vollkommen Sinn. Man kriegt einfach das Gefühl, dass das ganze doch nicht so gut durchdacht wurde, wie man versucht es den Leuten zu verkaufen.
Liebe KVB,
wie soll die Unterhaltung der vielen zusätzlichen Rolltreppen und Aufzüge sichergestellt werden? Schon jetzt ist es mein Eindruck, dass die KVB da nicht hinterher kommt. Wie soll es dann bitte werden, wenn eine Vielzahl an Rolltreppen und Aufzügen noch hinzu kommt? Und wie soll das finanziert werden. Die Reparatur- und Unterhaltungsaufwendungen werden nämlich nicht gefördert und die finanzielle Situation von KVB und Stadt ist schon heute sehr angespannt und wird sich eher noch verschlimmern.
Falls der Tunnel tatsächlich kommt (ein Baubeschluss ist nämlich noch nicht gefasst), wäre das somit ein Schlag ins Gesicht für jeden, der irgendwie in seiner Mobilität eingeschränkt ist (Behinderung, Kinderwagen, etc).
Viele Grüße, Michael